Lokalsport Der Landesliga-Eklat von anno dazumal

Kreis · Schon vor 50 Jahren ging's auf den Plätzen im Fußball-Kreis hoch her. Am 24. Spieltag wurden drei Spiele abgebrochen.

 Am 24. Spieltag der Saison 1966/67 empfing der Homberger SV den SV Mönchengladbach. Die Partie wurde abgebrochen.

Am 24. Spieltag der Saison 1966/67 empfing der Homberger SV den SV Mönchengladbach. Die Partie wurde abgebrochen.

Foto: unbekannt

War früher eigentlich alles besser? Im Moerser Fußball-Kreis deuten einige Belege darauf hin, dass dem nicht so war - zumindest was die Zahl der Spielabbrüche betrifft. Vor 50 Jahren, am 24. Spieltag der Saison 1966/67, fanden nämlich gleich drei Begegnungen in drei verschiedenen Spielklassen ihr vorzeitiges Ende.

Die Liga-Landschaft des Kreises war für den Fußballfreund zu damaligen Zeiten etwas übersichtlicher, als sie es heute ist. Das Moerser Sportgeschehen rund um den Lederball konzentrierte sich auf vier Spielklassen. In der Landesliga, damals noch die vierthöchste deutsche Liga, tummelten sich gleich sechs Vertretungen des Kreises. Zusammen mit dem SV Neukirchen, dem GSV Moers, TuS Meerbeck und dem TuS Lintfort waren zudem zwei Vereine aus Homberg vertreten, neben der SpVgg. Hochheide 89/19 war dies der Homberger SV. Der "kleine HSV", wie der Verein im Kreis liebevoll genannt wurde, hatte zwei Jahre zuvor in der Regionalliga West am Rheindeich noch Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach, RW Essen oder Fortuna Düsseldorf begrüßen dürfen, musste dann aber zwei Abstiege in Folge hinnehmen.

An jenem 19. März 1967 empfingen die Homberger als Tabellen-Achter den Zweitplatzierten SV Mönchengladbach 1910, der noch ein kräftiges Wort um den Aufstieg mitsprach. Die Hausherren gingen bei starkem Gegenwind schon in der 17. Minute in Führung, lagen später aber 1:3 zurück, als Schiri Schmitz aus Friedrichsfeld in der 89. Minute einen Freistoß für die Gäste anzeigte. Hombergs Kapitän Helmut Bergmann protestierte dagegen und sah sich plötzlich dem ausgestreckten Zeigefinger des zuvor schon, so empfanden es jedenfalls die Gastgeber, mit fragwürdigen Entscheidungen aufwartenden Referees gegenüber. Schmitz schickte Bergmann vom Platz, doch der soll lieber nach dem Finger des Unparteiischen gegriffen haben.

Der Schiri beendete daraufhin sofort das Spiel und rannte, so die damalige Darstellung, um seine Gesundheit fürchtend flugs in die Kabine. Das Spiel hatte seinen Eklat, und Bergmann war der Sündenbock, der in den nächsten Spielen des HSV zuschauen musste.

Zwei Spielklassen tiefer, in der 1. Kreisklasse, standen sich die Reservemannschaften von Preußen Vluyn und des TuS Xanten gegenüber. Während es für die Hausherren nur noch um eine Position im Mittelfeld der Liga ging, zitterten die Domstädter um den Klassenerhalt. Bis zur 60. Minute tat sich nicht viel, ehe der Schiri einen Strafstoß für die Preußen anzeigte. Xantens Torhüter wehrte den Ball ab, doch der Unparteiische ließ den Elfer wiederholen. Es hagelte heftige Proteste der Gäste, in deren Verlauf gleich drei Xantener Spieler des Feldes verwiesen wurden. Daraufhin soll die TuS-Mannschaft "von außen" aufgefordert worden sein, den Platz zu verlassen. Zuschauer drängten auf das Spielfeld, das erst nach einigen Minuten wieder geräumt werden konnte.

Angeblich, so die Xantener Erklärung nach dem Spiel, wäre die Mannschaft nur vom Platz gegangen um ihren Torwart auszutauschen - man hätte danach ja weiter spielen können. Der Schiri sah es anders und beendete das Spektakel. Wochen später gingen die Punkte nach Vluyn. Für die Xantener Reserve nahm die Saison dennoch ein Happy-End, denn sie rettete sich noch vor dem Abstieg, der sie dann aber in der folgenden Spielzeit ereilen sollte.

In der 2. Kreisklasse, die vor einem halben Jahrhundert als unterste Liga in drei Gruppen aufgeteilt war, stand der SV Rheurdt kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft. Seine wenn auch nur noch geringe Chance auf den Aufstieg wollte aber auch der TuS Asterlagen wahren, der dafür aber nicht mit einer Niederlage hätte nach Hause fahren dürfen. 1:1 hieß es in der zweiten Halbzeit, nachdem der TuS schon in der ersten Halbzeit einen Spieler nach Platzverweis verloren hatte. Nach einem Strafstoß, den der SVR zum 2:1 verwandelte, hagelte es Proteste der Asterlagener, die Schiedsrichter Dicks aus Kamp-Lintfort mit einem weiteren Feldverweis wegen Beleidigung beantwortete.

Die Reaktion des TuS: Gemeinsam mit dem Fußball-Obmann soll der Mannschaftsführer erklärt haben, dass man auf die Punkte verzichten und nun das Spielfeld verlassen wolle. Gesagt, getan, der SVR steuerte der Meisterschaft entgegen und hätte zum Aufstieg auch die Punkte aus dem abgebrochenen Spiel nicht mehr benötigt. Die wurden ihm dennoch zugeteilt - dies allerdings erst in einer Spruchkammersitzung nach Abschluss der Saison. Asterlagen musste noch vier weitere Jahre auf den Titelgewinn warten und stieg erst 1971 auf, als der SV Rheurdt schon wieder abgestiegen war.

(DK)
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