Xanten Schattenseite der Modeproduktion

Xanten · "Mit dem Leben bezahlt – Kleidung für uns": Christiane Schnura klärte auf Einladung der Eine-Welt-Gruppe und der Kolpingfamilie Xanten über Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auf.

"Mit dem Leben bezahlt — Kleidung für uns": Christiane Schnura klärte auf Einladung der Eine-Welt-Gruppe und der Kolpingfamilie Xanten über Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auf.

Mit Hochglanzbildern präsentieren Modemagazine fast täglich neue Trends und "must haves" der Saison. Modehäuser locken mit regelmäßigen Ausverkäufen und auch Fernsehformate wie "Shopping Queen" haben Hochkonjunktur. Einkaufen ist Hobby. Ein neues Teil nur so lange schick, bis die nächste Kollektion in den Schaufenstern steht. Und viel zu selten interessiert dabei, wie die Kleidung überhaupt produziert wird, unter welchen Umständen die Näherinnen in den so genannten Dritte-Welt-Ländern arbeiten. Auf Einladung der Eine-Welt-Gruppe und der Kolpingfamilie klärte Christiane Schnura, Koordinatorin der Kampagne für "saubere" Kleidung, über die schlechten Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie und deren Ursachen auf.

Mit einem Film über Produktionsstätten der Modekette H&M veranschaulichte die Referentin, wie der Arbeitsalltag für die meist weiblichen und sehr jungen Näherinnen in Bangladesch aussieht. Arbeitszeiten von 16 Stunden täglich sind keine Seltenheit, der Lohn samt Überstunden etwa 35 Euro im Monat — kaum genug, um über die Runden zu kommen. "Im Schnitt verdient eine Näherin gerade einmal so viel, dass sie rund 1000 Kalorien am Tag zu sich nehmen kann. Diese Mangelernährung, gepaart mit der sehr schweren Arbeit hat bei so jungen Frauen Auswirkungen auf das gesamtes Leben", erklärte Schnura. Gefährlich sei die Arbeit zudem. In den Produktionsstätten erfüllt hochentzündlicher Stoffstaub die Luft.

Luftreinigungsgeräte oder Atemmasken gibt es nicht. "Kommt es zu einem Brand, können die Arbeiter nicht raus. Die Notausgänge sind oft versperrt und die Haupttüren verschlossen, damit die Näherinnen erst nach Abarbeitung ihrer Aufträge gehen können." Zur Erweiterung der Fabriken werden illegal weitere Etagen auf die ohnehin oft instabil gebauten Gebäude gesetzt. So wie im Fall der Produktionsstätte Rana-Plaza in Bangladesch, bei deren Einsturz im April über 1100 Menschen starben. Produziert wurde darin unter anderem für den Textildiscounter KiK. "In den letzten Jahren sind genau zwei Produkte im Preis stark gesunken. Das ist zum einen Fleisch und zum anderen Kleidung. Kleidung wird als Wegwerfprodukt erachtet. Der Respekt vor der Arbeit dahinter, geht verloren", sagte Schnura.

Doch nicht nur Billigwarenhändler begünstigen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse. Auch teure und Designermarken lassen zu Niedrigstlöhnen fertigen. Die Schnelllebigkeit der Mode trage viel dazu bei, erklärte Schnura.

"Das Sortiment der großen Modehäuser wechselt im Vierwochentakt. Der Druck, die Waren pünktlich zu liefern, wird immer größer, was sich letztlich auf die Näherinnen auswirkt", ergänzte sie.

(beaw)
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