Fußball "Sie wissen ja, Cordoba, 2:3 gegen Österreich"

Xanten · Fussball: In seiner Karriere hat der "Flankengott" viele Höhen erlebt - aber eben auch Tiefen. Nach 37 Jahren ist die Erinnerung nicht verblasst.

 Gut gelaunt zeigte sich "Flankengott" Rüdiger Abramczik beim Freundschaftsspiel der Schalker Traditionsmannschaft in Orsoy.

Gut gelaunt zeigte sich "Flankengott" Rüdiger Abramczik beim Freundschaftsspiel der Schalker Traditionsmannschaft in Orsoy.

Foto: Armin Fischer

ORSOY Als er 1977 in einem Fußball-Länderspiel gegen die Schweiz (4:1) auf der rechten Außenbahn drei Gegenspieler beinahe zu Statisten degradierte und den Ball Millimeter genau auf seinen kongenialen Sturmpartner Klaus Fischer zirkelte, ahnte er noch nicht, dass er als "Flankengott" erheblich am Tor des Jahrhunderts beteiligt sein würde. Doch genauso kam es. Fischer beförderte das Leder anschließend per akrobatischem Fallrückzieher ins Netz und Abramczik wurde zu einer von vier Legenden des Fußballs, die von ihren Fans liebevoll das Attribut "Flankengott" verliehen bekamen. Neben dem gebürtigen Gelsenkirchener sind dies sein Vorgänger beim FC Schalke 04, Reinhard "Stan" Libuda, Ex-HSV-Ikone Manfred Kaltz und der Brite David Beckham. Seit langem ist Abramczik schon Mitglied der Traditionsmannschaft der "Knappen", die am Sonntag beim SV Orsoy zu Gast war. Die Redaktion sprach mit dem 59-jährigen Ex-Nationalspieler.

 Hinter dem Schiedsrichtergespann stehend - mitten unter den Orsoyer Altherren-Kickern positioniert - präsentierte sich "Abi" Abramczik mit der Traditionsmannschaft des FC Schalke 04. Direkt vor ihm kniet Olaf Thon (mit dem Orsoyer Wimpel).

Hinter dem Schiedsrichtergespann stehend - mitten unter den Orsoyer Altherren-Kickern positioniert - präsentierte sich "Abi" Abramczik mit der Traditionsmannschaft des FC Schalke 04. Direkt vor ihm kniet Olaf Thon (mit dem Orsoyer Wimpel).

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Herr Abramczik, stört es Sie, wenn Sie noch heute mit "Flankengott" angesprochen werden?

Abramczik Nein, nein - ich bin ein Kind des Ruhrgebiets, schließlich bin ich in Gelsenkirchen-Erle geboren und da fallen ja häufiger in der Fußball-Szene solche Spitznamen. Zu mir braucht keiner Herr Abramczik sagen, viel lieber ist mir Abi oder eben Flankengott.

Sie werden bald 60 Jahre alt. Wie hält man sich da fit?

Abramczik In erster Linie durchs Kicken. Wir trainieren in der Traditionsmannschaft unter Klaus Fichtel einmal die Woche. Da bin ich stets dabei. Und wenn das noch nicht reicht, spiele ich Golf.

Verraten Sie uns ihr Handicap?

Abramczik Es muss so irgendwo zwischen acht und 13 liegen.

Im Fußball wird in letzter Zeit immer mehr über Geld gesprochen. Eine gute oder schädliche Entwicklung für diese Sportart?

Abramczik Sie sprechen die aktuellen Transfers an - Kevin de Bruyne, Ivan Perisic und einige andere. Es gibt in der Marktwirtschaft Regeln und Gesetze: Angebot und Nachfrage regeln den Markt und ermitteln den Preis. So ist es auch im Fußball. Klar, dass da kleinere Vereine einfach nicht mehr mithalten können. In Zukunft wird sich zeigen, ob wir in Deutschland eine Top-Ausbildung unserer Nachwuchsspieler haben. Vieles hat sich hier sehr gut entwickelt, wir müssen in Deutschland - losgelöst von der Entwicklung der Beträge, die für Ablösetransfers gezahlt werden - auf dieser Schiene weiterarbeiten.

Sie haben in ihrer Laufbahn etliche Tore geschossen. Ist ihnen da noch eins in besonderer Erinnerung geblieben?

Abramczik Ja, das Führungstor gegen Holland bei der WM 1978 in Argentinien. Ich glaube, es war nach drei Minuten. Aber wir haben am Ende keine gute WM gespielt. Sie wissen ja, Cordoba, 2:3 gegen Österreich.

(js)
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