Xanten Polizei ärgert sich über Auftritt von Görtz beim Rathaussturm

Xanten · Polizeichef Utz Schmidt zeigt sich entsetzt. Bürgermeister will Innenminister Jäger einschalten.

 Die Szene des Anstosses: Als Polizist empfing Thomas Görtz am Donnerstag die Möhnen und erläuterte kabarettistisch seine Kostümwahl.

Die Szene des Anstosses: Als Polizist empfing Thomas Görtz am Donnerstag die Möhnen und erläuterte kabarettistisch seine Kostümwahl.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Dass der Altweiberauftritt von Thomas Görtz im kurzärmeligen Polizeihemd ein Nachspiel haben könnte, war zu befürchten. Allerdings hätte man eher eine schwere Erkältung vermutet. Nun hat Xantens Bürgermeister aber Ärger mit der Polizei. Utz Schmidt, Leitender Polizeidirektor, bezeichnet in einem Brief an Görtz seine Aussagen in der Büttenrede beim Rathaussturm als "verletzend" und "ungehörig".

In seiner launigen Ansprache im Dialog mit der Obermöhne "Die wilde Hilde" hatte Görtz mit Anspielung auf die drohende Einstellung der Nachtbesetzung in der Polizeiwache erklärt, er werde, wenn er den Stadtschlüssel abgegeben habe, den Nachtdienst dort übernehmen. Bei der VHS habe er dafür einen Crashkurs absolviert. Dieser Satz stößt Utz Schmidt bitter auf. Diese Aussage entwerte nicht nur die Sorgen und Nöte der Xantener Bürger, "sondern setzt vor allem auch die langjährige, anspruchsvolle Ausbildung der Polizeibeamten sowie die hohen Anforderungen in einem Maße herab, das für mich nicht akzeptabel ist". Obwohl er sich "als Karnevalsfreund jedes Jahr über die ausgelassene Stimmung gut gelaunter Jecken" freue, sei er "entsetzt" über den Auftritt von Görtz gewesen. Er hoffe, dass solche Aktionen nicht das vertrauensvolle Verhältnis der Stadt Xanten und der Kreispolizeibehörde, insbesondere bei den Beamten des operativen Dienstes, trüben werde.

Mit einigem Kopfschütteln und völligem Unverständnis reagierte Thomas Görtz auf das Schreiben der Polizei. Görtz in seiner Antwort: "Ich habe in meinem Bekannten- und Freundeskreis sehr viele Polizeibeamte in unterschiedlichen Funktionen, so dass es mir absolut fernliegt, den Beruf des Polizisten in irgendeiner Weise herabzuwürdigen oder abzuqualifizieren. Im Gegenteil schätze ich die Arbeit der Polizei im Allgemeinen und insbesondere auch hier vor Ort in Xanten sehr." Es sei haarsträubend, aus seinen Worten im Zusammenhang mit dem Rathaussturm an Altweiberdonnerstag eine Ehrverletzung oder Ähnliches für Polizeibeamte zu konstruieren. Görtz: "Nur zur Erinnerung, sehr geehrter Herr Schmidt, wir haben Karneval! Niemand hat sich zu meinem Kostüm noch zu meiner Äußerung auch nur im Geringsten negativ geäußert, und ich hätte auch nicht im Traum daran gedacht, dass jemand so denken könnte." Es gehöre schon einiges an Humorlosigkeit und Verbissenheit dazu, seine humoristische Äußerung so falsch zu interpretieren. In ersten Gesprächen mit Polizeibeamten hätten diese überhaupt nicht diese Empfindlichkeit gezeigt und hätten seine Aussage überhaupt nicht ehrverletzend oder sonst irgendwie negativ aufgefasst. Görtz: "Ich hätte mir vom ersten Vertreter der Kreispolizei in Wesel etwas mehr Humor, aber auch mehr Professionalität gewünscht. Mich würde übrigens auch interessieren, wie Innenminister Ralf Jäger eine derartige Überreaktion auf eine solche Lächerlichkeit bewertet. Ich überlege, ob ich ihm diesen Vorgang einmal zur Kenntnis geben soll. Der Minister möchte doch das Image der Polizei weiter verbessern. Mit solchen Aktionen bereiten Sie Ihrem Minister aber einen Bärendienst. Vielleicht würde ja ein persönliches Gespräch nach den jecken Tagen einmal guttun. Ich lade Sie dazu herzlich ein."

(RP)
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