Xanten Politessen - beschimpft und bedroht

Xanten · Der Respekt gegenüber Ordnungsamt und Polizei ist gesunken, bestätigt die Kreispolizei Wesel. Immer mehr Menschen widersetzen sich den Anweisungen. Eine Mitarbeiterin des Xantener Ordnungsamtes erzählt aus ihrem Alltag.

 Brigitte H. hat bei ihrer Arbeit oft mit unverschämten "Kunden" zu kämpfen.

Brigitte H. hat bei ihrer Arbeit oft mit unverschämten "Kunden" zu kämpfen.

Foto: Kühnen

Wenn Brigitte H. von ihren täglichen mehrstündigen Gängen durch die Stadt und die Ortschaften ins Rathaus zurückkehrt, hat sie oft so manche unschöne Begegnung mit verärgerten Autofahrern hinter sich. Seit einem Jahr dreht sie als Politesse ihre Runden. Elf Jahre verrichtet sie schon diesen Job, lange Zeit in Köln und nun hier in der Römerstadt. "Ich habe im Laufe der Zeit vermutlich jedes Schimpfwort gehört, das man einer Frau an den Kopf werfen kann", sagt sie. So etwas kann man auf Dauer nur ertragen, wenn man sich ein dickes Fell zulegt. Brigitte H. hat es: "Die meisten habe ich erfolgreich vergessen."

Es kann auch schlimmer kommen. "Einmal stand ein Mann, der regelmäßig falsch parkt, plötzlich hinter mir und drohte mir damit, mich zu treten." Für die ansonsten resolute Frau war dies dann doch zu viel. Zurück im Büro informierte sie ihren Vorgesetzten über den Vorfall, der wiederum den Autofahrer zur Rede stellte. Auch in anderen Fällen fällt es manchmal schwer, höflich zu bleiben. Wenn ein erboster Autofahrer zu aggressiv wird, bricht sie das Gespräch ab. Der Fahrer kann dann per Anhörungsbogen Stellung nehmen.

Im Vergleich zum großstädtischen Köln ist die Welt im ländlichen Xanten noch einigermaßen in Ordnung. Doch auch hier macht sich zunehmend Respektlosigkeit gegenüber Vertretern des öffentlichen Dienstes bemerkbar, wenn es auch mit Köln nicht vergleichbar sei. "Der Trend schwappt herüber. Manchmal reicht es, nur auf einen Parkschein zu schauen, da gehen Menschen schon auf die Palme. Es gibt Phasen, da frage ich mich, ob Vollmond ist oder ein Gewitter naht", schüttelt die Politesse den Kopf über das Verhalten von so manchem Zeitgenossen.

Zunehmende verbale und körperliche Aggression sind auch Kriminalhauptkommissar Daniel Freitag von der Kreispolizei Wesel nicht unbekannt. In den neun Jahren Streifendienst hat er allerhand zu hören gekriegt, wobei Kraftausdrücke wie "Bulle" noch verhältnismäßig harmlos klingen. Um ihn und seine Kollegen besser zu schützen, hat die Bundesregierung nun einen Gesetzesentwurf mit härteren Strafen auf den Weg gebracht.

Der Respekt gegenüber den Einsatzkräften sei gesunken, bedauert Daniel Freitag. Zahlen würden das belegen. Zwar ist die Zahl der Widerstandsdelikte im ersten Halbjahr 2016 gegenüber den Monaten Januar bis Juni mit etwa 50 Vorfällen im Kreisgebiet in etwa gleich geblieben, doch aufs ganze Jahr betrachtet sei eine deutliche Zunahme zu verzeichnen, sagt Freitag. 2015 waren es noch 98 Vorfälle. Genaue Zahlen für 2016 dazu wird die Kreispolizei im kommenden Monat veröffentlichen.

Mehr Menschen neigten dazu, sich den Anweisungen zu widersetzen, erläutert Freitag. Fehlender Respekt fängt schon an einer Unfallstelle an. Manchmal müssen Einsatzfahrzeuge notgedrungen die Straße blockieren, trotzdem missachten immer noch einzelne Autofahrer die Zeichen der Polizei. "Einige versuchen doch dann tatsächlich, einen Weg an die Kollegen vorbei zu finden."

(pek)
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