Zum Sonntag Schritt für Schritt zu Momenten des Glücks

Diesmal zog es mich im Urlaub in die Berge: Natur pur genießen, Weite spüren, Wiesenblumen riechen und Ruhe finden. Wenn jemand meckert, sind es nur die Ziegen, und wenn Glocken läuten, nur die der Bergkühe...

Aber um das Fest der Sinne zu erleben, muss man erst einiges an Höhenunterschieden bewältigen. Die Motivation stimmte, doch für die nur mäßig geübte Wanderin, der zum Trainieren vor der Haustür lediglich die 'Sonsbecker Schweiz' zur Verfügung steht, sind die Schweizer Berge auch unterhalb des Hochgebirges schon eine Herausforderung.

So mischen sich ins Hochgefühl, endlich loslegen zu könne, erhebliche Zweifel: Schaffst du das wirklich? Hast du dir nicht zu viel vorgenommen bei dieser schwülen Hitze? Die bald schmerzenden Oberschenkel und Atemlosigkeit scheinen allen Zweifeln Recht zu geben.

Schritt für Schritt geht's bergauf, mal leichter, mal mühsamer. Mit jedem gewonnenen Höhenmeter scheinen mir Kräfte zu wachsen, mein Gang wird gleichmäßiger und weniger anstrengend. Glücksgefühle stellen sich ein, als ich von einer schon beachtlichen Anhöhe auf den Sarner See herabblicke und denke: "Wow, das hast du schon geschafft!"

Die Ferien sind zu Ende. Auf Kinder und Jugendliche warten in der Schule, für Erwachsene in Familie und am Arbeitsplatz neue Herausforderungen. Meine Gedanken beim Blick auf die weitere Jahresplanung sind denen am Beginn meiner Bergwanderung nicht unähnlich: Da ist zum einen die Lust auf neue Aktionen, auf neue Räume im bald hoffentlich fertigen Pfarrheim. Aber in die Vorfreude mischen sich Zweifel und Sorge, wenn ich ans neue Arbeitsjahr denke: Ich ahne die kräftezehrenden Projekte, die Widerstände oder, schlimmer noch, die Gleichgültigkeit, denke mit Unbehagen an die vielen Abend- und Wochenendtermine in unserer "Branche", zumal in dunkler Jahreszeit.

Nun sind die ersten zwei Wochen rum, die ersten Dinge erledigt, auf den Weg gebracht. Die Bedenken in meinem Kopf sind kleiner geworden, indem ich die Aufgaben Schritt für Schritt angehe und merke, dass auch der Alltag Momente bereithält, die mich denken lassen "Wow, das hast du schon geschafft!"

Ich wünsche allen beim Bewältigen der neuen Herausforderungen solche Glücksmomente des Innehaltens und der Zufriedenheit mit sich selbst. Dann geht der Rest einfach leichter.

GERTRUD SIVALINGAM, PASTORALREFERENTIN DER PFARRGEMEINDE ST. MARIA MAGDALENA IN SONSBECK

(RP)
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