Analyse Schullandschaft steht wieder ganz am Anfang

Xanten · Die Anmeldezahlen für die beiden weiterführenden Schulen in Rheinberg müssen genau analysiert werden. Denn momentan steht die Stadt am gleichen Punkt wie vor rund sieben Jahren. Damals entschieden sich (zu) viele Eltern aus Rheinberg dafür, ihre Kinder nach dem vierten Schuljahr auf Schulen in Nachbarstädten zu schicken. Etwa zur Unesco-Gesamtschule in Kamp-Lintfort. Dem sollte mit der Gründung einer Gemeinschaftsschule (Europaschule) entgegengewirkt werden. Das gelang anfangs auch ganz hervorragend. Nun aber kommt der erste Einbruch: Nicht mehr 150 oder noch mehr wie in den ersten Jahren, auch nicht 130 wie im vergangenen Jahr - nein, nur noch 94 Jungen und Mädchen sind für das nächste Schuljahr gemeldet worden.

Unterdessen verzeichnet das Amplonius-Gymnasium mehr als 150 Anmeldungen. Macht in der Summe - wenn man noch ein paar Nachzügler einkalkuliert - rund 250 Kinder für die beiden Schulen. 285 verlassen allerdings im Sommer die vierten Klassen der Rheinberger Grundschulen. Bleiben mehr als 30 Kinder, die künftig auspendeln.

Festzustellen ist, dass es einen ungebrochenen Trend zu Gymnasien gibt. Die Angst vor G8 ist nach den ersten Jahren offenbar weitgehend verflogen. Warum aber verliert die Europaschule, obwohl über keine andere Schule im Umkreis mehr in den Zeitungen berichtet wird; obwohl das Schulleben von wissenschaftlicher und ministerieller Seite intensiv begleitet wird; obwohl die Ausstattung der Schule im laufenden Schulversuch hervorragend ist; obwohl das Kollegium hoch engagiert arbeitet?

Es sind höchstwahrscheinlich mehrere Gründe, die dabei eine Rolle spielen. Einer könnte eine konservative Haltung bei der Wahl der Schule sein: Der reformpädagogische Ansatz, bis zur Jahrgangsstufe acht keine Noten zu erteilen, ist möglicherweise schwer zu vermitteln. Auch wenn die Kinder in Lernstandsberichten eine sehr differenzierte, individuelle Bewertung bekommen. Auffällig ist auch, dass nach wie vor viele Kinder von ihren Grundschullehrern eine Empfehlung für die Schulform Gymnasium bekommen. Auch in dieser Richtung sollten Stadt und Politik die Ohren offen halten. Letztendlich dürfte auch das jahrelange Hickhack um die bauliche Erweiterung der Europaschule eine Rolle gespielt haben. Kinder, die jetzt an die Europaschule kommen, werden in den ersten Jahren in einem Baustellen-Umfeld unterrichtet. Nicht unterschlagen werden darf die offene Frage der Sekundarschule Alpen. Was passiert, wenn sie aufgelöst und zu einer Nebenstelle der Rheinberger Schule wird? Müssen dann Rheinberger Kinder nach Alpen fahren? Eines ist sicher: Sollte die Europa- 2018 eine Gesamtschule werden, gibt es wieder Noten auf dem Zeugnis. Viele Fragen, wenige Antworten: Die Stadt muss die schulpolitische Lage nun sehr genau untersuchen.

UWE PLIEN

(RP)
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