Unser Rhein (Folge 16) Natur-Idyll Bislicher Insel lockt Besucher

Xanten · Die 1200 Hektar große Halbinsel besticht durch eine weitläufige Naturlandschaft, die vielen Tieren ein Zuhause bietet.

 Vom Fledermausturm des RVR am Infozentrum bietet sich den Besuchern ein eindrucksvoller Blick über die niederrheinische Landschaft.

Vom Fledermausturm des RVR am Infozentrum bietet sich den Besuchern ein eindrucksvoller Blick über die niederrheinische Landschaft.

Foto: Archiv

Hier treffen sich Hinz und Kunz der Vogelwelt, die einfache Ente und der königlich anmutende Fischadler und der Weißstorch. Die Bislicher Insel, linksrheinisch zwischen der Stadt Xanten und dem Rhein gelegen, ist eines der herausragenden Naturschutzgebiete am Niederrhein.

 Auch Störche fühlen sich auf der Bislicher Insel wohl.

Auch Störche fühlen sich auf der Bislicher Insel wohl.

Foto: Glader

An sonnigen Tagen stehen die Menschen Schlange, um sich von der Fähre auf die andere, die Weseler Seite übersetzen zu lassen. Eine Überfahrt mit der "Keer tröch II" setzt allerdings ein wenig Planung voraus, denn das Boot tuckert selbst im Ausflugssommer nicht täglich zwischen den Ufern hin und her. Das sorgt manchmal für Irritationen. Aber Ralf Gilsbach nimmt sein Missgeschick mit Humor, als der Eisenbahner beim Blick auf den ausgehängten Fahrplan feststellt, dass donnerstags Ruhetag ist. "Dann radel ich eben zurück", sagt er. Die Strecke nach Wesel sei so schön, die fahre er auch gerne zurück und er hoffe nun auf Rückenwind für die rund 15 Kilometer nach Hause.

Abgesehen von Zeiten mit extremen Hochwasser wird die Bislicher Insel streng genommen ihrem Namen nicht gerecht. Der 1200 Hektar große Landschaftsraum ist eine Halbinsel, um die der Niederrhein mäandert, der 1786 durch den Bislicher Kanal begradigt wurde. Schon bald verlagerte sich der Hauptstrom des Rheins hierher und der Altrheinarm begann zu verlanden.

 Die Bislicher Insel besticht mit ihren landschaftlichen Reizen. Besonderheit: die auf Stelzen stehende Wahrschaustation (siehe Text unten) in der Bildmitte.

Die Bislicher Insel besticht mit ihren landschaftlichen Reizen. Besonderheit: die auf Stelzen stehende Wahrschaustation (siehe Text unten) in der Bildmitte.

Foto: Stephan Kaluza/Rheinprojekt-edition

Zwar führt eine schmale Straße durch die Halbinsel, aber die Ausflügler nutzen lieber die abseits gelegenen Wege, zum Teil auch auf dem Rheindeich. Auf diesem Teilabschnitt der Römer-Lippe-Radroute passieren sie das NaturForum Bislicher Insel. Unter den Sonnenschirmen locken Sitzgelegenheiten zu einer kleinen Rast, begleitet vom selbst gebackenen Kuchen des Auen-Cafés mit Kaffee oder einem Erfrischungsgetränk. Im Haus selbst informiert der Regionalverband Ruhr ständig über Natur- und Hochwasserschutz, über "Auengeschichten" sowie in Wechselausstellungen zum Beispiel über Kunst und Natur, wie aktuell jetzt über japanische Landschaftsmalerei. Von hier aus starten auch die geführten Exkursionen mit erfahrenen Führern.

"Es ist ein Paradies aus zweiter Hand", sagt Geschäftsführer Dirk Janzen über die Bislicher Insel, wo früher Kies gefördert wurde. Ein Paradies, das beobachtet, aber nicht gestört werden soll. "Oft reicht schon normales Freizeitverhalten, um nachhaltig Schaden anzurichten."

Darum ist das Gebiet für bestimmte Aktivitäten wie Moutainbiking, Baden in natürlichen Gewässern, Reiten, für Lagerfeuer, Zelten und Erkundungen abseits der Wege zu sensibel. "Das alles klingt nach harmlosem Freizeitspaß, schadet aber der fragilen Natur."

Weiter geht es Richtung Norden. Große Bereiche der Bislicher Insel sind Wildnisgebiete, in denen sich der Mensch weitgehend auf einen Beobachterstatus beschränken soll. Kleine Stichwege führen zu Biotopen, auf denen die Wasservögel gemütlich vor sich hin paddeln, Amphibien ruhen und Libellen herumschwirren. Es herrscht Stille. Damit die Tiere ungestört bleiben, hat der Regionalverband am Ufer der ehemaligen Baggerseen für die Ausflügler einige Aussichtskanzeln mit Sehschlitzen aufgestellt. "Man sollte schon etwas Zeit mitbringen", rät Janzen.

Den Weg zurück durch den Auenwald und dann die schmale Straße noch einige Kilometer weiter stromabwärts geht es wesentlich quirliger zu. Das Ausflugslokal und Restaurant "Zur Rheinfähre" hat im vergangenen Jahr nach längerer Umbauzeit wieder geöffnet. Drei Terrassen, die große direkt am Rheinufer gelegen, bieten 350 Plätze. Hinzu kommen 100 weitere Stühle im Innenraum.

Der neue Eigentümer Murat Kazak hat viel investiert und das Speiseangebot deutlich erweitert. Er beschreibt es als "gute niederrheinische Küche", dass ein Schnitzel ebenso einschließt wie Tafelspitz und dicke Bohnen. "Bis hin zu ausgefallenen Gerichten wie der Seemannsgalgen, an dem Schweinefilet, an einem Galgen hängend, serviert wird". Direkt unterhalb des Lokals legt die Fähre "Keer tröch II" an - wenn nicht gerade Ruhetag ist.

(RP)
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