Lokalsport Bergab über Stock und Stein

Kamp-Lintfort · Nicolas Wegs fährt mit seinem Mountainbike Downhill. Und das richtig gut. Die Rheinische Post und Volksbank Niederrhein kürten den 16-Jährigen zum "Nachwuchssportler des Monats".

Der kleine Wohnwagen parkt vor dem Haus der Familie Wegs in Kamp-Lintfort. Darin verbringt Nicolas ganze Wochenenden - und das an zahlreichen Terminen im Jahr. Der 16-Jährige fährt seit zwei Jahren Downhill und reist für sein Hobby durch ganz Deutschland. In dieser Variante des Mountainbikings, bei der auf Zeit ausschließlich bergab und mit hoher Geschwindigkeit durch unwegsames Gelände gefahren wird, hat sich Nicolas innerhalb kürzester Zeit einen Namen gemacht. Die Rheinische Post und die Volksbank Niederrhein haben den Teenager jetzt als "Nachwuchssportler des Monats September" ausgezeichnet. Obendrein gibt's ein Preisgeld von 300 Euro.

Die Finanzspritze kann der Oberstufenschüler, der die Q1 des Georg-Forster-Gymnasiums besucht, gut gebrauchen. Downhill, auch Bergabfahrt genannt, ist ein kostspieliges Hobby. Allein das Spezialrad, das sich unter anderem durch Stoßdämpfer mit extra großem Federweg auszeichnet, kostet um die 5000 Euro. Hinzu kommen die Reisen quer durch die Republik. Nicolas finanziert sein Hobby fast ausschließlich alleine. Dafür nimmt der Abiturient auch in den Ferien kleiner Nebenjobs an.

Alles begann am Eyller Berg, der nur einen Katzensprung von seinem Elternhaus entfernt liegt. Dort verfolgte er als Kind fasziniert, wie Mountainbiker und Motocross-Fahrer den steinigen, oft auch schlammigen Kurs bewältigten. Als tatkräftiger Helfer war Nicolas mit dabei, als die erste Downhill-Freeride-Strecke an der Halde Norddeutschland unter Mitarbeit der Sportgemeinschaft (SG) Neukirchen-Vluyn entstand. Für die SG geht der ambitionierte Biker seitdem auch an den Start. Wettkämpfe finden in bergigen und anspruchsvollen Gebieten statt. Dann gilt es, die optimale Fahrlinie auf der mit Steinfeldern, Bodenwellen und natürlichen Hindernissen gespickten Strecke zu finden. Vor einem Start läuft Nicolas die Strecke zu Fuß ab, dann geht es mit der Seilbahn auf den Berg.

"Vor jedem Rennen fahre ich die Abfahrt zehn bis 15 Mal und überlege, wie ich am besten durchkomme. Meistens tauschen wir Fahrer uns untereinander auch aus", erläutert Nicolas den Ablauf, bevor es in die über vier Minuten langen Rennen geht. Nahezu jedes Wochenende war Nicolas im vergangenen Sommer unterwegs. Unter der Woche hat die Schule Vorrang. Am Sonntag endet für den Biker die erste Rennsaison im Hochsauerland. Dann hat der talentierte U17-Fahrer noch Aussichten, sich den Gesamtsieg im NRW-Cup zu sichern. Beim nationalen iXs German Downhill Cup wurde er vor zwei Wochen in der Nachwuchsklasse Zweiter. Bereits Ende Juni stand Nicolas bei den Deutschen Meisterschaften in Todtnau mit einem starken zweiten Platz auf dem Treppchen. "2015 habe ich meine Technik durch die Rennerfahrung enorm verbessert", verriet Nicolas sein Erfolgsrezept. An Kraft und Ausdauer will er im nächsten Jahr noch verstärkt arbeiten.

Beim anstehenden Wettbewerb im Hochsauerland ist auch Vater Bodo Wegs wieder mit dabei. Er begleitet seinen Sohn zu jedem Trainings- und Rennwochenende. Mutter Anja bekommt bei manchen Sprüngen von Nicolas immer noch weiche Knie - auch wenn sie die bedachte Fahrweise ihres Sohnes kennt und ihm vertraut. Stürze lassen sich aber kaum vermeiden. Bis auf Abschürfungen ist Nicolas bisher unversehrt geblieben. Krankenwageneinsätze seien bei einem Rennen aber keine Seltenheit. Nicht jedem Fahrer gelingt es immer, den schmalen Grat zwischen Schnelligkeit (bis zu 70 km/h) und minimaler Sturzgefahr zu finden. Deshalb trägt auch Nicolas eine Schutzausrüstung bestehend aus Protektoren und einem Fullface-Helm. Denn in der Mountainbike-Disziplin Downhill mit Hindernissen und Sprüngen fährt die Gefahr eines Sturzes immer mit.

(sfk)
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