Xanten Niederrheinisches Wetter zum Anfassen

Xanten · Die Klimamessstation des Regionalverbands Ruhr am Naturforum Bislicher Insel liefert nicht nur Forschern wichtige Erkenntnisse. Mit Hilfe der sensiblen Instrumente können auch Schüler erfahren, was hinter dem Begriff Klima steckt.

 Astrid Snowdon, Klimatologin beim RVR, und Dirk Janzen, Ökologe beim Naturforum Bislicher Insel, an der neuen Wetterstation.

Astrid Snowdon, Klimatologin beim RVR, und Dirk Janzen, Ökologe beim Naturforum Bislicher Insel, an der neuen Wetterstation.

Foto: Armin Fischer

Der Wind weht mit 2,3 Metern pro Sekunde aus Richtung Westen, bei strahlendem Sonnenschein ist es zehn Grad kühl. Nach den teils sehr frostigen März-Wochen bereits ein kleiner Lichtblick, aber dennoch lässt der Frühling rund um das Naturforum Bislicher Insel ein wenig auf sich warten.

Wie sich das Wetter in den kommenden Tagen entwickeln wird, kann auch Klimatologin Astrid Snowdon vom Regionalverband Ruhr (RVR) nicht sicher sagen. Was sie aber weiß: "Wir hatten hier im März sehr viel Ostwind, daher war es auch so kalt." Und sie zeigt, dass das Sturmtief "Friederike", das am 18. Januar über NRW zog und im ganzen Land erhebliche Schäden anrichtete, am Naturforum für Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunde verantwortlich war.

Denn seit dem vergangenen Jahr betreibt der RVR eine Klimamessstation am Naturforum auf der Bislicher Insel. Abseits von den Gebäuden wurde ein sechs Meter hoher Mast in die Erde gerammt, der mit verschiedenen Instrumenten bestückt im Zehn-Sekunden-Takt verschiedenste Wetterdaten aufzeichnet: Windgeschwindigkeit und -richtung, die Temperatur, Luftdruck und -feuchtigkeit, die Energie der Sonneneinstrahlung sowie die Niederschlagsmenge. Sensible Technik im Wert von knapp 6000 Euro mitten auf der grünen Wiese.

Und das hat durchaus seinen Grund. "Wir beschäftigen uns in unserer Forschung intensiv mit Klima in Städten. Um unsere Daten, die wir im Ruhrgebiet erheben, auch effektiv vergleichen zu können, brauchten wir Vergleichsdaten vom Land. Hier gibt es keine Bebauung und keinen Verkehr, daher sind die Daten hier so gut wie unverfälscht", erklärt Snowdon. Dabei ginge es auch um die Frage, wie sich das Stadtklima zu dem auf dem Land unterscheide und in Zukunft weiter entwickle.

"Wir haben im Sommer bei Messfahrten am Abend durch die großen Städte des Ruhrgebiets teilweise Temperaturunterschiede von neun Grad zum Land festgestellt. Städte kühlen sich langsamer ab, da entsteht dann ein eigenes Klima", sagt die Klimatologin.

Aber auch für Dirk Janzen, den Geschäftsführer des Naturforums, birgt die Messstation einen Mehrwert. Die gemessenen Niederschlagswerte lieferten zwar auch wichtige Erkenntnisse für den Hochwasserschutz, allerdings steht für den Ökologen eher der pädagogische Aspekt des Wettermasts im Vordergrund. Denn die neue Messstation soll auch das Umweltbildungsangebot des Naturforums erweitern.

"Für Kinder und Jugendliche ist das hier im wahrsten Sinne des Wortes Klima zum Anfassen. Hier können wir hautnah zeigen, welche Auswirkungen Wind oder Temperatur auf das eigene Empfinden haben. Wir können den Begriff Klima in seine Bestandteile zerlegen und begreifbar machen."

So nutzten in den vergangenen Monaten viele Schulklassen das Angebot, das Wettergeschehen vor Ort selbst zu untersuchen und auszuwerten. "Wir konnten aber auch erklären, wie sich verschiedene Wetterlagen auf das Verhalten von Zugvögeln auswirken. So sind Themen wie die globale Klimaerwärmung auch für Schüler leichter zu verstehen."

(p-m)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort