Xanten Schneiders Reise durch die digitale Welt

Xanten · Bei der Kolpingsfamilie Xanten stellte der SPD-Landtagsabgeordnete aktuelle Entwicklungen vor.

 René Schneider ist Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien.

René Schneider ist Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien.

Foto: privat

Fernsehsender, die den Zeitplan bestimmen, kiloweise Bücher im Urlaubsgepäck oder die gute alte Plattensammlung - all dies dürfte in wenigen Jahren Bestandteil von Anekdoten sein, die Väter ihren Söhnen erzählen.

Das Analogzeitalter nähert sich strammen Schrittes seinem Ende. Aber wie sieht die digitale Zukunft, in der viele schon heute zu Hause sind, aus? Um Antworten auf diese Frage zu bekommen, hat die Xantener Kolpingsfamilie den Landtagsabgeordneten René Schneider zu einem Vortrag über moderne Datennutzung eingeladen. "Nichts geht mehr ohne das Internet, alle Informationen sind sofort abrufbar", stellte Gastgeber Harold Ries einleitend fest.

René Schneider (SPD), Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien im Landtag, bestätigte das auf sehr anschauliche Weise. In seinem Referat "Leben im digitalen Überfluss - Wie das Internet uns vereinnahmt" stellte er alte und neue Gewohnheiten gegenüber. So habe das gedruckte Buch zwar keinesfalls ausgedient, die Verkaufszahlen seines elektronischen Pendants sind sogar rückläufig, aber die Marktführer haben bereits reagiert und neue Wege gefunden, das Konsumverhalten und die Lesegewohnheiten zu ändern. "Der Trend geht zu einer monatlichen Gebühr, für die der Kunde sich beliebig viele Bücher in elektronischer Form aus dem Internet laden kann. Stellen sie sich vor, sie gehen in einen Buchladen und können sich nach Herzenslust bedienen", so Schneider.

Ähnliche Angebote haben die Musikbranche längst revolutioniert. Um im Dschungel der Abermillionen Musiktitel die nötige Orientierung zu schaffen, gewinnt der Beruf des Kurators im Netz eine zunehmende Bedeutung. "Solche Kuratoren erkennen schnell meinen Musikgeschmack und stellen individuelle Listen meiner Lieblingslieder zusammen", so Schneider, der diese Angebote selber nutzt.

Auf einem ähnlichen Weg befinde sich auch das Fernsehen. Wurde bei der Absetzung von "Wetten dass..." vom Ende des "Lagerfeuer-TV" gesprochen, ist dieser Punkt nach Meinung des Abgeordneten längst erreicht: "Es gibt bereits die ersten reinen Internetsender, die eigene Serien produzieren. Die kann ich mir komplett ansehen und muss nicht mehr eine Woche auf die nächste Folge warten." Und selbst das, was Sie gerade in der Hand halten, dürfte ein Auslaufmodell sein. Manche Experten gehen davon aus, dass Tageszeitungen in etwa 20 Jahren vollständig durch Internetangebote abgelöst sein werden. "Zeitungen werden durch Internetblogs abgelöst, der gute alte Brockhaus durch Wikipedia und das Radio durch Podcast. Die Frage muss aber lauten: Wie sieht es dann mit der Qualität aus?", mahnt Schneider.

Der Politiker sieht überdies die Persönlichkeitsentwicklung in Gefahr. Beliebigkeit statt Charakterbildung sei ein Merkmal der digitalen Überflussgesellschaft. "Wir haben uns früher über unseren Musikgeschmack definiert, waren Rocker, Popper oder Punks. Heute greifen Jugendliche in jede Schublade und sind doch nichts." Wer nicht so Recht weiß, wie er mit dieser Entwicklung umgehen soll, dem gab Schneider am Ende einen Rat: "Genießen oder kaufen sie nur etwas, was mindestens zwei ihrer Sinne anregt."

(erko)
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