Lokalsport Ohne Tischtennis und Fußball geht's nicht

Rheinberg · Der Rheinberger ist seit 70 Jahren Mitglied beim TuS 08. Er war ein guter Kicker und auch mit dem Schläger in der Hand erfolgreich.

Lokalsport: Ohne Tischtennis und Fußball geht's nicht
Foto: Stefanie Kremers

Der Weg zur Tischtennis-Halle des TuS 08 Rheinberg ist für Kurt Vohwinkel ein Katzensprung. Keine 150 Meter Luftlinie trennen das Wohnzimmer des 79-Jährigen von der Spielstätte der Abteilung. Dieser Umstand kann symbolisch dafür verstanden werden, wie verbunden das Rheinberger Urgestein mit dem Innenstadt-Verein ist. Sein Engagement als Sportsmann ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Für seine 70-jährige Vereinstreue wurde Vohwinkel auf der letzten Hauptversammlung des TuS 08 geehrt. Die Ehrenurkunde dafür und viele weitere Auszeichnungen zieren Vohwinkels Wohnzimmerwand. Ein besonderer Erinnerungsschatz ist eine über 64 Jahre alte Urkunde, als er in der Saison 1952/53 mit seiner Tischtennis-Mannschaft Bezirksmeister am linken Niederrhein wurde.

Überwiegend war und ist er großer Anhänger des Tischtennis-Sports und hat als solcher bereits sämtliche Ämter in der Rheinberger Abteilung bekleidet. "Im Tischtennis-Vorstand war ich der Mann für alle Fälle", sagt Vohwinkel, der früher beruflich im Fachgroßhandel für Bäckereien und Konditoreien für die Ein- sowie Ausfuhr zuständig war. Durch seine vielen Kontakte im Tischtennis war es für ihn nie ein großes Problem, Sponsorengelder zu akquirieren oder die Abteilung mit neuem Spielmaterial und Trainingsanzügen auszustatten.

Lange Zeit trug Vohwinkel auch das Fußball-Trikot des TuS 08. Als zielsicherer Stürmer wurde er seiner Zeit sogar Torschützenkönig in der Landesliga. Seine Karriere am Lederball startete mit neun Jahren. Nachdem er im Alter von zwölf Jahren auch Spaß am Tischtennis-Spiel fand, sorgte er dadurch zunächst in der Jugend und später im Seniorenbereich so manches Mal für Konflikte zwischen den Abteilungen.

Vor allem sonntags ging das "Gerangel" um seinen Einsatz los. Da wurde es eine zeitliche Herausforderung, jedem gerecht zu werden. Wenn morgens Anschlag an der Platte war, hatte Vohwinkel die Uhr schon im Nacken. Denn bereits um 15 Uhr musste er auf dem Platz stehen. "Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Tischtennis-Spiel bis 14.30 Uhr ging", erinnert sich der Rentner, dass er danach im Eiltempo die Fußballschuhe schnürte.

Sein Talent wurde zwischenzeitlich auch im bayrischen Raum entdeckt. Als 20-Jähriger bekam er eine Einladung nach Würzburg zu einem Tischtennisspiel. Schnell sahen die dort umliegenden Vereine sein fußballerisches Talent, so dass er ein halbes Jahr - trotz einiger Verständigungsprobleme - in Bayern verbrachte. "Da trafen Platt und Bayrisch zusammen", lacht Vohwinkel bei der Erinnerung an die Kommunikationsprobleme wegen der verschiedenen Dialekte. Lang hielt es Vohwinkel nicht ohne seinen geliebten TuS 08 aus. "Ich habe irgendwann Heimweh bekommen."

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere am Lederball im Alter von 30 Jahren ging's an der Platte bis weit über 50 hinaus. Ehrenamtlich war der Familienmensch noch viel länger im Einsatz. Sein freiwilliges Engagement hat Vohwinkel von seinem Vater geerbt und in seiner Familie weitergegeben. Die Söhne Dirk und Frank sind ebenfalls bekannte Gesichter im Tischtennis-Sport. Frank, der Mitglied der Punkrock-Band "Betontod" ist, ist derzeit Jugendtrainer beim SV Budberg. Und auch Vohwinkels Frau Uschi unterstützte das sportliche Engagement zu jeder Zeit. Zusammen mit ihrem Mann kutschierte sie jahrelang die Tischtennis-Jugend im eigenen Kleinbus zu den Samstagsspielen.

Mit einem Schmunzeln erinnern sich die beiden an Anekdoten zurück, als der Stauraum des fahrbaren Untersatzes bis zur Kapazitätsgrenze genutzt wurde. Mit demselben Bus reisten die sie oftmals auch zu den Heimspielen von Borussia Dortmund - einer weiteren Leidenschaft der Vohwinkels.

Denkt Vohwinkel senior an seine Zeit im aktiven Tischtennis-Geschehen zurück, fallen ihm viele Geschichten ein. So sollte er als Jugendlicher dem jungen Spross der Underberg-Familie Carl den Umgang mit dem Tischtennisschläger beibringen - mit dem Ergebnis, dass ihm Schläger und Bälle von der Unternehmer-Familie geschenkt wurden.

Heute ist es ruhiger um Vohwinkel geworden. Aber noch 2013 war er federführend an dem "Sensations-Transfer" von Nikolai Solakov, dem ehemaligem bulgarischen Nationalspieler für die 1. Herren-Mannschaft, beteiligt. Aus dem aktiven Vereinstrubel und der Belegung von zahlreichen Ämtern hat sich das Ehrenmitglied zurückgezogen. Sein Rat ist jeder noch sehr gefragt. Das zeigt sich, wenn er Samstag zu den Meisterschaftsspielen in der Tischtennis-Halle an der Fossastraße erscheint. Denn diesen Weg nimmt Vohwinkel gerne auf sich. Weit hat er es ja nicht.

(sfk)
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