Xanten Kneipensterben geht weiter: Hennemann zu

Xanten · Ein Wasserrohrbruch brachte das Fass zum Überlaufen: Sascha Späth und Angela Janßen schließen Marienbaums Traditionsgaststätte.

 Sascha Späth und Angela Janßen vor der Traditionsgaststätte Hennemann, die sie vor zwei Jahren übernommen haben.

Sascha Späth und Angela Janßen vor der Traditionsgaststätte Hennemann, die sie vor zwei Jahren übernommen haben.

Foto: Armin Fischer

Sie kocht mit Leib und Seele, er steht gerne hinterm Tresen und zapft Bier. Und sie haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber letztlich hat ein Wasserrohrbruch das Fass zum Überlaufen gebracht: Sascha Späth und Angela Janßen schließen Sonntag den Schankbetrieb in der Traditionsgaststätte Hennemann, die sie erst vor zwei Jahren übernommen haben. "Wir stellen den kompletten Abendbetrieb ein." Auch die Kegelclubs, die immer bei Hennemann ihre Kugeln geschoben haben, müssen sich ein neues Domizil suchen. Damit schließt eine weitere Traditionsgaststätte auf dem Land.

Nur den Brunch an jedem ersten Sonntag im Monat, den wollen die beiden beibehalten. "Ich koche unheimlich gerne, freue mich, wenn es den Leuten schmeckt", sagt Angela Janßen (49). Auch der 250 Quadratmeter große Saal, in dem bis zu 150 Menschen Platz finden, soll weiter genutzt werden können. Von Vereinen wie dem Heimat- und Bürgerverein oder dem VdK-Sozialverband für ihre Versammlungen, für Karnevalsveranstaltungen, Theaterabende oder für den Beerdigungskaffee.

Der Rohrbruch vor drei Wochen, so sagen die Beiden, habe ihnen den Rest gegeben. "Das sah hier oben aus wie in einem Dampfschwimmbad", erzählt Angela Janßen. Sie stand in der Küche, bereitete alles vor für einen Beerdigungskaffee, ihr Mann Sascha Späth war im Saal, als eine Angestellte herbeieilte mit den Worten: "Vorne stimmt was nicht". Und das war noch untertrieben: Der komplette Gastraum stand unter Wasser, das durch den Boden in den Keller sickerte. Ursache: Ein Rohr der alten Heizung - sie funktioniert noch nach dem nicht mehr zeitgemäßen Schwerkraft-Prinzip ohne Umwälzpumpe und braucht ordentlich Temperatur - war gebrochen. Die Pumpe arbeitete weiter und pumpte heißes Wasser in den Schankraum. Sicherungen flogen 'raus, die Elektroleitungen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Bis in die Nacht war ein Monteur beschäftigt, die Heizung wieder ans Laufen zu kriegen. Der große Saal blieb verschont, das Kegeln musste eingestellt werden. Seit Tagen laufen im Keller die Trockner. Im Gastraum sind die Fliesen im Eingangsbereich gebrochen, Tische und Stühle standen im Wasser, die Vertäfelung müsste komplett entfernt und erneuert werden. Den Elan haben die Beiden nicht mehr. Schon vor einiger Zeit hatten sie auf Wochenend-Betrieb umgestellt, weil unter der Woche nur noch wenig los war.

"Es ist schade, dass wir zumachen müssen. Wir mögen die Menschen hier. Aber wir dürfen uns nicht übernehmen, müssen jetzt einen Gang 'runterschrauben", sagen Beide. "Wir wissen noch nicht, wo die Reise hingeht", sagt Sascha Späth. Seine Frau arbeitet seit dem 1. November in Köln: Die gelernte Köchin und Küchenmeisterin hat in der dortigen Justizvollzugsanstalt die Leitung der Kantine übernommen und bildet dort auch Gefangene, die im teiloffenen Vollzug sind, zu Beiköchen aus. Auch in der Küche helfen ihr Gefangene bei der Arbeit. Sascha Späth (47), der aus Düsseldorf kommt und dort viele Jahre "Theke gemacht" hat, ist gelernter Kfz-Mechaniker. Er macht im Nebenerwerb schon länger alles, was anfällt rund ums Auto.

Karnevalssonntag, 26. Februar, da sind die Türen der Traditionsgaststätte Hennemann zum letzten Mal offen. Danach ist Schicht. Die Aufführungen des Theaters MaX, das am 10. März um 19.30 Uhr mit der Komödie "Der verhinderte Tenor" Premiere feiert, finden alle noch statt. Selbstverständlich.

(jas)
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