Lokalsport Schiri-Engpass auf den Fußballplätzen verschärft sich

Kreis · Im Kreis Moers werden dringend neue Spielleiter gesucht. Die Verantwortlichen werben für das Amt des "Einzelkämpfers" und bieten ihre Unterstützung an. Heute beginnt ein Anwärterlehrgang.

Fast 160 Schiedsrichter stehen im Fußballkreis Moers zur Verfügung. Theoretisch ließe sich mit ihnen bequem ein kompletter Spielbetrieb eines Wochenendes, von den Verbands- bis zur Jugendklassen, mit einem Unparteiischen pro Partie verwirklichen. Aber die Realität sieht anders aus. Nackte Zahlen sind das eine. Jakob Klos aus dem Kreis-Schiedsrichterausschuss warnt: "Es ist kurz vor zwölf. Lange können wir nicht mehr alle Spiele mit einem Unparteiischen besetzen."

Klos beschreibt das Problem genauer. Von 159 Schiedsrichtern könnten am Wochenende etwa 120 Spielleiter auflaufen. Das klappt aber nicht. "Das ist wie bei den aktiven Fußballern auch", sagt Klos, "der eine Schiedsrichter hat eine Familienfeier, der andere ist krank oder verletzt oder beruflich verhindert." Selbst mit 120 Schiris für rund 90 Spiele wäre die Lage natürlich komfortabel. Aber es gibt eine zusätzliche Einschränkung, so Klos: "Nicht jeder kann in jeder Liga pfeifen." Auch das ist wieder die Parallele zum Fußballer: Ein Kreisliga-C-Spieler wäre in der Landesliga recht schlecht aufgehoben.

So ist es im Fußballkreis Moers die Regel, das längst nicht jede C-Liga-Partie von einem gelernten Unparteiischen geleitet wird. "Um dies zu ändern, gibt's zwei Möglichkeiten", sagt Jakob Klos: "Ich schaffe immer wieder Nachwuchs heran oder ich motiviere die aktiven Schiedsrichter, mehr Spiele zu pfeifen." Denn, so Klos, wenn jeder der aktiven Schiris rund 30 Begegnungen pro Jahr leiten würde, gäbe es keinen Engpass.

Bei Möglichkeit eins setzt der Fußballkreis Moers auf Werbung. Unterstützt von der Volksbank Niederrhein konnte der Kreis mit Plakaten für den Anwärter-Lehrgang im Frühjahr werben. Bei diesem Lehrgang konnten rund 18 Anwärter begrüßt werden. Bei einem kreisübergreifenden Lehrgang kurz darauf waren es noch einmal zwölf, für die heute beginnende Veranstaltung rechnet Klos noch einmal mit zwölf bis 15 Interessenten. "Das", so Klos, "wäre eine tolle Zahl." Allerdings glaubt er nicht, dass jeder Neuling langfristig dabeibleibt. "Mancher erkennt, dass das Schiedsrichter-Sein nicht das richtige für ihn ist. Andere, vor allem junge Leute, gehen uns nach etwa zwei Jahren wegen Berufsausbildung oder Schule verloren."

Hier will Klos den Hebel ansetzen: "Unser Ziel ist es, den ,Neuen' von Anfang an das Gefühl zu geben, dass sie Teil einer bunten, geselligen Gruppe sind. Wir möchten, dass es einem schwer fällt, einfach so die Gruppe zu verlassen. Bindung ist uns sehr wichtig." Das zeige sich auch in gemeinsamen Unternehmungen wie regelmäßigem Fußball spielen, Treffen im Sommer und in der Weihnachtszeit oder im regelmäßigen Austausch über soziale Netzwerke via Handy oder PC. "Viele Schiedsrichter wissen, dass sie vor allem auf dem Platz Einzelkämpfer sind, und damit haben die wenigsten ein Problem", weiß Klos auch aus eigener Erfahrung, "aber es schadet nicht, wenn wir Einsteiger an die Hand nehmen, sie bei ihren Spielen wie ein Pate begleiten und wir alle uns immer wieder austauschen."

Jakob Klos sieht aber auch die Vereine in der Pflicht, für das Amt zu werben. "Es fängt damit an, dass man uns nicht einfach Bewerber zum Lehrgang schickt, nur, um ein Ordnungsgeld zu vermeiden." Und: "Die Vereine können bei den Spielen so viel für den Schiedsrichter tun. Vor allem mit Kleinigkeiten. Sei es, dass ihm vor dem Spiel eine Auswahl an Getränken angeboten wird, oder ein Schokoriegel. Oder dass er nach dem Spiel ein belegtes Brötchen bekommt." Damit erreicht man als Verein schon schnell, dass sich ein Schiri auch willkommen fühlt.

Klos wirbt dabei auch für einen respektvolleren Umgang auf dem Platz. "Es ist vor allem im Jugendbereich ein großes Problem. Da werden junge Schiedsrichter meist von Eltern mit Schimpfwörtern konfrontiert. Im Seniorenbereich, wo die Schiedsrichter schon älter oder erfahrener sind, mag das Fell schon dicker sein."

Jakob Klos meint überdies festgestellt zu haben, dass das Interesse, Schiedsrichter zu werden, auch mit dem Problem zusammenhänge, dass immer weniger Fußball spielen wollen. Und damit kommt Klos zu der zweiten Möglichkeit, die Spiele weiterhin mit ausreichend Schiedsrichtern zu besetzen. "Es ist bei dem Trend, dass es immer weniger Mannschaften gibt, umso wichtiger, dass die vorhandenen Schiedsrichter bei der Stange gehalten werden. Hierbei setzen wir neben den verschiedenen gemeinsamen Veranstaltungen und dem Paten-Modell auch auf Anreize, dass unsere Schiedsrichter häufiger auf dem Platz stehen als bisher."

Mit Abschluss der vergangenen Saison haben die Spielleiter des Kreises Moers vier ihrer Kollegen geehrt, die in vier Altersklassen die meisten Partien gepfiffen haben. Diese Unparteiischen bekamen eine Pfeife geschenkt. "Das ist eine Kleinigkeit", gibt Jakob Klos zu, "aber es ist vor allem eine Anerkennung für viel Arbeit und Zeit."

(buer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort