Xanten Niederrhein in Gefahr

Xanten · Der Niederrhein als Natur- und Kulturerbe braucht Schutz: Der Rheinische Verein erarbeitete auf einer Fachtagung eine Niederrhein-Charta. Am Mittwochabend nahm NRW-Minister Lutz Lienenkämper das Positionspapier in Empfang.

Auskiesungen und Braunkohleabbau, Agro-Parks, Gewerbegebiete und unsensibel geplante Siedlungsbereiche — der Druck auf die niederrheinischen Flächen ist groß. Das "Natur- und Kulturerbe Niederrhein" ist in höchste Bedrängnis geraten. Die rund 130 Teilnehmer, die auf Einladung des Rheinischen Vereins seit Dienstag in Xanten an einer Niederrhein-Charta arbeiteten, sprechen von der Gefährdung des unverwechselbaren Charakters als Kulturlandschaft. Weshalb der Rheinische Verein nicht Wohlwollen, sondern Handeln erwartet, wie Professor Dr. Heinz Günter Horn, stellvertretender Vorsitzender, anmerkte, als NRW-Minister Lutz Lienenkämper die zehn Paragraphen umfassende Charta überreichte. Und die stellt fest, dass der Niederrhein "einzigartig historisch gewachsen" ist. Ihre Kernpunkte zielen auf die Vermeidung von Nutzungskonflikten, auf Beteiligung von Bürgern und Planern bei der Erhaltung und Entwicklung der Region und vor allen Dingen auf ein Gesamtkonzept für das Natur- und Kulturerbe Niederrhein. Der Rheinische Verein will nicht Bremser sein, sondern auf Augenhöhe mit den wirtschaftlichen Nutzern die Region entwickeln, ohne das Erbe zu zerstören.

Regionalverband gründen

"Die Tagung diente der Standortbestimmung", sagt Dr. Heike Gregarek, Geschäftführerin des vom Landschaftsverband unterstützten Vereins. Ihre Erkenntnis: "Wir sind ganz am Anfang. Viele wissen gar nicht, was sie hier haben." Viele arbeiteten auch "hier und da", aber es gebe keine Koordination. Weshalb noch zum Jahresende ein Regionalverband gebildet wird. Der Niederrhein benötige eine ähnlich starke Begleitung wie der Mittelrhein auf seinem Weg zum Weltkulturerbe. Ein vergleichbares Prädikat benötige die Region zu ihrem Schutz.

Doch die Zeit rast und die Gelder für Forschungen zum Niederrhein werden knapp (Professorin Dr. Irmgard Hantsche, Niederrhein Akademie). Die digitale Erfassung der Kulturlandschaft in der bereits bestehenden Datenbank KuLaDig NW ist überfällig. Doch diese Erfassung wird als Basis für den weiteren Werte-Diskurs angesehen.

Minister Lutz Lienenkämper brachte nur knapp 30 Minuten Zeit mit nach Xanten, weil er grundsätzlich auf dem Weg zu einer Fachberatung nach Berlin war. Weshalb er sich gestern Abend auf artige Grußworte beschränkte. Allerdings ließ er durchblicken, dass ihm die Problemstellung bewusst ist. "Ich bin selber Niederrheiner und weiß um den Druck auf die Flächen." Er sprach selber den "sehnsüchtig erwarteten Kieserlass" an, an dem in seinem Ministerium noch gearbeitet wird.

Den europäischen Rang der Tagung unterstrichen Fürst Alexander zu Sayn-Wittgenstein, Präsident von Europa Nostra Deutschland, und der stellvertretende Kommissar der Königin der Provinz Gelderland, durch ihre Mitarbeit.

(RP)
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