Xanten Plädoyer für offene Grenzen beim CDU-Neujahrsempfang

Xanten · Der Neujahrsempfang der Xantener CDU stand gestern ganz im Zeichen von Europa. Mit Elmar Brok konnten die Christdemokraten den Vorsitzenden des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments als Gastredner gewinnen. Rainer Groß, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes erinnerte an den Beginn der kontinentalen Gemeinschaft als europäische Wirtschaftsunion. Man habe damals ein gemeinsames und friedliches Europa im Auge gehabt. "Aber Finanzkrise und Flüchtlingsproblematik lassen Zweifel an den Visionen der Gründungsväter aufkommen", so Groß.

 EU-Parlamentarier Elmar Brok: "Wenn wir Schengen beseitigen, dürfte das auch für die Wirtschaft am Niederrhein nicht besonders lustig sein."

EU-Parlamentarier Elmar Brok: "Wenn wir Schengen beseitigen, dürfte das auch für die Wirtschaft am Niederrhein nicht besonders lustig sein."

Foto: A. Fischer

Bürgermeister Thomas Görtz setzte die Stadt in einen europäischen Kontext. Er wies darauf hin, "Europaaktive Kommune" und "Fair Trade-Stadt" zu sein. Ins neue Jahr blickt der Verwaltungschef mit großer Zuversicht. Es habe es mit dem Bauantrag für das Hotelprojekt schon hervorragend begonnen und man habe noch "viele gute Nachrichten im Köcher, die wir im Laufe des Jahres präsentieren werden".

Nach einer musikalischen Einlage des 1. Akkordeon Orchesters Xanten unter der Leitung von Manfred Schmidtke folgte der mit Spannung erwartete Vortrag des Europa-Abgeordneten. Titel: "Vereintes Europa - Was haben wir in Xanten davon?" Brok warnte eindringlich davor, die europäische Gemeinschaft auch nur ansatzweise infrage zu stellen. In dem Zusammenhang nahm er die Medien pauschal in die Verantwortung: "Wenn man auf den Nutzen Europas hinweist, ist man störend, es ist ja keine Schlagzeile. Dabei genießen wir Freiheit und Wohlstand in einem Maß, wie es dieser Kontinent und auch Xanten in seiner Geschichte noch nicht erlebt haben. Wir klagen auf einem verdammt hohen Niveau."

In Zeiten globalisierter Wirtschaft, des Klimawandels und des internationalen Terrorismus könne man Probleme nicht mehr auf nationaler Ebene lösen, so Brok. Auch angesichts des Zustroms von rund zwölf Millionen Flüchtlingen sei europäisches Engagement gefragt. "Das muss uns auch Geld wert sein. Zum Vergleich: Die gesamte EU kostet ein Drittel der Bundeswehr, sorgt aber für eine Situation, dass die Bundeswehr innerhalb Europas nicht mehr eingreifen muss."

Der Europa-Politiker warnte davor, die Grenzen zu schließen: "Wenn wir Schengen beseitigen, dürfte das auch für die Wirtschaft am Niederrhein nicht besonders lustig sein. Abgesehen davon, dass sich Straftäter in den seltensten Fällen an der Grenze in die Schlange stellen."

Das Fazit des Festredners lautete: "Die globalen Probleme werden auf gar keinen Fall innenpolitisch zu lösen sein."

(erko)
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