Xanten Metzger Motten macht nach 40 Jahren Schluss

Xanten · Der Xantener Wochenmarkt ist um einen Händler ärmer. Der Moerser Metzgermeister verkauft dort nächste Woche Donnerstag zum letzten Mal. Einen Nachfolger gibt es noch nicht, lediglich einen Interessenten.

 Frank Motten (54) wechselt von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis. Seine treuen Kunden in Xanten finden es schade.

Frank Motten (54) wechselt von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis. Seine treuen Kunden in Xanten finden es schade.

Foto: Olaf Ostermann

Wieder ein Familienunternehmen weniger. In der kommenden Woche steht Frank Motten zum letzten Mal mit Wurst, Fleisch und Salaten auf dem Xantener Markt. Danach schließt er das vor über 40 Jahren von den Eltern gegründete Geschäft, das er in den 90er Jahren übernommen hatte, für immer. "Es rechnet sich nicht mehr. Wenn man merkt, dass man Geld dazuschießt, muss man die Reißleine ziehen", sagt der 54-Jährige aus Moers.

Angefangen hat alles vor dem Rathaus Xanten, dem ersten Standort des Verkaufsanhängers. "Das werde ich nie vergessen. Montags nach der Schule bin ich als kleiner Junge immer mitgefahren. Anfangs hatten wir noch recht wenig zu tun. Doch dann kam es plötzlich", erinnert sich Motten. "Es stand noch ein Metzger auf dem Markt, der hat damals hinter der Theke sogar geraucht. Heute undenkbar."

Viele Kunden haben der Metzgerei, die zweimal in der Woche ihren Stand in zweiter Reihe gegenüber Foto Brell aufgestellt hat, über die Jahrzehnte hinweg die Treue gehalten. Einige Kunden der ersten Stunde, betont der Meister, kommen selbst heute noch. Es hat sich herumgesprochen, dass Motten aufhört. Immer wieder fallen am gestrigen drittletzten Verkaufstag Worte des Bedauerns. "Und jetzt?", muss der Moerser wiederholt die gleiche Frage beantworten.

Und jetzt bleibt er zwar seinem Beruf treu, wechselt aber als Angestellter zu einem Unternehmen nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Der Kontakt mit den Kunden wird ihm fehlen, auch wenn er anfangs gar nicht gerne verkauft hatte. "Heute kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen", gesteht er. "Es fällt schwer, das alles zu realisieren."

Immerhin kann er sich auf einen regelmäßigen Arbeitstag freuen. Bislang musste er in der Woche morgens um zwei oder drei Uhr aufstehen, um die Fahrt zu den Märkten am Niederrhein vorzubereiten. Zwei Anhänger nennt er sein eigen, einen fährt er, den anderen sein Vater. Nach der Rückkehr nach Moers geht es dann an die Produktion und Verarbeitung von Wurst, Fleisch und Salaten.

Besser gesagt: Ging es, denn damit ist ja in der kommenden Woche Schluss. Am Montag und am Donnerstag steht Frank Motten noch einmal in Xanten, anschließend wird der kleine Fahrzeugpark verkauft. Keine 75-Stunden-Woche mehr, sonntags immer frei und einigermaßen übersichtliche Arbeitszeiten und sogar bezahlten Urlaub.

Der gestrige Donnerstag war noch einmal ein sehr guter Verkaufstag. "Das war eine halbe Weihnachtswoche." Auch Kunde Werner Hemesath hat sich mit Waren aus dem Hause Motten eingedeckt. "Es ist schade, dass er aufhört", bedauert er. "Ich habe mich so daran gewöhnt; jetzt werde ich mich wieder umstellen müssen. Er hat eine ganz spezielle Gewürzmischung für die Wurst."

Einige Monate wird es sicher dauern, bis sich Motten auf die neue berufliche Situation eingestellt hat. Und auch die Besucher des Xantener Wochenmarktes müssen sich noch ein bisschen gedulden. So gibt es bisher noch keinen Nachfolger für Motten. "Eine Nachfolgebewerbung haben wir noch nicht - lediglich einen lockeren Interessenten, der den Standplatz gerne übernehmen würde", sagt Bürgermeister Thomas Görtz auf Anfrage unserer Redaktion.

(kump)
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