Pro

Während des Parteitags der Bundes-SPD hat Hans-Gerd van Bentum vor dem Fernseher mitgefiebert und fest die Daumen gedrückt, dass die Mehrheit der Delegierten für eine Aufnahme von Koalitionsverhandlungen stimmen würde. Das Ergebnis ist bekannt: 56 Prozent votierten dafür. Nun, nachdem der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD steht, hofft der Marienbaumer Ratsvertreter, dass dieses Delegiertenergebnis von den Parteimitgliedern bestätigt, wenn nicht gar noch übertroffen wird. Einige Prozent zusätzlich für die Groko wären schön, sagt der 56-jährige Sozialdemokrat, Rentenexperte und Betriebsrat bei esco in Rheinberg. "Ich habe mich immer offen dafür bekannt", sagt er. "In dem Koalitionsvertrag sehe ich sehr positive Ansätze zum Beispiel für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und für sozial schwächere Menschen."

Nein, Parteichef Martin Schulz habe am Wahlabend im September keinen Fehler gemacht, als er sich gegen eine Neuauflage der Großen Koalition ausgesprochen hatte, meint der Marienbaumer. "Das war damals der richtige Schritt." Denn das Wählervotum habe zunächst einmal eine andere Sprache gesprochen, "das Volk wollte eine andere Mehrheit in der Regierung". Doch dann schüttelt van Bentum den Kopf, wenn er daran denkt, dass der FDP-Vorsitzende Lindner nach mehreren Wochen intensivster Verhandlungen plötzlich von einer langen Liste von Dissenz-Punkten unter den Jamaikanern spricht. "Ein Scherbenhaufen", erinnert sich der SPD-Mann. Neuwahlen wären aber keine Alternative gewesen. So sei es zwar ein schwerer, aber logischer Schritt gewesen, dass die SPD dann doch Sondierungen und Verhandlungen mit der Union aufgenommen habe.

In dem beschlossenen Koalitionsvertrag sieht er einige seiner eigenen zentralen sozialdemokratischen Anliegen mit dem Ziel formuliert, sie auch in dieser Legislaturperiode umzusetzen. Allen voran zählt er eine paritätisch finanzierte Krankenversicherung auf, die Grundversorgung bei der Rente und den Einstieg in die Diskussion über befristete Arbeitsverträge.

Darum wird van Bentum bei der Mitgliederabstimmung "auf jeden Fall", wie er betont, bei seinem Ja bleiben. Und er möchte, wenn es sich ergeben sollte, bis dahin noch weitere Gespräche führen. Nicht nur weil die Demokratie von Diskussionen lebe, betont der Ratsherr, sondern auch, um vielleicht den einen anderen von einem Pro zu überzeugen. Denn Europa brauche ein stabiles Deutschland.

(RP)
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