Xanten Lebendige Bilder aus einer Hand voll Sand

Xanten · Sandmaler Halil Valeer ist eine der Attraktionen im "Circus Jonny Casselly". Er erschafft aus ein paar feinen Körnern echte Kunstwerke.

 Ob Eiffelturm, Weltkugel oder Freiheitsstatur - Sandmaler Halil Valeer zaubert mit wenigen Handbewegungen Kunstwerke in ein wenig Sand. Dabei erzählt der 30-Jährige auch schon einmal ganze Geschichten. Passend zum Jahreswechsel wünscht er nun einen "Guten Rutsch".

Ob Eiffelturm, Weltkugel oder Freiheitsstatur - Sandmaler Halil Valeer zaubert mit wenigen Handbewegungen Kunstwerke in ein wenig Sand. Dabei erzählt der 30-Jährige auch schon einmal ganze Geschichten. Passend zum Jahreswechsel wünscht er nun einen "Guten Rutsch".

Foto: Olaf Ostermann/Armin Fischer

Seine Kunst verzaubert Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Nicht mit Salti oder Spagaten, mit tollkühnen Sprüngen oder gewagten Trapez-Nummern weiß Halil Valeer im "Circus Jonny Casselly" zu begeistern. Allein mit einer Hand voll Sand fasziniert er das Publikum. Valeer erschafft ästhetische, lebendige und ebenso vergängliche Bilder. Er kreiert Geschichten, die zu Herzen gehen. Genau deshalb ist Valeer - der Sandmaler - dieses Jahr einer der Stars der Zirkusaufführungen.

Xanten: Lebendige Bilder aus einer Hand voll Sand
Foto: Fischer, Armin (arfi)

Beginn der Show. Es wird dunkel im Zirkuszelt. Ein paar letzte Besucher suchen noch ihre Plätze, einige Kinder ärgern ihre jüngeren Geschwister, und überall rascheln Popcorn-Tüten, klappern Getränkeflaschen. Es ist rüselig und unruhig in der Manege. Doch dann kommt er: Halil Valeer. Von der gefühlvollen Titelmelodie des Märchens "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" begleitet, lässt er seine Finger über die sandige Glasscheibe gleiten. Mit einem Handgriff erschafft er eine Weltkugel. Mit zwei, drei Fingerstreichen setzt er die Freiheitsstatue darauf, dann den Eiffelturm, Big Ben. Im rhythmischen Einklang mit der Musik bewegen sich seine Hände, erschaffen sie eine Bildergeschichte vor den Augen der Zuschauer. Und während der Künstler weitere Sandkörner über das Geschehen rieseln lässt, wird dem Besucher plötzlich gewahr, wie ruhig es im Saal geworden ist. Kein Laut ist mehr zu hören. Stattdessen staunende Blicke und glänzende Augen auf allen Rängen. Wieder ist es dem Sandmaler gelungen, alle in seinen Bann zu ziehen. "Seine Arbeit ist für mich jedes Mal aufs Neue faszinierend und inspirierend", ehrt ihn Zirkusdirektor Jonny Casselly.

Seit vier Jahren widmet sich der 30-Jährige dieser speziellen Kunstform. Kennengelernt hat er die Sandmalerei während seines Kunststudiums in seinem Heimatland Russland. Ein guter Freund war damals zu Besuch in Deutschland und hat die Sandkunst bei einer Show entdeckt. "Zurück in Russland erzählte er mir davon. Wir waren beide gleich begeistert und haben gemeinsam einen Kurs bei einer bekannten Sandmalerin besucht", erzählt Valeer. "Das Besondere an der Sandmalerei ist, dass man seiner Phantasie freien Lauf lassen kann und es keinerlei Grenzen gibt", ergänzt er. Auch die Kurzlebigkeit seiner Werke sei nicht hemmend, sondern eher reizvoll. "Gerade das lässt Raum für Möglichkeiten. Bei der Sandmalerei geht es ja nicht um ein einziges Bild, sondern um eine Bildfolge und den Wandel der Motive", erklärt der Künstler.

Dies zu beherrschen hat allerdings lange gedauert, erklärt der Sandmaler. "Anfangs war es sehr schwierig. Ich bin sehr perfektionistisch und habe deshalb immer und immer wieder die gleichen Bilder gemalt, bis ich damit zufrieden war", erzählt Valeer. Die ersten Versuche waren Einzelmotive wie Äpfel und Bananen, später Gesichter, bis sich der Künstler an vollständige Kulissen wagte. Heute malt er deutlich schneller, erstellt meist Auftragsarbeiten bei Galas oder Hochzeiten. Für ganze Bildergeschichten wie beim Xantener Weihnachtszirkus bedarf es aber mehr Vorbereitung. "Die größte Herausforderung ist es, von einem Bild in ein völlig anderes zu wechseln. Man muss lange überlegen, wie man das mit möglichst wenigen Handgriffen arrangiert. Für Xanten habe ich zwei Wochen lang getüftelt", so der Künstler.

Die Arbeit hat sich jedoch gelohnt: "Als ich sein Video gesehen habe, war er quasi schon engagiert", bemerkt Casselly und lacht. Für Valeer ist es der erste Gastauftritt im Zirkus, ebenso der erste Besuch in Deutschland. "Ich kann mir gut vorstellen, das nun häufiger zu machen", sagt er und schmunzelt.

(beaw)
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