Sonsbeck Labbecker fotografiert alte Zechen in aller Welt

Sonsbeck · Jörg Schindowski, von Beruf Lokführer, ist leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Seine Lieblingsmotive sind ehemalige Bergwerke.

 Jörg Schindowski (43) ist Hobby-Fotograf mit dem Spezialgebiet Industrie-Archtektur. Er verfügt über eine Foto- und Laborausrüstung, die sich mit Profifotostudios messen kann.

Jörg Schindowski (43) ist Hobby-Fotograf mit dem Spezialgebiet Industrie-Archtektur. Er verfügt über eine Foto- und Laborausrüstung, die sich mit Profifotostudios messen kann.

Foto: Olaf Ostermann

Als gebürtiger Bottroper ist Jörg Schindowski im Ruhrpott groß geworden. Umgeben von Zechen und großen industriellen Anlagen. 2000 zog er mit seiner Familie vom Ruhrgebiet nach Labbeck. "Mit dem Abstand sieht man, was alles an Industrie verschwindet." Dem wirkt er seither auf seine ganz eigene Weise entgegen: Er fotografiert. "Das sind alles Zeitzeugen, die nach und nach verschwinden."

"Die Gebäude", so Schindowski, "sind meist um 1900 entstanden und erzählen eine Geschichte." Daher müsse man festhalten, was da sei. "Die Industrie, die früher gebaut wurde, war viel pompöser. Heute sieht man an den Gebäuden ja nichts mehr."

Das Fotomaterial wird anschließend archiviert und wenn die Zeit es erlaubt, werden die schönsten Motive als Vergrößerung abgezogen. Um sicher zu sein, dass seine Zeitdokumente erhalten bleiben, fotografiert der Autodidakt auf Planfilm. Die analoge Arbeitsweise sichert einmal die Beständigkeit der Aufnahme. Denn gleichgültig wie sich die Medien verändern, das Foto wird man auch in vielen Jahren noch anschauen können. Was bei einer Datenspeicherung nicht sicher wäre. Zudem kann bei dem analogen Foto nicht manipuliert werden, was die Authentizität seiner Bilder belegt. Hat der Labbecker, der fotografiert seit er zehn Jahre alt ist, früher Eisenbahnen fotografiert, stieg er im Jahr 2002 auf Industrieanlagen um. Als Lokführer "brauchte ich die Eisenbahnen nicht auch noch in der Freizeit". Zudem waren nach rund 7000 Aufnahmen die gewünschten Motive "verbraucht". Schindowskis "Zeitzeugen"-Suche ist ein Wettlauf gegen die Zeit. "Meist ist die Abrissbirne schneller."

 Auch dieses Bergwerk in Asturien hat Jörg Schindowski fotografiert.

Auch dieses Bergwerk in Asturien hat Jörg Schindowski fotografiert.

Foto: Rih

Seit den 1970er Jahren setze jedoch langsam ein Wandel ein. "Vorher wurde alles abgerissen." Heute hingegen versuche man oftmals, die Industrieanlagen einer anderweitigen Nutzung zuzuführen. "Aber in den Niederlanden, Belgien oder auch Frankreich ist alles weg. Bis auf einige wenige Anlagen, die museal genutzt werden." Ferien verbringt der Mann mit der Großbildkamera da, wo alte Industrieanlagen stehen. Orte wie Samuno, San Luis oder Pumarabule (alle in Asturien) verbindet der 43-Jährige mit Zechen. Gerade ist er von einer Polenreise zurückgekehrt. Auch dort hat er, zusammen mit seiner Frau, Bergwerksanlagen fotografiert. Rund ein Jahr Vorbereitung steckt in einer solchen Reise. Zuerst wird im Internet recherchiert, wo Anlagen liegen. Mittels Straßenplänen werden die besten Positionen für Fotos festgelegt. Fachliteratur sorgt für das notwendige Hintergrundwissen. Teilweise gilt es Genehmigungen einzuholen, um auch nur in die Nähe einer Anlage kommen zu dürfen. Immer wieder gerät der professionelle Hobbyfotograf trotz Panoramafreiheit (Straßenbild-freiheit) an Sicherheitsdienste.

Über einen weiteren Effekt, den seine Großbildkamera auslöst, muss Schindowski lachen: "Die Autos werden immer langsamer, wenn die Fahrer meine Kamera sehen." Aber: "Solange es Filmmaterial gibt, werde ich das beibehalten."

(rih)
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