Xanten Neue Pläne fürs Gotische Haus

Xanten · Der Vertrag mit dem Pächter läuft aus. Die Besitzer planen ein Restaurant im Erdgeschoss und Ferienwohnungen im Obergeschoss sowie in der historischen Scheune hinter dem Haus.

 Das Gotische Haus in Xanten gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es wurde 1539 erbaut und beherbergt ein Restaurant.

Das Gotische Haus in Xanten gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es wurde 1539 erbaut und beherbergt ein Restaurant.

Foto: reichwein

In der Gerüchteküche brodelte es schon länger: "Das Gotische Haus macht dicht", hieß es, und jeder kochte das Süppchen mit, packte beim Weitererzählen noch ein "ich-hab-gehört,-dass"-Schüppchen drauf auf die Ursprungs-Nachricht. Fakt ist: Der Pachtvertrag mit dem Ehepaar Neuhauser läuft auf dessen Wunsch zum Jahresende aus. Dann werden die Karten für das Gotische Haus neu gemischt. "Wir sind in Gesprächen, auch mit dem bisherigen Pächter", sagt Reinhard Riemann auf Nachfrage unserer Zeitung.

Vor 20 Jahren haben Reinhard und Konstanze Riemann das 1539 erbaute Handelshaus gekauft. Die dann erforderlichen Restaurierungsarbeiten zogen sich über mehr als zwei Jahre hin und erfolgten in enger Abstimmung mit der Stadt und dem Amt für Denkmalschutz. "Monatelang haben hier Handwerker parallel mit Mitarbeitern des Amtes für Denkmalpflege gearbeitet, die jeden Stein und Holzbalken dokumentiert und den Rück- und Umbau begleitet haben." Konstanze Riemann war nahezu jeden Tag auf der Baustelle und ständig für alle Parteien ansprechbar. So konnte auch die alte Pracht der 5,60 Meter hohen Eingangshalle mit der alten Holzbalkendecke wieder hergestellt werden.

Drei Parteien haben noch vor 20 Jahren in dem Gotischen Haus gewohnt, das eine reiche Kaufmannsfamilie als Handelshaus (Kontor) hat errichten lassen, zwischenzeitlich Bürgermeisterei und im Besitz der Familie van de Sand war und als eines der wenigen Gebäude in Xanten beide Weltkriege völlig unbeschadet überstanden hat. "Dieses Haus steht seit 1539 genau so am gleichen Fleck, wie es damals gebaut worden ist. Das Holz des original erhaltenen Dachstuhls wurde, nachgewiesen durch Dendrochronologie (die Wissenschaft vom Baumalter, Anmerkung der Redaktion), im Jahr 1539 geschlagen", weiß Reinhard Riemann.

Eine Gastronomie zu betreiben, die sich über drei Etagen erstreckt, wird bei den heutigen Anforderungen für einen Gastronomen, auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, zunehmend schwieriger. Vor einem Jahr haben die Eheleute Riemann daher begonnen, nach Alternativen zu suchen, und den Entschluss gefasst, das Restaurant auf die Räume im Erdgeschoss zu beschränken. Damit entspreche man auch dem Wunsch der Stadt, die Gastronomie im Gotischen Haus fortzuführen und somit das Baudenkmal der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen.

In den oberen Etagen sollen drei großzügige Ferienwohnungen gestaltet werden, die bei modernster Ausstattung beispielsweise der Bäder und der Kommunikationstechnik das "Wohngefühl" vergangener Zeiten erlebbar machen.

Die Eheleute gehen davon aus, dass es für das Restaurant einen nahtlosen Übergang geben und die erste Ferienwohnung vielleicht schon Mitte nächsten Jahres fertig sein wird. In Abstimmung mit Georg Rösen als Vertreter der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Xanten, dem Bauordnungsamt, dem Amt für Denkmalpflege und dem Planungsbüro Wohnen und Design Dommen sollen die Umbauarbeiten für die Ferienwohnungen in den oberen Etagen möglichst im zweiten Quartal des nächsten Jahres in Angriff genommen werden.

Was kaum jemand weiß: Hinter dem Gotischen Haus gibt es noch eine alte Scheune aus dem 18./19. Jahrhundert, 14 mal zehn Meter groß, zehn Meter hoch, die seit 20 Jahren ungenutzt ist. Schon vor zwei Jahren haben die Eheleute Riemann das Dach neu eindecken und das Mauerwerk aufwendig sanieren lassen. In der Scheune sollen in enger Abstimmung mit dem Architekten und der Stadt sechs weitere Ferienwohnungen "von gehobenem Standard" errichtet werden, die teilweise behindertengerecht ausgestaltet werden sollen.

Geplant sind außerdem Ladestationen für E-Bikes.

(jas)
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