Lokalsport Maximale Ästhetik

Xanten · Sarah Schmithüsen unterrichtet klassisches Ballett. Studiert hat sie an der Londoner Royal Academy of Dance. Nun gibt sie ihr Wissen an junge Tänzerinnen in Xanten weiter.

 Trainiert dreimal die Woche in der Xantener Ballettschule: die zwölfjährige Linn Ingendahl.

Trainiert dreimal die Woche in der Xantener Ballettschule: die zwölfjährige Linn Ingendahl.

Foto: Schmithüsen

Ballett ist mehr als nur die Grundlage für jede Tanzform. Ballett ist ein Lebensgefühl, "die Möglichkeit, Selbstwertgefühl und Teamgeist auszuprägen und einen Ausgleich zwischen Körper und Seele zu schaffen". Das sagt Sarah Schmithüsen. Und die Xantenerin, die ihr Abitur am Stiftsgymnasium gebaut hat, muss es wissen: Obwohl sie erst mit 14 Jahren mit dem Ballettunterricht angefangen hat, stand ihr Entschluss recht schnell fest: Sie wollte Ballettlehrerin werden - und sie ist es geworden, hat im Januar 2009 am Maulbeerkamp im Gewerbegebiet ihre eigene Ballettschule eröffnet.

 Ballettlehrerin Sarah Schmithüsen.

Ballettlehrerin Sarah Schmithüsen.

Foto: Schmithüsen

Doch bis dahin war's ein weiter Weg. Die junge Frau, die in Sri Lanka geboren wurde und als Baby von dem Ehepaar Schmithüsen adoptiert wurde, hat ihren Traum ehrgeizig verfolgt. Sie hat in München und London bei Ballettlehrern trainiert, zwei Jahre die Hochschule der Künste in Arnheim in den Niederlanden besucht, die von Agrippina Waganowa entwickelte klassisch-russische Tanzpädagogik und bei der Royal Academy of Dance mit Sitz in London die Fächer Pädagogik, Tanzgeschichte und -medizin, klassisches Ballett, Flamenco, Modern und Jazzdance studiert. Und sie war umsichtig genug, sich noch ein zweites Standbein zu verschaffen, ist nach Münster gegangen, um an der Westfälischen Universität Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaften zu studieren. Ihren Abschluss Magister Artrium machte sie mit der Note eins. "Schreiben und forschen, das war immer meine Leidenschaft", sagt sie.

Überhaupt macht Sarah Schmithüsen alles, was sie anpackt, mit einer ungeheuren Disziplin. Die, so erzählt sie, ist einer der Grundpfeiler, um Ballett zu lernen, genau wie Musikalität, Ehrgeiz, Koordination und die Leidenschaft fürs Tanzen. Sie selber trainiert jeden Tag, bereitet vormittags den Unterricht vor, lehrt klassisches Ballett nach den international anerkannten Lehrplänen der Royal Academy of Dances.

"Das Jahr ist in Quartale eingeteilt, ich arbeite nach Lehrplänen, wie in der richtigen Schule". Mit dem Bleistiftfuß fängt sie an: "Fußspitze gestreckt, Ferse nach oben, das Bein gestreckt." Jeder Lehrplan beinhaltet neues Schrittmaterial und technische Herausforderungen. Und was sie sich selber abverlangt, das erwartet sie auch von ihren Schülerinnen: Dass sie regelmäßig zum Unterricht kommen, auch zu Hause üben, einige Monate vor einer Prüfung bereit sind, intensiv zu trainieren. Mittelmäßigkeit kommt für Sarah Schmithüsen nicht in Frage, und auch ihre Schülerinnen sollen ihr Hobby "ganz besonders gut machen".

Für Schmithüsen ist Ballett eine Sportart und Kunstform zugleich, verkörpert Ballett "eine maximale Ästhetik der Bewegung und verhüllt gleichzeitig die Mühen, die dafür notwendig sind". Teamgeist sei wichtig, sagt sie, übers Ballett könne man miteinander kommunizieren. Ihre Schülerinnen müssen erklären können, was sie gerade tanzen, müssen sich selbst einschätzen können. Sie filmt sie ab und zu, "dann schaut man sich den Film gemeinsam an, reflektiert sich selber".

Fürs Reflektieren ist auch der große Spiegel an der Wand in dem 100 Quadratmeter großen Ballettraum wichtig. In die Sporttasche ihrer Schülerinnen gehören das Trikot mit der Ballettstrumpfhose, die mit einer Schleife gebundenen Ballettschuhe und das Haarmäppchen. Vor dem Unterricht müssen die Haare zum Dutt hochgesteckt werden, dürfen bei den Drehungen nicht ins Gesicht fallen.

Was ihr absolut wichtig ist, was sie auch ihren Mädchen immer wieder sagt: "Man muss sich mit Respekt behandeln". Und sie ist stolz auf ihre Ballettschülerinnen: "Was die neben den doch sehr hohen Anforderungen in der Schule leisten - einfach toll". Drei ihrer Schülerinnen können sich vorstellen, das Hobby später zum Beruf zu machen. Alisa Bajric, Linn Ingendahl und Emily Metzner (alle 12) kommen dreimal die Woche zum Unterricht. Kyra Grune und Luise Fürtjes (beide 15) trainieren ebenfalls drei Mal die Woche und assistieren obendrein in den Klassen. Beide möchten nach dem Abitur professionell im Bereich Ballett/Tanz arbeiten.

Ballettschule Schmithüsen, Maulbeerkamp 28, Xanten, 02801 9882810 oder 0171 1479788. E-Mail: sarah.schmithuesen@gmx.de

(jas)
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