Xanten Küvenkamp 2: Sommerfest und gleichzeitig Einweihungsparty

Xanten · Bruder Jacob, der Namensgeber eines der berühmtesten Kinderlieder, sollte an diesem Spätnachmittag keinen Schlaf finden. Immer wieder intonierten die Gäste des Sommerfestes in der neuen Flüchtlingsunterkunft Küvenkamp 2 die Melodie an. Groß und Klein, Alt und Jung, auf Deutsch, Französisch, sogar auf Arabisch.

Seit vielen Jahren bittet der Arbeitskreis Asyl zu einem solchen gemütlichen Beisammensein. Der Zufall wollte es diesmal, dass das Fest fast zeitgleich mit dem Erstbezug der Unterkunft zusammenfiel. Mit einiger Zeit Verspätung war sie fertiggestellt worden; es war also auch so etwas wie eine Einweihungsparty.

"Es sind erfreulich viele gekommen, die an unserer Arbeit interessiert sind und die auf ihre Weise die Integration feiern", freute sich Dr. Wolfgang Schneider vom Arbeitskreis Asyl über die gute Resonanz auf die Einladung. Die bunte Gästeschar sei ein gutes Zeichen. Das sah Bürgermeister Thomas Görtz genauso. Xanten, betonte er, sei eine bunte und weltoffene Stadt, in der Menschen in Not herzlich aufgenommen würden. Mit dem Bau der neuen Unterkunft habe man ein Zeichen gesetzt, dass man gewillt sei, Geld in die Hand zu nehmen.

Das Spielmobil war beim Kreis Wesel geordert, die Flüchtlinge haben Speisen ihrer Heimat gekocht und aufgefahren. "Es duftet wunderbar", strahlte Schneider angesichts der reich gedeckten Tafel. Gefüllte Weinbergblätter lagen neben Mhsche, ein Gericht aus Zucchini und Weißkohl, es gab Zwiebeln in Tomatensauce, arabische Pizza mit Gemüse wie Spinat und Zwiebeln. Aus dem Irak stammt eine Art Bulgur-Salat mit viel Petersilie. Daneben dampfte eine kurdische Suppe mit Bällchen aus Reis und Fleisch.

Die neue Unterkunft ist für maximal 180 Menschen ausgelegt. Noch hat man Platz, denn das Heim wird erst nach und nach belegt. Dafür wurden oder werden andere Unterkünfte geschlossen. Außerdem werden nach und nach Wohnungen, die die Stadt angemietet hat, gekündigt. Allerdings betont Görtz: "Wir halten am Prinzip einer dezentralen Unterbringung fest."

Die freiwerdenden Wohnungen schaffen Platz für andere Zielgruppen. Vielleicht auch für Mohammad Azim Saeedazai. Der afghanische Journalist, als Flüchtling anerkannt, hat eine Arbeit gefunden. Nun möchte er gerne vom Küvenkamp wegziehen. Aber auf dem Markt sind Mietwohnungen rar, weißt er.

Eine Dankeschön sagte die Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss in Richtung der ehrenamtlichen Helfer. Ohne diese wäre man längst nicht soweit, Menschen in großer Not ein Willkommen zu geben. "Ohne euch wäre unser Land anders und dunkler", sagte sie. Man müsse und werde das Störfeuer von "anderer politischer Seite" aushalten; in Deutschland gebe es keinen Raum für Rechtspopulisten, erklärte sie.

(pek)
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