Sonsbeck Sonsbecker backt Brötchen in Winnipeg

Sonsbeck · Weltenbummler Andreas Ingenfeld, zur Zeit auf Heimaturlaub, ist in Kanada beruflich und privat angekommen.

 "The Crusty Bun" - das knusprige Brötchen - heißt die Bäckerei mit Café, die Bäckermeister Andreas Ingenfeld und seine Frau Friederike Brandt in Winnipeg gegründet haben. Der Laden läuft, die deutsche Backkunst kommt an.

"The Crusty Bun" - das knusprige Brötchen - heißt die Bäckerei mit Café, die Bäckermeister Andreas Ingenfeld und seine Frau Friederike Brandt in Winnipeg gegründet haben. Der Laden läuft, die deutsche Backkunst kommt an.

Foto: Ingenfeld

Viele Urlauber legen auf ihrer Reise durch Nordamerika in Winnipeg einen Zwischenstopp ein. Die Stadt in Zentralkanada, in der rund 700.000 Einwohner leben, hat kulturell und architektonisch einiges zu bieten. Und der europäische Lebensstil, den die vielen Einwanderer mitbrachten, versprüht ebenfalls seinen Reiz. Andreas Ingenfeld (45) hat Winnipeg während eines Urlaubs schnell ins Herz geschlossen. Seit 2006 lebt der gebürtige Sonsbecker mit seiner Frau Friederike Brandt (47) dort, seit 2009 sind sie Inhaber einer Bäckerei. Das Geschäft läuft hervorragend. 17 Angestellte beschäftigt das Ehepaar.

The Crusty Bun - übersetzt: das knusprige Brötchen - heißt die Bäckerei. Und wie die entstehen, kann jeder Kunde sehen. Die Backstube ist vom Café nur durch eine Glasscheibe getrennt. "Das offene Konzept habe ich aus Japan mitgebracht", sagt Ingenfeld, der weit rumgekommen ist, bevor er sich in Winnepeg selbstständig gemacht hat.

Mit 20 Jahren verließ er seine Heimatgemeinde. Da hatte er seine Bäckerlehre bei Tebath beendet. Studieren war nicht sein Ding, Ingenfeld wollte sich in der Praxis weiterentwickeln. Er arbeitete zunächst in der Schweiz, dann in Krefeld, in Weinheim, wo der Sonsbecker die Meisterprüfung bestand, in Köln und in München. Von der bayerischen Landeshauptstadt ging's wieder hinaus in die weite Welt - nach Japan.

In Kumamoto fand er die Liebe seines Lebens. Beruflich sah sich Ingenfeld aber noch nicht am Ziel. Nach zwei Jahren zog's ihn mit Friederike Brandt, einer studierten Japanologin, zurück an den Niederrhein. In Dinslaken wurde er Produktionsleiter bei der Großbäckerei Schollin. Nach sechs Jahren brach Ingenfeld auch da seine Zelte ab.

Als Kanada-Fans fasste das Ehepaar den Entschluss, nach Winnipeg auszuwandern, um sich selbstständig zu machen. Mit großen Erwartungen schauten sie sich während eines Urlaubs eine Bäckerei an, die zum Verkauf stand. Sie lag aber eineinhalb Stunden außerhalb der Innenstadt, kam also nicht in Frage.

Doch durch Zufall fanden sie eine Alternative in einer Senioren-Residenz. Ingenfeld wurde in der Bäckerei mit Café-Bereich eingestellt, Brandt half in der Verwaltung mit. "So hatten wir Zeit, Produkte zu testen und den Markt zu sondieren." Ihr Chef ließ ihnen freie Hand. Brot, Kuchen und Teilchen made in Germany kamen sehr gut an.

Es dauerte nicht lange, bis nicht mehr nur die Bewohner bei ihnen einkauften, sondern Kunden aus ganz Winnipeg regelmäßig vorbeischauten. So wuchs die Idee, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Als die Behörden nach zwei Jahren die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung ausstellten, setzten sie ihre Pläne in die Tat um.

Ein chinesisches Restaurant, zentral gelegen, verwandelten Ingenfeld und Brandt in eine florierende Bäckerei mit Café mit 30 Sitzplätzen. "Bis dahin war's aber ein hartes Stück Arbeit." Und eine Herausforderung. Das gesamte Equipment, vom Backofen bis zur Brötchentüte, musste in Deutschland, Kanada und den USA bestellt werden. "Einen entsprechenden Großlieferanten gibt's hier nicht."

Sie mussten sich einen Ruf aufbauen. Donuts und labbriges Weißbrot gibt's bei ihnen nicht. Da rund ein Fünftel der Einwohner der Provinz Manitoba, in der auch Winnipeg liegt, deutsche Wurzeln haben, sprach sich die Neueröffnung von "The Crusty Bun" nach und nach rum. Qualität setzt sich eben auch in Kanada durch.

Ob Bienenstich, Streuselkuchen, Kürbiskernbrötchen, Schweineöhrchen oder Schwarzbrot - das breite Sortiment deutscher Leckereien kommt an. "Wir machen nichts aus Fertigmischungen und sind daher etwas teurer als die Konkurrenz. Aber der Laden ist trotzdem voll", so Ingenfeld, der mit seiner Ehefrau, die sich um die Verwaltung kümmert, ein eingespieltes Doppel abgibt.

Der einst rastlose Bäckermeister ist beruflich wie privat angekommen. In Winnipeg sieht er auch weiterhin seine Zukunft. Freunde und Familie daheim hat er nicht vergessen. Derzeit weilt der 45-Jährige in Sonsbeck. Auf seine 17 Angestellten im "The Crusty Bun" kann er sich längst verlassen.

(RP)
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