Sonsbeck Nach Wette: Schneider trifft Jugendliche

Sonsbeck · Pfadfinder aus Sonsbeck und Rheinberg diskutierten ausführlich mit dem SPD-Landtagsabgeordneten.

 Der Landtagsabgeordnete René Schneiderdiskutierte mit den Pfadfindern aus Sonsbeck und Xanten.

Der Landtagsabgeordnete René Schneiderdiskutierte mit den Pfadfindern aus Sonsbeck und Xanten.

Foto: Fischer

Top, die Wette gilt: SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider hat eine Wette des Landesjugendringes angenommen und mit jungen Pfadfindern zwischen 12 und 23 Jahren aus Sonsbeck und Rheinberg deutlich zu zeigen, dass er sich für die Belange junger Menschen interessiert. "Sagt mir ganz offen, was ihr von dem haltet, was wir Politiker tun", so der Parlamentarier. Und: "Was macht die Politik eigentlich für Jugendliche?", wollte denn gleich zu Beginn Anika Hagemann (23) wissen, die gemeinsam mit Sebastian Joosten (22) die Gruppe Pfadfinder im Stamm Rheinberg leitet.

Tja, was eigentlich? Schneider holte aus, fing mit den Aufgaben auf kleinster Ebene an ("in den Rathäusern kümmern sich Menschen um Dinge vor Ort"), kam zum Landtag (wo man sich mit Themen wie Lerninhalte in Schulen, Ausstattung von Kindertagesstätten befasse) und landete im Bundestag in Berlin, wo die Politiker "eigentlich im Kern weniger mit der Jugend zu tun haben". Aha.

"Gibt es die E-dry eigentlich noch?" wollte Schneider wissen, der als junger Mensch oft am Wochenende in der Disco in Geldern war. Schulterzucken. Wo man sich denn heute in der Freizeit treffe, fragte der Politiker. "An der Bushaltestelle ", so die Leiterin der Sonsbecker Rover, Imke Schorn (23). Oder im HoT, dem offenen Jugendtreff der evangelischen Kirchengemeinde. Die 180 Pfadfinder vom Stamm St. Maria Magdalena treffen sich im Fuxbau, ihrem Domizil an der Herrenstraße.

Die 150 Strolche, Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover aus Rheinberg (Stamm Phoenix St. Anna) haben es da nicht so gut wie ihre Freunde aus Sonsbeck: Sie haben kein eigenes Pfadfinderheim, dürfen aber das Pfarrheim St. Anna mit benutzen. Und die "übrige" Rheinberger Jugend? "Die geht ins Zuff". Der Treff, so erklärten sie dem SPD-Politiker, liege allerdings am Stadtrand.

Er sei ja dafür, dass junge Menschen schon mit 16 wählen dürfen; was sie denn davon hielten, wollte Schneider von den jungen Leuten wissen. "Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich gerne schon mit 16 wählen gehen" war eine Antwort. Aber: "Ich weiß gar nicht, wen ich wählen sollte, mit 16 weiß man das eigentlich nicht" eine andere. "Ich hab' da nie drüber nachgedacht", gab ein Zwölfjähriger zu. Woran das denn wohl liegen könnte, fragte der Sozialdemokrat, der vor 20 Jahren in die SPD eingetreten ist, "weil sie für den kleinen Mann einsteht, für Menschen, die sich nicht wehren, nicht selber helfen können". Tenor in der Runde: "Es fehlen einfach klare Statements vieler Politiker".

Man werde in der Schule einfach zu wenig an die Politik 'rangeführt, kritisierten die Jugendlichen, auch das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) werde kaum thematisiert. Ob sie Angst zu scheitern hätten, fragte Schneider. "Nein: Ich hätte eher Angst, mich falsch zu entscheiden", so eine Pfadfinderin, die dieses Jahr ihr Abi macht und dann studieren will. Tipp seines Praktikanten, den der Landtagsabgeordnete dabei hatte: "Dann aber früh abbrechen."

Auch das Thema Gleichberechtigung wurde angesprochen. "Wir Männer sind raumgreifend, wir können da nichts für, wir sind so", glaubte Schneider eine Erklärung dafür gefunden zu haben, dass immer noch weit mehr Männer als Frauen politisch aktiv sind. "Das müssen wir ändern."

Der Landtagsabgeordnete hatte sich Zeit genommen für das rundum gute Gespräch. Und er war auf eine Gruppe interessierter junger Menschen getroffen, die meist klare Vorstellungen haben von dem, was sie wollen, gut finden, ablehnen. Einmal, als es bei einer Frage kurz stockte, wollte René Schneider den jungen Leuten eine Brücke bauen: "Keine Meinung geht auch." Da hatte er aber die Rechnung ohne Anika Hagemann gemacht: "Nee, keine Meinung gilt nicht!". Recht hat sie.

(jas)
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