Xanten Waldspaziergang wäre selbstmörderisch

Xanten · Orkan "Friederike" hat auch in den Wäldern der Region gewütet, wenn auch nicht so arg wie damals "Kyrill". Die Förster sind noch dabei, die Schäden zu erkunden. Wege sind gesperrt. "Der Niederrheiner" ist weiter ausgebremst.

Christopher Koch ist der neue Mann im Forsthaus in Alpen. In der Leucht hat Friederike so geholzt wie der "Einschlag eines ganzen Jahres".

Christopher Koch ist der neue Mann im Forsthaus in Alpen. In der Leucht hat Friederike so geholzt wie der "Einschlag eines ganzen Jahres".

Foto: Arnulf Stoffel

Der Tag nach Friederike. Aufräumen ist angesagt. Vor allem in den Wäldern. Auch hier hat der Orkan gewütet. Und es wird noch Wochen dauern, bis die letzten Schäden beseitigt sind.

Die drei Förster, die sich um den Baumbestand in Xanten, Alpen und Sonsbeck kümmern, sind nach den ersten Erkundigungsgängen mit ihren Mitarbeitern mit unterschiedlich ernsten Mienen zurückgekehrt. Katharina Lohmann, die sich um die Wälder in der Region kümmert, die sich in Privathand beziehungsweise im kommunalen Besitz befinden, hat vor allem etwas ältere Bäume, vornehmlich Fichten, daneben auch Erlen und Roteichen verloren - "Gott sei Dank aber im Wesentlichen nur einzelne Bäume wie in Sonsbeck". In jüngeren Beständen habe der Sturm keinen nennenswerten Schaden angerichtet.

Die Liste ihres Kollegen Georg Cuppenbender ist da schon länger. - "und bei weitem noch nicht vollständig". "Wir haben im Tüschen- und Hochwald sowie in der Hees Flächen, an die wir noch gar nicht herangekommen sind", sagt der Förster. Im Hochwald jedenfalls habe es zwei Flächen schwerer getroffen. Überwiegend habe es hier Kiefern erwischt. Doch angesichts des völlig durchnässten Bodens, der die Wurzeln bei starken Winden nicht packt, halte sich auch hier der Schaden in Grenzen.

Jetzt gehe es aber erst einmal darum, Unternehmer zu finden, die die Schwerstarbeit beim Aufräumen leisten können. "Wir kümmern uns um die Wege. Für die richtige Arbeit benötigen wir dicke Maschinen", sagt Cuppenbender.

Einen Mann für solche Fälle hatte Christopher Koch, der neue Mann im Forsthaus in Alpen, gestern bereits zur Hand. Einen, der die Harvester, jene Fäll- und Zuschneidemaschinen, und die Forwarder genannten Tragrückeschlepper für den Transport der Bäume zur Straße oder auf den Weg gleich in die Leucht und in den Winkel'schen Busch mitbringen kann. Das wird voraussichtlich in zwei Wochen der Fall sein. So lange werden Koch und seine Mitarbeiter ohnehin wohl noch brauchen, bis sie die Wege einigermaßen freibekommen haben. "Wir haben noch gar keinen Gesamtüberblick", sagt auch Koch. Denn die Leucht hat's heftig getroffen. 6000 bis 8000 Festmeter Holz müssen ausgeräumt werden. Das ist zwar nur etwa ein Zehntel des Schadens, den Winter-Orkan Kyrill vor exakt zehn Jahren in diesem Revier verursacht hatte - "aber immerhin", so der Leiter des 2000 Hektar umfassenden Reviers, zu dem auch der Latzen- und der Vluynbusch gehören "Das ist sonst der Einschlag eines ganzen Jahres", so Koch.

So weit es geht, sind inzwischen die Zugänge zu den Wäldern und auch zu den Waldrand-Wegen mit rotweißem Flatterband abgespannt. "Mancher Baum braucht nur noch einen Windstoß, bis er fällt", mahnt der Förster, der auf den schlammigen Grund hinweist. Überall hingen auch noch teils schwere Äste in den Baumkronen. Da sei es fast selbstmörderisch, den Wald zu betreten, mahnen die Förster. Koch hat Menschen beobachtet, die schon eine halbe Stunde nach den stärksten Böen wieder über Waldwege stapften: "Einfach unverantwortlich."

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Zeit braucht auch noch die Nordwestbahn, bis sie ihre Züge nach dem Orkan wieder auf die Strecke zwischen Xanten und Duisburg schicken kann. "Auf der Strecke der Linie RB 31 sind die Schäden so massiv, dass längerfristige Einschränkungen auch über den morgigen Tag hinaus zu erwarten sind", heißt es auf der Homepage der Osnabrücker. Will heißen: Erst wenn DB Netz die Trasse aus der Luft genau untersucht und eine Erkundungslok die Strecke heil übersteht, dürfen wieder Züge auf die Gleise.

Und da sieht es nicht gut aus für die Nebenstrecke. Erst einmal seien die Hauptstrecken dran, erklärte gestern eine Bahnsprecherin aus Düsseldorf. Da werde zwar auf dem Boden sogar nachts durchgearbeitet. Aber bei 5000 Kilometer Streckennetz brauche das seine Zeit. Heute jedenfalls und womöglich auch am Sonntag geht möglicherweise noch nichts, mutmaßt Steffen Högemann, Pressesprecher der Nordwestbahn in der Zentrale im Osnabrücker Hafengebiet.

Und da alle Welt derzeit nach Ersatzbussen schreie, sei auch deren Beschaffung unglaublich schwer. Immerhin: Seit gestern Mittag pendeln Busse zwischen Duisburg (seit 11.45 Uhr) und Xanten (ab 12 Uhr in Richtung Süden). Auf einen Fahrplan lässt sich Högemann aber nicht ein: Da gebe es zu viele Unwägbarkeiten wie zum Beispiel Staus. Geduld ist angesagt.

(RP)
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