Xanten Kita-Schließung: Eltern bitten um Aufschub

Xanten · Mit einer Petition an den Landschaftsverband wollen Mütter und Väter erreichen, dass der Sprachheilkindergarten bis 2018 erhalten bleibt.

Xanten: Kita-Schließung: Eltern bitten um Aufschub
Foto: Ostermann Olaf

Henri ist ein eher verschlossenes Kind, das Schwierigkeiten hat, Beziehungen aufzubauen. Noch vor einem Jahr konnte ihn eigentlich nur die Mutter verstehen. Inzwischen hat der inzwischen Vierjährige aber enorme Fortschritte gemacht. "Henri braucht wegen seiner Sprachenentwicklungsstörung eine intensive Betreuung", erzählt seine Mutter Daniela Sackers. Die bekommt das Kind im Sprachheilkindergarten im Schatten des Doms. Die Kita aber wird im nächsten Jahr geschlossen (die Rheinische Post berichtete). Henris Eltern und die von neun weiteren Kindern müssen sich auf die Suche nach einer anderen Einrichtung machen. Das fällt schwer.

In einen Regelkindergarten, auch wenn er Kinder mit Handicaps aufnimmt, möchte Daniela Sackers ihren Sohn nicht schicken. Dafür sind die Fortschritte, die ihr Sohn in den vergangenen Monaten in einer Facheinrichtung gemacht hat, einfach zu groß. "Zuvor waren es nur Laute, die Henri noch als Dreijähriger von sich gab", erzählt sie. Ganz anders als die gleichaltrigen Kinder damals noch im Helena-Kindergarten. Der Kinderarzt riet zur Logopädie. Einmal in der Woche. Aber auch da tat sich Henri schwer, den Kontakt zuzulassen. Erst im Sprachheilkindergarten hat der inzwischen Vierjährige aufgeholt. Zwar hat er immer noch Schwierigkeiten zum Beispiel mit den Guturallauten K und G. Doch er spricht, hat in seinem Vokabular enorm aufgeholt. Und die motorische Entwicklungsverzögerung, die oft als Folge der sprachlichen Schwierigkeiten zu finden sind, schwinden auch nach und nach. Dass Henris Feinmotorik immer mehr in die Reihe komme, liege ebenfalls an der intensiven Betreuung, sagt seine Mutter Daniela Sackers.

"Hier sind die Kinder gut aufgehoben": Daniele Sackers, Ekaterina Fingler und Milena Spang (v.l.) wollen sich noch nicht mit der beabsichtigten Schließung des Sprachheilkindergartens abfinden.

"Hier sind die Kinder gut aufgehoben": Daniele Sackers, Ekaterina Fingler und Milena Spang (v.l.) wollen sich noch nicht mit der beabsichtigten Schließung des Sprachheilkindergartens abfinden.

Foto: arfi/ OO

Ähnliche Erfahrungen machen auch Milena Spang und Ekaterina Fingler mit ihren Kindern. Für Cheyenne und Fabienne, so fürchten sie, werde es ein Jahr vor der Einschulung hart.

Die Eltern wollen nicht falsch verstanden werden. Inklusion sei im Grunde eine gute Sache, sagt Daniela Sackers. Manche Kinder benötigten aber eine intensivere Betreuung in Kleingruppen, wie sie im Sprachheilkindergarten von Montag bis Freitag mit Logopäden und Ergotherapeuten gewährleistet sei. Selbst wenn diese Fachleute ein, zweimal pro Woche in inklusiven Kindertagesstätten tätig würden, sei das zu wenig. Henri, so die Prognose, könne schließlich bei einer weiteren derartigen Förderung in einer Regelschule mithalten.

Der Kreis hat bereits seine unbürokratische Hilfestellung signalisiert. Entsprechende Einrichtungen der Lebenshilfe gibt es auch in Rees und Wesel. Vorausgesetzt, dort gibt es freie Plätze: Auch mit dem Taxi, mit dem die Kinder auch schon derzeit zum Kindergarten gefahren werden, sind das lange Wege -, besonders auch für die Kinder von Milena Spang und Ekaterina Fingler, die in Alpen und Rheinberg zu Hause sind. Vor allem aber: An der Rheinstraße haben die Kleinen Vertrauen gewonnen. Jeder Umzug, für Henri wäre es schon der zweite, bringt Stress, der zu Rückschlägen führen kann, befürchten die Eltern.

Die Situation der katholischen Propsteigemeinde, die die Schließung mit den politischen und finanziellen, insbesondere aber mit kaum zu lösenden Brandschutz-Vorgaben begründet, sei nachvollziehbar. Wenn es aber schon eine auf ein Jahr begrenzte Ausnahmegenehmigung zur Nutzung eines Ruhe-Raums gebe, dann könnte diese doch auch im Sinne der Kinder verlängert werden. Das gebe der Gemeinde auch die Zeit, ihr Bauvorhaben am Helena-Kindergarten zu verwirklichen und einen geregelten Fortbestand des Förderkindergartens zu bewerkstelligen, erklären die Eltern. Sie werden sich nun mit einer Petition an den Landschaftsverband Rheinland wenden. Aufgeben, so Daniela Sackers, würden sie jedenfalls noch nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort