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Xanten · Dr. Holger Schmenk hat drei Jahre lang zur Geschichte Xantens im 19. Jahrhundert geforscht. Dabei stieß er auf einen reichhaltigen Fundus an Akten, die in der historischen Wissenschaft bislang unberücksichtigt waren.

Lange fehlte in der Erforschung der Stadt Xanten die Geschichte des 19. Jahrhunderts. Diesen elementaren Beitrag hat nun Dr. Holger Schmenk, Jahrgang 1978, geliefert. Seine Forschungsergebnisse sind in der Reihe der Xantener Stadtgeschichte zu finden. Am Wochenende stellte er gemeinsam mit dem Verein Stadtkultur Xanten sein Buch in Auszügen vor. Prof. Dr. Jörg Engelbrecht sprach die einführenden Worte.

Große Themenfelder

In fünf großen Themenfeldern widmete sich der Geschichts- und Germanistikstudent der Uni Duisburg-Essen drei Jahre lang Xantens Geschichte in der Zeit von 1815 bis 1900. In den Mittelpunkt rückte er die Restaurierung des St. Viktor Doms, die wirtschaftlich-strukturelle Lage, die Bevölkerungsentwicklung sowie den Kulturkampf, der besonders das katholische Xanten trifft. Angeregt hatte Prof. Geuenich diese Forschungsarbeit, die Holger Schmenk zugleich das Promotionsthema lieferte.

"Die Stadt kannte ich aus verschiedenen Besuchen in der Schülerzeit und späteren Exkursionen während des Studiums", erinnert sich Holger Schmenk im Gespräch mit der unserer Zeitung. Schon während der wissenschaftlichen Vorbereitungen merkte der Doktorand schnell, welche Besonderheit diese Forschungsarbeit bietet. Tausende von Aktenblättern in Fibel- und Kanzleischrift sichtete er und war im Stadtarchiv, im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und im Staatsarchiv Berlin anzutreffen. "Ich habe Akten eingesehen, die in der Fachliteratur nicht aufgearbeitet waren. Eine wirklich spannende Geschichte", erzählt Schmenk, der somit eine Nische besetzt hat.

Preußische Rheinprovinz

"Xanten ist im 19. Jahrhundert unbedeutend und die Entwicklung exemplarisch für die preußische Rheinprovinz", so das Resümee von Holger Schmenk. Im 19. Jahrhundert ist der Dom größer als die Stadt selbst, die damals gerade mal 2500 Einwohner zählte, die rund 80 Juden gelten als integriert. Damals geriet Xanten deutschlandweit in die Medien. Die Buschhoff-Affäre sorgte für Schlagzeilen. 1891 wurde schnell der jüdische Schächter Adolf Buschhoff verdächtigt, an einem Kind einen Ritualmord begangen zu haben. 1892 wird er wegen Mordes beim Klever Gericht angeklagt und freigesprochen. Buschhoffs Haus wird niedergebrannt, als gebrochener Mann stirbt er Jahre später in Köln. "Der Xantener Mord ist Ausgangspunkt für 120 weitere Ritualmorde in Deutschland. Alleine der Verdacht ließ sich politisch instrumentalisieren ", so das Fazit. Schmenks Arbeit wurde unterstützt vom Verein Stadtkultur, dem Dombauverein und dem Landschaftsverband Rheinland.

(RP)
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