Lokalsport Auf dem Weg zum Dressur-Traumpaar

Rheinberg · Beatrice Buchwald arbeitet in Rheinberg für Isabell Werth als Bereiterin. Die 26-Jährige und Weihegold verzücken die Fachleute.

 Die 26-jährige Beatrice Buchwald gewann mit Dressurpferd Weihegold 2013 das Finale des Nürnberger Burg-Pokals und 2014 den Louisdor-Preis.

Die 26-jährige Beatrice Buchwald gewann mit Dressurpferd Weihegold 2013 das Finale des Nürnberger Burg-Pokals und 2014 den Louisdor-Preis.

Foto: Christian Wöber

Die Aufregung war schnell verflogen, als das Vorstellungsgespräch begann. In lockerer Atmosphäre auf der Terrasse der weltweit erfolgreichsten Dressurreiterin durfte sich Beatrice Buchwald vorstellen. Isabell Werth hatte sich schon über die Blondine informiert. Das Vorreiten entfiel. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Ende 2012 kam Buchwald als Bereiterin auf den Rheinberger Hof, um dort halbtags zu arbeiten.

Zudem war sie auf der Hengsttation Schult in Hünxe tätig. Irgendwann wurde ihr die Fahrerei zu viel. Die Pferdewirtin, die in Voerde wohnt, nahm schließlich eine Vollzeitstelle im Stall der fünfmaligen Olympiasiegerin an. Das ist rund zwei Jahre her. Seitdem ging's mit der Karriere im Viereck steil bergauf. Erst am vergangenen Wochenende beim renommierten Festhallen-Turnier in Frankfurt wurde Buchwald im Grand Prix Zweite und siegte im Spezial. Die 26-Jährige gewann jeweils auf Weihegold (10). "Sie ist wie ein 6er im Lotto", sagt sie über die Stute. Nicht wenige Experten sind der Meinung, dass die Don Schufro-Tochter auf dem besten Weg ist, ein Olympia-Pferd zu werden. Olympische Spiele sind für Bea Buchwald ganz weit weg. Auch wenn sie Anfang Dezember vom Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) mit Weihegold in den B-Kader berufen wurde. Die Fachleute trauen der gebürtigen Welzheimerin - der Luftkurort liegt 40 Kilometer östlich von Stuttgart - "perspektivisch den Weg in die Weltspitze" zu. Natürlich freute sich die Voerderin über die DOKR-Nachricht. Überheblich wird sie deshalb nicht. Sie möchte sich "Schritt für Schritt" weiterentwickeln. Jeder Tag halte eine neue Herausforderung bereit. Die Bescheidenheit schätzt Isabell Werth an der aufstrebendenden Dressurreiterin. Die Rheinbergerin hat längst das Potenzial erkannt und schaut ganz genau hin, wenn Buchwald im Sattel sitzt. "Es ist nicht selbstverständlich, was Isabell für mich macht und wie sie mich unterstützt", sagt die 26-Jährige über ihre Chefin.

Wenn es der Turnierplan zulässt, steht Werth am Viereck und drückt ihrer Bereiterin die Daumen. "Und wieder war ich super stolz auf Bea und Weihegold. Das war ganz großes Kino", kommentierte Werth die Auftritte in Frankfurt, als ihr Schützling sogar A-Kader-Mitglieder hinter sich ließ. Seit sechs Jahren sitzt die stets gut gelaunte Pferdewirtin, die ihre Ausbildung auf dem Krüsterhof in Voerde absolviert hat, auf der Oldenburger Stute. "Die Arbeit mit ihr war von Beginn an etwas ganz Besonderes. Sie ist intelligent, ehrgeizig und hat einen tollen Charakter." Eigenschaften, die erfolgsversprechend sind. Als Werth-Schülerin ließen Starts auf Grand Prix-Niveau nicht lange auf sich warten. So gewannen Buchwald und Weihegold 2013 das Finale des Nürnberger Burg-Pokals und 2014 den Louisdor-Preis. Erstaunlich, wie gut sie Piaffen, Passagen und Übergänge vortrugen. Doch auch mit anderen Pferden kann Buchwald umgehen. Beim Bundeschampionat 2014 holt sie auf Belantis Gold im Finale der Fünfjährigen. Der Hengst trug die Werth-Schülerin im vergangenen Sommer auch zur Vize-Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde. Und dann gibt's da noch Lord Carnaby. Mit dem Rheinländer Hengst wurde Buchwald 2013 Bundeschampion bei den Sechsjährigen.

Allesamt Dressurpferde, deren Macken und Vorzüge Buchwald sehr gut kennt. Ihr Arbeitstag in Rheinberg beginnt um 7 Uhr. Eine halbe Stunde später sitzt sie auf dem ersten Pferd. Zehn bis zwölf Dressurpferde reitet die Blondine täglich - von der Basisarbeit bis zum Lektion-Training. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Was gibt's Schöneres?" Wenn es ihre knappe Zeit zulässt, fährt sie für ein paar Tage in die baden-württembergische Heimat. Weihnachten verbringt die Tochter eines Lehrer-Ehepaars bei ihrer Familie. Dann wird natürlich auch über das ereignisreiche Jahr 2015 gesprochen. Während Mama Kerstin und Papa Christoph anfangs keine Ahnung vom Reiten hatten, sind sie mittlerweile voll im Bilde. Und die beiden sich überzeugt, dass ihrer Tochter auch 2016 etliche Goldschleifen gewinnen und "Chefin" Isabell Werth weiterhin viel Freude im Dressurviereck bereiten wird.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort