Xanten Neue Aufgaben für die Werft im APX

Xanten · Wenn der Nachbau des Lastkahns "Nehalennia" im Juni erstmals zu Wasser gelassen wird, steht in Xanten der Bau weiterer Schiffstypen an. Als Integrationsprojekt sollen dabei Menschen mit Behinderung mitarbeiten.

Die Werft für den Bau römischer Schiffe im LVR-Archäologischen Park Xanten (APX) ist wieder für das Publikum geöffnet. Auf dem Arbeitsplan stehen die Vorbereitungen für gleich zwei anspruchsvolle Projekte: die Kalfaterung der 2014 rekonstruierten "Nehalennia" (Schiffstyp Prahm) und ein erweitertes Programm zur Rekonstruktion römischer Schiffe. Der Nachbau des um das Jahr 100 entstandenen und 1991 bei der Auskiesung der Wardter Förde entdeckten, halb erhaltenen Flachbodenschiffes, soll im Juni erstmal zu Wasser gelassen werden.

Kalfatern heißt, das Schiff wird wasserdicht gemacht. Im Mai können Besucher Schiffsbaumeister Kees Sars bei dieser Abschlussarbeit zuschauen. Sars hat diesen Schiffstyp 2014 im APX zusammen mit einem Team aus erfahrenen Handwerkern und jungen Praktikanten fertiggestellt. Nun wird im letzten Arbeitsschritt der Schiffsrumpf abgedichtet. Dafür wird ein in Holzteer getränktes Hanftau in die Fugen zwischen den Holzplanken gepresst und mit über 2000 Kalfaternägelchen befestigt. Der Lastkahn, dessen originales Vorbild inzwischen konserviert im Römermuseum zu sehen ist, wird im Juni eine Testfahrt machen. Anschließend beginnt die Werft mit der Rekonstruktion der zwei römischen Einbäume "Philemon" und "Baucis". Hinter den Kulissen haben die Vorbereitungen bereits begonnen: Das spezielle Holz (Eiche und Silbertanne) für die Einbäume wird dieser Tage aus Dänemark geliefert.

Bald starten auch die Planungen für den Bau weiterer Schiffstypen, die in den kommenden Jahren in Xanten entstehen sollen. Der APX und das LVR-Integrationsamt nutzen dies für eine neue und langfristig angelegte Kooperation zur betrieblichen Ausbildung von jungen Menschen mit einer Schwerbehinderung. Durch ein Langzeitpraktikum werden dabei Schülerinnen und Schüler, Schulabgängerinnen und -abgänger mit Schwerbehinderung oder Beschäftigte einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung individuell qualifiziert und so an eine betriebliche Ausbildung herangeführt. Die Anschlussstelle "Schule-Beruf" ist für das LVR-Integrationsamt ein besonders wichtiges Handlungsfeld: Behinderungsgerechte betriebliche Ausbildungsmodelle sind nämlich nach wie vor Mangelware, obwohl für viele junge Menschen mit Behinderung eine theoriereduzierte Ausbildung möglich wäre. Praktikanten aus dem Bildungszentrum Theodor-Brauer-Haus und dem Haus Freudenberg, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, waren schon zuvor am Schiffbau beteiligt.

(RP)
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