Lokalsport Isabell Werth schrammt in der Kür an einer EM-Medaille vorbei

Aachen/Rheinberg · Dressurreiten: Der Rheinbergerin unterlief in Aachen im Special ein fataler Fehler. Tags darauf zeigte sie sich auf Don Johnson wieder in Bestform.

"Leck mich am Bein, bin ich die blödeste Blondine hier?", fragte sich Isabell Werth bei der Europameisterschaft in Aachen nach einem bitterbösen Patzer im Grand Prix Special selbstkritisch. Was war geschehen? Statt in die Traversale bewegte die 46-jährige Rheinbergerin Wallach Don Johnson (14) in der Prüfung fatalerweise in den starken Schritt. Zwar bemerkte die fünfmalige Olympiasiegerin ihren Fehler noch, bog ab, aber es war schon zu spät. Das korrigierte Verreiten war nicht mehr wegzudiskutieren. Stinksauer stieg Werth vom Pferd, wurde später jedoch noch Siebte.

Mit diesem Patzer hatte sich die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt bei der EM die Chance auf eine Medaille versaut. Trotzdem bewies Isabell Werth, nachdem sie mit ihrem Hannoveraner den falschen Weg auf dem Viereck eingeschlagen hatte, Humor. Lachend sagte sie: "Was kann das Pferd dafür, wenn eine alte Blondine im Sattel zu blöd ist? Seit 27 Jahren reite ich Championate, aber jetzt habe ich mich zum ersten Mal verritten." Das Paar bekam für ihre Prüfung 75,924 Prozent. "Ich mit der Vorstellung von Johnny sehr zufrieden, er war heute besser als ich." Trotz des Ausrutschers konnte sich die Rheinbergerin für die abschließende Grand Prix Kür qualifizieren und griff am gestrigen Nachmittag noch einmal an. Satte 82,482 Prozentpunkte bekam sie auf Don Johnson. Allerdings reichte dies nicht für eine Medaille. Denn was blieb, war der undankbare vierte Platz hinter der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat, die auf dem Westfalen Delgado 82,714 Prozentpunkte erzielte.

Ohnehin stand die Heim-EM für die deutschen Dressurreiter unter keinem guten Stern. Nach "nur" Bronze in der Teamwertung war Isabell Werth als erste deutsche Reiterin in den Grand Prix Special gestartet. Offensichtlich hatte sie den Verlust von Mannschaftsgold und der Titelverteidigung noch nicht vollends verkraftet. Anders ist der Ritt einer falschen Lektion kaum zu erklären. Doch Patzer können eben auch den Stars der Szene passieren, wie auf dem Reit- und Springturnier in Asperden-Kessel, auf dem in Dressuren bis zur mittelschweren Klasse geritten wurden, einige Male zu hören war. Die Basis zeigte jedenfalls Verständnis: "Das beweist doch um so deutlicher, dass wir alle nur Menschen sind und uns jederzeit, auch wenn wir hochkonzentriert reiten, Fehler unterlaufen können. Das der auch einer Isabell Werth passieren kann, macht sie umso sympathischer", hieß es aus dem ländlichen Dressurlager. Aufmunternde Worte aus der Nachbarschaft, die nach wie vor von der reiterlichen Qualität der Rheinberger Dressurqueen überzeugt ist.

(SD)
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