Xanten Landwehr bis Mittwoch ohne Warmwasser

Xanten · DBX-Chef Harald Rodiek erhebt schwere Vorwürfe gegen seinen entlassenen Vorgänger Kurt Reintjes. Der habe beim Bau der Fernwärmeleitung ohne Not Anlagen gestrichen, die jetzt nach dem Bohr-Vorfall die Versorgung gesichert hätten.

 Diese Bohrgestänge zerstörte die inzwischen vorsorglich mit gelbem Material ab gedichtete Rohrleitung an der Schule. Ein Bauarbeiter (rechts) sicherte gestern die Baustelle ab.

Diese Bohrgestänge zerstörte die inzwischen vorsorglich mit gelbem Material ab gedichtete Rohrleitung an der Schule. Ein Bauarbeiter (rechts) sicherte gestern die Baustelle ab.

Foto: arfi

Die Bewohner des Neubaugebiets Landwehr und die der 90 Wohnungen im Atrium an der Poststraße bleiben vermutlich noch bis Mittwoch ohne warmes Wasser. Das Hallenbad bleibt geschlossen, aus den Duschen der Sporthalle an der Bahnhofstraße und den Hähnen der Schulen tröpfelt bis Mitte der Woche nur kaltes Wasser. So lange nämlich, sagt der Leiter des Dienstleistungsbetriebs Xanten (DBX), Harald Rodiek, werden die Arbeiten an der defekten Fernwärmeleitung im Schulzentrum dauern. Dort hatte am Donnerstagmittag ein Baggerführer sein Ziel verfehlt (wir berichteten). Dennoch hätten die 300 Landwehr-Bewohner weiter versorgt werden können, sagt Rodiek, der in diesem Zusammenhang im Gespräch mit unserer Redaktion schwere Vorwürfe gegen seinen Vorgänger Kurt Reintjes erhebt. Der soll beim Bau der Leitung in den Jahren 2012/13 einen für einen solchen Fall notwendigen Schieber gegen jeden Rat einfach gestrichen haben.

Rodiek kann es langsam nicht mehr fassen. Seit gut einem Jahr müsse er die Versäumnisse aus alten Tagen aufarbeiten, sagt er. Der DBX-Chef zählt auch das aktuelle Geschehen dazu. "Auf allen Plänen für den Leitungsbau rund um das Blockheizkraftwerk an Sonsbecker Straße ist ein Schieber eingezeichnet", sagt Rodiek. Bei einem solchen Vorfall wie am Donnerstagabend könnte damit ein Teil der Leitung abgetrennt werden, damit wenigstens in dem anderen noch warmes Wasser transportiert werden könnte. "Hier gibt es aber keinen Schieber", wunderte sich der Mann an der Spitze des Dienstleistungsbetriebs am Donnerstag.

Recherchen ergaben: Reintjes, der inzwischen wegen Korruptions- und Schmiergeldvorwürfen geschasste DBX-Chef, hatte gegen jeden Protest aus den Reihen des Planungsbüros und der am Bau beteiligten Firmen den Rotstift angesetzt, erklärt Rodiek. Nach seinen Informationen sei das aus Kostengründen geschehen. Was Rodiek dann gar nicht mehr versteht. "So ein Schieber kostet 1800 Euro - und das bei einem damaligen Bauvolumen von gut 700.000 Euro." Eigentlich hätten sogar vier und mehr solcher Einrichtungen eingebaut werden müssen: Je kleiner die Einheiten, desto kleiner können auch die Ausfallgebiete gehalten werden.

Eine der ersten Arbeiten, die Rodiek inzwischen angestoßen hat, steht für Montag an. Die Sonsbecker Straße wird aufgerissen, dann werden zwei Schieber installiert. "Natürlich wird es Verkehrsbehinderungen geben, aber daran kommen wir nicht vorbei", sagt der Bauingenieur.

Den Betroffenen ist damit allerdings noch nicht sofort geholfen. Die Arbeiten in dem Bauloch an der Bahnhofstraße werden sich ziehen. Mit einem überdimensionalen Bohrer sollen hier gut 30 zwölf Meter tiefe Löcher geschaffen werden, die mit Beton gefüllt werden und damit in dem schlechten Bauboden dem gerade begonnnen Anbau der Viktor-Grundschule Halt geben sollen. Der Mann am Bohrer hatte sich aber an dieser Stelle um einen Meter vertan und ein 20 Zentimeter langes, dickes Loch in die Warmwasserleitung gerissen. Die gesamte Leitung lief fortan leer - gut 30.000 Liter entsalztes Wasser. Den Schaden schätzt Rodiek auf gut 10.000 Euro, für die Baufirma sei das aber wohl ein Versicherungsfall.

Nun müssen die aus Aluminium bestehende Außenisolierung und der darunterliegende Styropormantel des inzwischen freigelegten Rohrs entfernt werden. Ein gut ein Meter langes Rohstück wird dann abgeflext, ein neues eingeschweißt. "Dann muss die ganze Leitung erst einmal gut durchgespült werden, sagt Rodiek, schließlich sei Sand hineingeraten. Dann gebe es erst noch eine Dichtigkeitsprüfung, bevor die Ummantelung wieder angebracht werde. "Das dauert halt", ärgert sich der DBX-Chef,

Zumal er wohl auch um die Befindlichkeiten der Hausbesitzer weiß. Gegen den Anschlusszwang an die Fernwärmeleitung hatte sich zum Beispiel Michael Weier mit Händen und Füßen gewehrt. "Wir dürfen im ganzen Haus keine Wärme erzeugenden Anlagen installieren, da jeder Schaden nach 24 Stunden behoben werde", wetterte Weier gestern. "So viel zu Versprechungen."

(RP)
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