Xanten Neuer Kühlraum für die Xantener Tafel

Xanten · Finanziert wurde das Lager durch Konzert des Stiftsgymnasiums und Spenden. 350 Personen werden versorgt.

 Bürgermeister Thomas Görtz unterstützte das Projekt mit Mitteln der Sozialstiftung. Das Kühllager stellen ihm (von links) Petra Back, Gudrun Rieberer und Uschi Janßen vom Team der Tafel vor.

Bürgermeister Thomas Görtz unterstützte das Projekt mit Mitteln der Sozialstiftung. Das Kühllager stellen ihm (von links) Petra Back, Gudrun Rieberer und Uschi Janßen vom Team der Tafel vor.

Foto: Armin Fischer

Einmal in der Woche rappelt es so richtig in der Halle am Maulbeerkamp. Dann geben sich die Menschen die Klinke in die Hand, kommen mit leerem Koffer oder Reisetaschen und verlassen das Gebäude schwer beladen. Immer donnerstags hat die Xantener Tafel ab dem späten Mittag bis in den frühen Abend hinein geöffnet. Rund 100 bis 150 Männer und Frauen holen dann ihre Lebensmittel für die nächsten sieben Tage ab, für sich und für die Familie daheim. Etwa 350 Personen verpflegen Leiterin Gudrun Rieberer und ihre 40 Mitarbeiter Woche für Woche.

Tische und Stühle im Hauptraum sind am Morgen noch unbesetzt, nur in einer Ecke legen die Fahrer, die schon seit zwei Tagen die Lebensmittel in den Geschäften im Umkreis abgeholt haben, eine kurze Frühstückspause ein. Harald Rieberer ist auf dem Sprung, muss er doch gleich für ein großes Kontingent Torten nach Issum. Hinter einem langen Vorhang ist es schon seit Stunden rüselig, Frauen bereiten alles für den Ansturm in einigen Stunden vor. Welke Blätter werden vom Salat abgetrennt, nicht einwandfreie aussortiert, Brötchen ver- und Kisten gepackt. Was übrig bleibt, und das ist eine Menge, sieht frisch und appetitanregend aus.

Seit zehn Jahren hilft die Xantener Tafel Bedürftigen. "Wir würden gerne mehr versorgen, aber viele Menschen trauen sich aus Schamgefühl nicht zu uns", bedauert Uschi Jansen, die stellvertretende Leiterin. Wer aber kommt, weiß oft von seinem schlimmen Schicksal zu berichten. Von der Ungewissheit, ob die Eltern in der umkämpften irakischen Heimatstadt noch leben, vom tagelangen Alleinsein in der eigenen Wohnung oder vom Verlust der Hände im Bürgerkrieg.

Wer das Angebot der Tafel in Anspruch nehmen möchte, muss bedürftig sein. "Je ein Drittel sind Rentner, Flüchtlinge sowie jüngere Menschen, zum Beispiel Arbeitslose", sagt Gudrun Rieberer. Viele waren im früheren Leben Selbstständige. Gemeinsam ist allen, dass das Geld vorne und hinten nicht reicht. Manche hätten gerade einmal 30 Euro - monatlich, erläutert sie. Die Menschen haben einen gesonderten, nummerierten Ausweis erhalten. Die Nummer darauf bestimmt, wann sie bei der Ausgabe an der Reihe sind, in jeder Woche zu einer anderen Uhrzeit, so dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Viele kommen aber etwas früher; Kaffee, Kuchen und ein Gespräch versüßen die Wartezeit.

Die Vorräte im hinteren Lager sind gut gefüllt. Öl und H-Milch, Säfte, Silberzwiebeln und Kekse warten hier palettenweise darauf, nach vorne geholt zu werden. Einiges ist noch auf Monate hinaus haltbar, die Milch Mitte Mai, der O-Saft im. August. Drei Kisten, besser gesagt Curver, erhält jeder, vollgepackt mit Brot, Obst und Gemüse. Dazu gibt Extras wie Säfte, H-Milch oder Süßigkeiten.

Die Gläser und Tetra-Packs, Kisten mit Gemüse und Plastikbecher stammen vor allem von Geschäften aus dem Umkreis. Aussortierte Ware, die nicht mehr für den Verkauf bestimmt ist, aber zu schade zum Wegwerfen. "Ohne die Geschäftsleute wären wir aufgeschmissen. Wenn wir um Hilfe rufen, sind sie da", sagt Gudrun Rieberer. Die Küchenzeile stammt von Möbel Olfen, die Kaffeemaschine für das Mahlen der Bohnen von expert, die jüngste Errungenschaft, ein Kühlraum hat die Firma Kältetechnik aus Sonsbeck zu einem äußerst günstigen Preis geliefert und installiert. Finanziert wurde er durch ein Konzert der Stiftsgymnasiasten im Dom, durch Sparkasse, Sozialstiftung, Hirschapotheke und private Spenden. So sind unter dem Strich 5500 Euro zusammengekommen. Jetzt spart die Tafel auf einen Kühlwagen, damit künftig auch Fleisch abgeholt werden kann.

(pek)
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