Fußball Bewegung und Gehirnjogging am Ball

Lüttingen · "Life Kinetic" heißt eine Trainingsform, die die C-Liga-Fußballer des SSV Lüttingen in neuer Weise fordert. Die Übungen zielen auf deren Gehirn ab. Dort sollen neue Bewegungsmuster ausgebildet werden, die leistungsfähiger machen.

 Da staunten die Fußballer des SSV Lüttingen, als ihnen Trainer Thilo Munkes (r.) verschieden farbige Softbälle in die Handflächen drückte. Diese werden den Mitspielern zugeworfen, und gleichzeitig wird mit dem Fuß der Ball gespielt. Das ist eine von vielen Übungsformen aus dem "Life Kinetic".

Da staunten die Fußballer des SSV Lüttingen, als ihnen Trainer Thilo Munkes (r.) verschieden farbige Softbälle in die Handflächen drückte. Diese werden den Mitspielern zugeworfen, und gleichzeitig wird mit dem Fuß der Ball gespielt. Das ist eine von vielen Übungsformen aus dem "Life Kinetic".

Foto: EGO

Am vergangenen Freitagabend war Trainingsauftakt bei der "Reserve" des SSV Lüttingen. Die C-Liga-Mannschaft hat mit Thilo Munkes einen jungen Coach, der kein Anhänger von ausgedehnten Waldläufen ist, sondern ganz neue Schwerpunkte in den Übungseinheiten auf dem Platz setzt. Der 32-jährige Lüttinger, der zwischen 2001 und 2007 in Köln Sport- und Sonderpädagogik studiert hat und seit 2010 am Förderzentrum Xanten arbeitet, hält große Stücke auf das Bewegungstraining "Life Kinetik".

Munkes hat von 2008 bis 2010 bereits in der Jugendabteilung des SSV als Trainer gearbeitet. In dieser Zeit bildete sich der Xantener in der Trainingslehre mit dem Schwerpunkt Fußball stetig weiter. Über Fachlehrgänge in Bayern sowie Paderborn erwarb Munkes 2011 eine Lizenz für "Life Kinetik". Dabei handelt es sich um eine neue abwechslungsreiche Trainingsform, die das Gehirn mittels nicht alltäglichen koordinativen, kognitiven und visuellen Aufgaben fördert.

Das Prinzip: Bewegungen ausführen, während zugleich das Gehirn gefordert wird. Keine Übung wird so lange trainiert, bis eine Automatisierung eintritt, sondern das Gehirn ständig neu herausgefordert: so entstehen neue Verbindungen im Gehirn (Synapsen). Je mehr Verbindungen angelegt sind, desto höher ist die Leistungsfähigkeit.

Zwei Beispiele verdeutlichen das Prinzip. Zu nennen wäre die alleine durchgeführte Übungseinheit "Parallelball": Zwei kleine Jonglierbälle, in jeder Hand einen, werden parallel zueinander senkrecht etwa zehn Zentimeter hochgeworfen. Anschließend werden blitzschnell die Unterarme übereinander gekreuzt und die Bälle mit gekreuzten Unterarmen aufgefangen. In dieser Haltung werden die Bälle erneut in die Luft geworfen, die Kreuzung der Unterarme aufgelöst und die Bälle in normaler Armhaltung mit den Händen aufgefangen. Beim nächsten Durchgang wird bei der Kreuzung der andere Arm nach oben gelegt.

Der "Feldhopser" ist eine weitere Übungsform, die in der beschriebenen Weise noch variiert werden kann und dadurch komplexer wird. Zunächst trennt ein waagrecht auf dem Boden liegendes Band zwei Bereiche ab. Der Sportler steht in einem der Felder. Dann werden verschiedene Sprungkombinationen in die beiden Felder durchgeführt. Man springt nach vorn, landet aber nur auf dem linken Bein, dann zurück und landet auf dem rechten Bein und schließlich erneut nach vorn, um auf beiden Beinen gleichzeitig zu landen. Sofort springt man wieder zurück, landet links, wieder nach vorn, Landung rechts und noch mal zurück zur beidbeinigen Landung.

Die Übungen sind immer so gewählt, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. "Life Kinetik" ermöglicht es, das Gehirn ein Leben lang vor neue Herausforderungen zu stellen und ist damit die Schnittstelle zwischen sportlicher Bewegung und lebenslangem Lernen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die die Wirkungsweise von "Life Kinetik" belegen. Im Fußballtraining lassen sich Übungen mit den Händen zwischen zwei Partnern dadurch kombinieren, dass parallel dazu mit dem Fuß der Ball gespielt wird.

Borussia Dortmund war die erste Bundesliga-Mannschaft, die diese Übungsform in das Training eingebaut hat. Auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und Ski-Rennläufer Felix Neureuther haben "Life Kinetik" ausprobiert. "Ich bin ein großer Verfechter von ganzheitlichem Training. Meine Spieler sollen schnellen Fußball spielen können. Maximal fünf Sekunden darf ein Spieler den Ball halten. Nicht lange Distanzen laufen, sondern viele Tempowechsel sind wichtig", erklärt Munkes. Bei fast allen seinen Übungen ist der Ball mit dabei. Die Trainingsinhalte sind eine Mischung aus Kraftausdauer, Intervallläufen, Sprints sowie taktischen und technischen Übungen.

Gerade die Physis ist laut Munkes die Basis für ein erfolgreiches Spiel. Seine Kicker fordert er regelmäßig mit kurzen kräftezehrenden Einheiten, wodurch nicht nur zeitnah die Fitness gesteigert, sondern auch der Zusammenhalt der Mannschaft gestärkt werde. Nach dem Abstieg aus der B-Liga hat Munkes die Lüttinger Mannschaft übernommen und eine junge Truppe geformt, die in der Tabelle ganz oben mitmischt - auch dank "Life Kinetik".

(aeg)
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