Xanten Krähenplage macht Anwohner wütend

Xanten · Die lauten Vögel haben es sich in Xanten an der Klever Straße und in den Wallanlagen gemütlich gemacht.

 Im Schatten des Domes haben die Saatkrähen in dem hohen Baum an der Klever Straße ihre Nester gebaut.

Im Schatten des Domes haben die Saatkrähen in dem hohen Baum an der Klever Straße ihre Nester gebaut.

Foto: armin Fischer

Das Geschrei ist für die Anwohner nicht auszuhalten: Pünktlich um 4 Uhr in der Frühe, als hätten sie sich einen Wecker gestellt, fangen die Saatkrähen in der Blutbuche an der Klever Straße und auf der anderen Seite in den Wallanlagen etwa in Höhe des Bed & Breakfast-Gästehauses an mit ihrem Gekrächze. "Mein Schlafzimmer liegt genau gegenüber von der Blutbuche, für mich ist die Nacht um 4 Uhr vorbei", ärgert sich Doreen Stein. Bei offenem Fenster schlafen? "Das macht hier vermutlich niemand, das können Sie vergessen", ist Ruth Bercker sicher.

Vor einigen Jahren haben Saatkrähen die hohe Buche als idealen Nistplatz ausgeguckt, sind dort Anfang März wieder mit dem Nestbau angefangen. Und das tun sie nicht schweigsam, sondern lautstark. "Das geht jetzt den ganzen Sommer so, das ist wie in dem Hitchcock-Film", sagt Dorothea Müllers. Sie will auf keinen Fall, dass die Blutbuche gefällt wird; "man hätte sie nur ganz oben an der Spitze so beschneiden müssen, dass es keine Astgabeln mehr gibt, in denen sie ihre Nester bauen können". Rob Niels sieht das genauso. "Ich würde den Bürgermeister gerne mal einladen, bei uns zu übernachten und dann morgens draußen zu frühstücken", so der Niederländer, der gemeinsam mit Arjan Disseldop das Gästehaus Bed & Breakfast am Westwall betreibt, wo sich Saatkrähen in den beiden großen Platanen eingenistet haben. Die beiden befürchten, dass ihnen bald die Gäste ausbleiben. Rob Niels: "Wenn das so weiter geht, überlegen wir, hier wegzugehen."

Die Anwohner an der Klever Straße können aber nicht einfach weggehen: Hier ist ihr Zuhause, das Ehepaar Müllers beispielsweise lebt schon mehr als 50 Jahren in dem schönen Haus, in dem Dr. Wilhelm Müllers im Erdgeschoss sein Antiquariat hat. Seine Gattin hat aus ihrem Garten hinter dem Haus zum Westwall hin ein wahres Kleinod gemacht - "aber im Frühjahr oder Sommer tagsüber draußen sitzen, das geht wirklich nicht, da verstehen Sie ihr eigenes Wort manchmal nicht", ärgert sie sich. Sie hat schon im vergangenen Jahr Bürgermeister Görtz im Bürgerforum auf das Problem angesprochen, weil die beiden Platanen auf städtischem Gelände stehen. Sie hat auch die Gelegenheit genutzt, einem Vertreter der CDU die Krähenplage zu schildern, als die Partei auf dem Markt einen Info-Stand hatte. "Hängen Sie 'ne tote Krähe in den Baum, dann sind die Vögel weg", habe man ihr lapidar geraten. Sie hat Ende November den Propst angeschrieben, weil die Blutbuche an der Klever Straße auf kirchlichem Gelände steht. Hat ihn freundlich darum gebeten, dass man die Astgabeln hoch oben doch zurückschneiden möge, damit sich die Krähenkolonien zurückziehen. "Aber ich habe bis heute leider keine Antwort bekommen".

Das will die Propsteigemeinde nachholen: "Wir werden uns demnächst bei den Nachbarn melden", versprach Verwaltungsreferent Tobias Faasen gestern auf Nachfrage. Man habe auch eine Fachfirma geholt, die sich den Baum angeschaut hat, und zwar "noch in der Zeit, wo man den Baum hätte zurückschneiden können". Faasen fragte bei der Fachfirma nach, warum sie das nicht getan hat. Auf einigen Ästen hätten schon Krähen gesessen, war die Antwort; die Alternative wäre gewesen, alle Äste, also auch die gesunden, abzuschneiden, auf denen noch keine Krähe sitzt. Fasen gab zu, dass es schon extrem ist an der Klever Straße. "Wenn mir jemand sagt, was wir dagegen tun können, dann machen wir das".

Müllers kann sich noch gut an die riesige Krähenkolonie auf dem Fürstenberg erinnern. Auch auf dem Birtener Friedhof und hinterm Deich in Lüttingen nisten die Saatkrähen, "aber in der Stadt hat es eigentlich nie Krähen gegeben". Die Büdericher, die hätten das Problem auf ihre Weise gelöst: Die Nester 'rausgenommen, die Bäume so weit zurückgestutzt, dass es keine Astgabeln mehr gibt. "Säßen die Saatkrähen auf dem Markt, würde die Stadt bestimmt aktiv" ist er sicher. Und er denkt weiter: "Wenn sich die Saatkrähen im Park weiter ausbreiten, kann die Stadt ihre Kurpark-Ideen begraben. Welcher Spaziergänger möchte sich schon gerne Dauer-Beschallen lassen? Von einem Konzert kann da nicht die Rede sein". Außerdem setzten die Saatkrähen jede Menge Kot ab. Und sie seien absolut clever: Saatkrähen holen sich auch aus halb geschlossenen Mülleimern Nahrung. Niemand wolle ihnen ans Gefieder, betonen alle. Und jetzt sei es ohnehin zu spät. "Aber es muss 'was passieren, das kann nicht so bleiben", sind sich die Anwohner einig. So hoffen alle, dass Propstei und Stadt handeln, und zwar rechtzeitig, vor dem 28. Februar 2018.

(jas)
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