Lokalsport Beim SV Millingen wird verschoben

Millingen · Fußball-Kreisliga A: In der Abwehr und im Mittelfeld gibt's noch Baustellen. Kapitän Rohrbach fällt weiter aus.

Schon vor seinem ersten Arbeitstag hatten sich auf dem Konto von Markus Hierling etliche unbezahlte Überstunden angesammelt, und das angefallene Spritgeld hat der neue Trainer des SV Millingen vermutlich auch aus der eigenen Tasche drauf gelegt. In den vier Monaten nach seinem Vertragsabschluss mit dem letztjährigen Tabellenzehnten der Fußball-Kreisliga A hat sich der 42-Jährige Woche für Woche schon einmal auf seinem künftigen Arbeitsgebiet umgeschaut.

"Ich habe mir alle Mannschaften angesehen, auch die Aufsteiger waren dabei", berichtet Hierling von seinen Touren über die Plätze. Hilft ihm das weiter? "Na ja", schränkt er heute vorsichtig ein, "es war bestimmt nicht sinnlos, aber die vielen Veränderungen in den anderen Mannschaften sorgen doch dafür, dass wir uns erst einmal wieder neu orientieren müssen."

Hierling stammt aus dem Kreis Kleve/Geldern, wohnt in Pfalzdorf und hat lange für den SV Nütterden gespielt und gearbeitet. Dort geht es in den Sommermonaten offenbar ruhiger zu. "Da herrscht eine geringere Fluktuation", erklärt er. Etwa so wie in Millingen, wo sich Hierling derzeit mit seiner Mannschaft auf die neue Spielzeit vorbereitet. Der Trainer macht dabei keinen Hehl daraus, dass der ein oder andere Spieler zusätzlich seinem Team vielleicht gut zu Gesicht stehen würde. Aber auch das hat er im Fußball-Kreis Moers kennengelernt: "Wir haben uns intensiv um weitere Stürmer bemüht", verrät er. "Da kamen die kuriosesten Absagen. Einer sagte ab, weil wir wohl nicht um die Meisterschaft mitspielen werden, für den anderen war es sogar ein Argument, dass wir auf Naturrasen spielen und keinen Kunstrasen hätten."

Der Trainer geht mit einem Kader von 20 Feldspielern und zwei Torhütern in die Spielzeit. Das hört sich nach einer ausreichenden Spielerdecke an, birgt für Hierling aber noch so manches Fragezeichen. Die offenen Stellen durch die Veränderungen von Patrick Neumann zum Aufsteiger Ossenberg und Steffen Dufhaus nach Wuppertal sowie den Karriereenden von Volker Linßen und Kevin Schäfer, der der Mannschaft aber als Betreuer erhalten bleibt, sind nicht besetzt. "Auf diesen Positionen werden wir verschieben müssen", arbeitet Hierling derzeit an den Baustellen in Abwehr und Mittelfeld. Auch auf das erhoffte schnelle Comeback von Mannschaftsführer Henning Rohrbach müssen die Blau-Weißen noch warten. Der 27-Jährige, der in der vergangenen Saison schon im Auftaktspiel einen Kreuzbandriss erlitt, wird vermutlich im Oktober wieder mit dem Training beginnen und sicherlich erst im Winter mit seinem Team auflaufen können.

"Wir können nicht ausschließen, dass wir auf Spieler unserer Reserve zurückgreifen müssen", richtet Hierling seinen Blick auch auf die zweite Millinger Vertretung, nachdem sich lediglich drei neue Akteure für den SVM entschieden hatten. Nach einem Jahr mit guter Ausbildung beim SV Budberg gilt Konrad Pfingst als Kandidat für die Stammelf. Der Kamp-Lintforter Student der Logistik hat in den ersten Testspielen bereits bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. "Er wird eine Verstärkung sein", ist sein Trainer überzeugt. Florian Abels wechselte vom SV Orsoy zum Jahnplatz.

Der 20-Jährige begann beim Nachbarn in dessen erster Vertretung, verbrachte die Rückrunde aber vornehmlich in der zweiten Auswahl. "Er braucht noch Zeit, aber er kann es schaffen", spornt Hierling den jungen Defensivspieler an. Mit offenen Armen wurde Abdulkader Aabido in Millingen aufgenommen. Der 26-jährige Syrer arbeitet derzeit an seinen Sprachkenntnissen - der Fußball und seine neuen Mitspieler sollen helfen. Bis zu ersten Einsätzen in der A-Liga liegt allerdings noch ein weiter Weg.

"Die A-Liga wird wesentlich schwieriger als im vergangenen Jahr", glaubt Hierling. "Und für uns wird es nicht so leicht werden, wie in den Vorjahren wieder auf 48 Punkten zu kommen." Es dürfte, so vermutet er, ganz eng im Mittelfeld der Liga zugehen. "Viele Teams sind auf Augenhöhe", lautet sein Tipp. "Läuft es für uns gut und bleiben wir von Verletzungen verschont, können wir einen guten einstelligen Tabellenplatz erreichen. Gibt es Probleme, dann ist man aber auch ganz schnell unten dabei." Und dann hätte sich seine Arbeit vor dem Saisonstart so recht auch nicht gelohnt.

(DK)
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