Xanten Premiere für den schiefen Maibaum von Xanten

Xanten · Nach einem alten Brauch stellen die unverheirateten Männer eines Ortes in der Nacht zum 1. Mai ihren Angebeteten einen Maibaum vor das Fenster. Im Laufe der Zeit wurde aus diesem Brauch ein großer Maibaum in der Ortsmitte. In Xanten gab es selbst den zuletzt nicht mehr.

 Zur Maifeier auf dem Xantener Markt rund um den 16,50 Meter hohen Maibaum kamen rund 200 Besucher.

Zur Maifeier auf dem Xantener Markt rund um den 16,50 Meter hohen Maibaum kamen rund 200 Besucher.

Foto: Armin Fischer

Ein Mangel, der auf Initiative von Bürgermeister Thomas Görtz jetzt beseitigt wurde. "Ich bin der Meinung, auf einen Marktplatz gehört ein Maibaum. Das hat hier immer gefehlt", so Görtz. Gestern wurde der bereits am Freitag aufgestellte Mast mit einer kleinen Feier offiziell vorgestellt.

Dass alle Bürger eingebunden sind, zeigt sich an den Wappentafeln der acht Xantener Ortschaften, die den Maibaum zieren. Bei Fassbier, "Niederrhein-Döner" (Spanferkel, Krautsalat, Zwiebeln) und strahlend blauem Himmel begrüßten rund 200 Besucher den Frühling. "Es war ein Versuch und dieser Versuch ist geglückt. Ich freue mich, dass so viele Menschen gekommen sind, das ist ein tolles Bild", so Görtz. Musikalisch untermalt wurde der Festakt mit einem Platzkonzert des Bundesspielmannzuges St. Victor Xanten unter der Leitung von Wilfried Welbers.

Dass der stolze Maibaum etwas windschief steht, liegt laut Görtz übrigens nicht an Zimmermeister Karl Johann: "Nachdem er ihn am Freitag in strömendem Regen errichtet hatte, stand er noch kerzengerade. Aber dann ist am Samstag ein Marktbeschicker rückwärts dagegen gefahren." Sorge haben, dass der schiefe Maibaum vom Xanten umfallen könnte, braucht aber niemand. "Der ist 85 Zentimeter tief im Boden verankert, da kann absolut nichts passieren, selbst wenn man die Stützkeile entfernen würde", versichert Karl Johann, der den Baum zusätzlich mit einem UV-Schutzanstrich versehen hat. Am 20. Mai nimmt er ihn wieder mit in die heimische Werkstatt, dort soll der 12 Meter lange und 1100 Euro teure Stamm für das kommende Jahr mit einem farbigen Anstrich versehen werden.

Blieb noch die Frage zu klären, wie hoch Xantens Maibote denn nun ist. Über die städtische Facebookseite hatte der Verwaltungschef dazu aufgerufen, genau das zu schätzen. Die 22-jährige Domstädterin Andrea Langendonk lag mit ihren 16,50 Meter inklusive Birke auf den Zentimeter genau richtig und erhielt dafür vom Bürgermeister ein "Verzehrgeld" von 20 Euro. Neben den Xantenern waren auch einige Touristen auf den Marktplatz gekommen, um sich an der Tradition zu erfreuen. "Mit dem Maibaum kommt der Frühling und alles erwacht", erzählt Gerlinde Burg aus Brüssel. Der Düsseldorfer Matthias Arkenstette erinnert sich an eine andere Tradition: "Früher musste eine Nachtwache sein, weil die jungen Burschen sich einen Sport daraus gemacht haben, dem Nachbarort den Baum zu klauen."

(erko)
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