Xanten Pfarrer: Kein Recht auf "Designerbabys"

Xanten · Der Weseler Kreisdechant hat während der "Woche für das Leben" im Xantener St.-Viktor-Dom Kritik an der modernen Medizin im Zusammenhang mit dem Thema Kinderwunsch geübt: "Menschen können Schöpfer spielen - und tun es."

Für Christen ist es keine Frage, dass Kinder ein Geschenk Gottes sind. Abtreibungen, weil das ungeborene Leben womöglich mit einer Behinderung zur Welt kommen könnte, sind für praktizierende Christen unvorstellbar. Diese Meinung vertritt naturgemäß auch Pfarrer Stefan Sühling, der jetzt in seiner Funktion als Kreisdechant harsche Kritik an der modernen Medizin im Zusammenhang mit dem Thema Kinderwunsch geäußert hat. Und zwar während des "Gebetes für das Leben" im St.-Viktor-Dom, zu dem jetzt zahlreiche Gläubige vom ganzen Niederrhein nach Xanten gekommen waren. Der Gottesdienst fand zum Start der "Woche für das Leben" statt, zu der katholische und evangelische Kirche noch bis zum morgigen Samstag einladen. Das Thema in diesem Jahr: "Kinderwunsch - Wunschkind - Designerbaby". Eingeladen hatte neben Sühling auch der Kreisdechant von Kleve, Propst Johannes Mecking.

Der Wunsch nach einem Kind sei in der Kirche fest mit dem Verheiratetsein verknüpft, erklärte Sühling. Jedoch sei dieses Glück nicht jedem Paar geschenkt. Er erinnerte an die "rasante Entwicklung der Medizintechnik bei unerfülltem Kinderwunsch" und die damit verbundenen Schwierigkeiten, wie etwa überzählig gezeugte Embryonen. "Inzwischen können wir prüfen, ob die in der Petrischale gezeugten Kinder gesund sind", sagte Sühling, das Erbgut könne geprüft werden. "Verspricht dieses, den Vorstellungen der Eltern zu entsprechen? Die Menschen sind auf dem Weg, Designerbabys ins Leben zu rufen."

Die Medizintechnik habe den Wunsch nach einem Kind zu einem berechenbaren Geschäft entwickelt, kritisierte der Kreisdechant. "Aus der Haltung, dass ein Kind ein Geschenk ist, hat sich die Idee vom Recht auf ein Kind entwickelt. Designed nach dem Wunsch der Eltern." Das höre sich an, so Sühling weiter, wie "Frankensteins Werkstatt, was uns die Medizin da präsentiert." Das Leben am Anfang sei inzwischen nicht nur von Abtreibung bedroht, sondern auch der Manipulation ausgeliefert. "Die Menschen können inzwischen Schöpfer spielen - und sie tun es", warnte er. "Wir sollten Gott nicht das Heft des Handelns aus der Hand nehmen." Die Medizin habe viele neue Möglichkeiten des Eingriffs entwickelt, biete aber keine Orientierung, "was wir tun und lassen sollen."

Sühling rief die Kirchenbesucher dazu auf, als Christen dem Gesetzgeber über die Schulter zu schauen, und auch selber im Kleinen zu wirken. "Auch wir heute Abend können etwas für die Haltung tun, die in der Gesellschaft Mangelware wird." Nämlich, ein Kind vor allem als ein Geschenk wahrzunehmen und als ein Glück für Paare, die Mutter und Vater werden.

(pbm/cb/kwn)
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