Leichtathletik Kleine Anna fliegt der Konkurrenz davon

Borth · Die zehnjährige Leichtathletin aus Borth gehört deutschlandweit zu den besten Weitspringerinnen ihrer Altersklasse.

Der erste Ordner, in dem die Urkunden chronologisch abgeheftet sind, ist fast voll. Dort sind die Erfolge der noch jungen Karriere von Anna Berninger nachzulesen. Die zehnjährige Gymnasiastin ist die Senkrechtstarterin der Leichtathletik-Abteilung des SV Millingen. Im Weitsprung gehört sie deutschlandweit zu den besten ihrer Altersklasse. Vor einigen Wochen landete die Mehrkämpferin bei 4,49 Metern. Auch im Sprint hängt sie die Konkurrenz regelmäßig ab. Ihre Eltern Elfi und Frank sind natürlich stolz auf ihre jüngste Tochter, achten aber darauf, dass sie's mit dem Ehrgeiz nicht übertreibt.

"Anna ist sehr zielstrebig und hat eine tolle Auffassungsgabe. Trainingsinhalte kann sie sehr schnell im Wettkampf umsetzen", sagt ihr Coach Werner Koleiski. Das Talent aus Borth ist die Jüngste in seiner zwölfköpfigen Athleten-Gruppe, die dreimal in der Woche im Weseler Auestadion trainiert. Eineinhalb bis zwei Stunden dauern die Einheiten. "In den vergangenen drei Jahren hat sich Anna kontinuierlich verbessert. Und es ist mittlerweile normal, dass sie ältere Konkurrentinnen hinter sich lässt", so Koleiski. Zunächst konnten die Jugendlichen aus ihrer Trainingsgruppe nicht viel mit der Schülerin anfangen. "Als sie dann Annas Zeiten und Weiten gesehen haben, war unsere Tochter voll integriert", weiß Mama Elfi, die 2013 zum Geburtstag einen Kreismeistertitel über 800 Meter geschenkt bekam. "Ich hatte nichts für Mama gefunden", meint das aufgeweckte Mädchen, die Anfang September in Gladbeck den weiten Satz in die Sandgrube hinlegte. Von Sprung zu Sprung hatte sie sich verbessert. Im letzten Versuch standen dann die 4,49 Meter zu Buche. Ihre Bestzeit über die 50 Meter liegt bei 7,85 Sekunden. "Wir müssen mittlerweile schon weiter wegfahren, um gleichwertige Konkurrenz zu finden - nach Köln, Wattenscheid oder Papenburg. Nur so kann sich Anna weiter verbessern", sagt Papa Frank, während er den Ordner mit den Urkunden aufschlägt. 2007 beim LaufSpektakel in Rheinberg landete Anna erstmals ganz weit vorne. Silvia Kawski, Übungsleiterin bei Concordia Ossenberg, empfahl den Wechsel zur Leichtathletik-Bambini-Gruppe des SV Millingen. Denn im Mutter-Kindturnen war Anna unterfordert. Und beim SVM ging's dann schnell vorwärts. Durch die Kooperation mit dem Team Niederrhein kann die Bortherin ihrem Können entsprechend im Auestadion trainieren. Da Anna noch zu jung ist, um selber bei überregionalen Meisterschaften zu starten, ist sie eben als Zuschauerin dabei. Bei der U23-Junioren-DM in Wesel und der DM der Erwachsenen in Ulm war die Schülerin vor Ort. Da hatte sie keine Berührungsängste, um zwei ihrer Vorbilder nach Autogrammen zu fragen. Die Unterschriften von Sprinterin Tatjana Pinto und Weitspringerin Lena Malkus zieren ein Paar ihrer Sportschuhe, die natürlich nun nicht mehr getragen werden dürfen.

"So gut wie Tatjana und Lena möchte ich auch werden. Toll wäre es, wenn ich bei den Olympischen Spielen 2024 in Berlin dabei sein könnte." Bis dahin liegt aber noch ein ganz weiter Weg vor ihr. Das muss niemand der Zehnjährigen sagen. Bislang mussten ihre Eltern sie noch nicht überreden, trainieren zu gehen. Anna findet es spannend, dass sie jetzt auch beigebracht bekommt, wie sie im Hochsprung, Speerwurf oder Kugelstoßen außergewöhnliche Leistungen erbringen kann. Ihr Augenmerk liegt aber zunächst auf ihrer derzeitigen Paradedisziplin. Und so sagt die Nachwuchssportlerin mit einem Grinsen: "Im nächsten Jahr will ich 4,66 Metern springen."

(RP)
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