Lokalsport Spargeltarzan beim Oster-Renntag

Sonsbeck · Der ehemalige Fußball-Profi, Pferdeliebhaber und passionierte Reiter Hannes Bongartz mischte sich in Sonsbeck unter die Zuschauer.

 Sytske de Vries gewann bei strömenden Regen das erste Trabreiten auf Fools Garden.

Sytske de Vries gewann bei strömenden Regen das erste Trabreiten auf Fools Garden.

Foto: Armin Fischer

Spargeltarzan taufte ihn einst die Bild, und darüber kann Hannes Bongartz (65) noch heute herzlich lachen. "Damals war ich noch jung und schlank", erinnert er sich am Rande der Sonsbecker Rennbahn, während er Royal Power eine Handvoll Stroh hinhält und sie liebevoll tätschelt. "Püppie" nennt der ehemalige Fußball-Profi und -Trainer seine achtjährige Stute, die beim Renntag über die 1700-Meter-Distanz im Trabrennen an den Start geht. Püppie (Royal Power) wartet geduldig im Transporthänger auf ihren großen Auftritt bei Rennen Nummer 13, dem vorletzten auf der Anlage des RV "Graf Haeseler".

 Ehemaliger Fußballstar mit Pferdesachverstand: Hannes Bongartz drückte Nathalie Amling, die ihr zweites Rennen fuhr, die Daumen.

Ehemaliger Fußballstar mit Pferdesachverstand: Hannes Bongartz drückte Nathalie Amling, die ihr zweites Rennen fuhr, die Daumen.

Foto: Armin Fischer

Bei der EM 1976 in Jugoslawien traf Bongartz im Endspiel beim Elfmeterschießen gegen die Tschechoslowakei zum zwischenzeitlichen 3:3, konnte aber nur zusehen, als Mannschaftskamerad Uli Hoeneß nur wenige Momente später das Leder übers Tor schoss, und den möglichen Finalsieg verspielte. Insgesamt lief Bongartz, der gebürtige Bonner, jedoch nur viermal im Nationaltrikot auf. Während seiner Zeit bei Schalke 04 entdeckte Bongartz sein Faible für Pferde - und sie sind sein Hobby geblieben. Seit 40 Jahren hält er Traber, und er sitzt immer noch jeden Morgen im Sattel. Auch in den Sulky steigt Bongartz noch gern.

Er hat Royal Power und den Hengst Montana's Joy sowie dessen Reiterin Alexandra Kulka persönlich von Gelsenkirchen nach Sonsbeck transportiert. Die Fahrt muss bestens verlaufen sein, denn den beiden Pferden, die im Übrigen ein Herz und eine Seele sind, ist keinerlei Stress anzumerken. Montana's Joy gewinnt ins Sonsbecks eines der Trabfahren. Bongartz' Royal Power steht bei Kulka in Gelsenkirchen im Stall. Das Pferd hat bislang Sulkys gezogen und galt immer als kräftig. Wohl deshalb wurde es in Sonsbeck als Geheimtipp gehandelt, obwohl die braune Stute noch nie zuvor bei einem Rennen geritten wurde.

Auch für ihre Reiterin, die 21-jährige Nathalie Amling, ist es in Sonsbeck erst das zweite Rennen. Im Gegensatz zu Royal Power ist sie allerdings ziemlich aufgeregt. "Sie ist ein halber Profi", sagt Bongartz und wirft der jungen Frau einen aufmunternden Blick zu. Amling arbeitet in Moers bei Trabtrainer Jens-Holger Schwarma in der Landwirtschaft und weiß noch nicht, ob sie mal Profi werden will. "Royal Power ist eine ganz Liebe", sagt Amling über die Stute, die mit ihr in Sonsbeck ist, weil sie probieren will, wie sich das Tier verhält, wenn's drauf ankommt: "Es reicht, wenn sie das Rennen gut übersteht, gewinnen muss sie nicht", so die Reiterin. "Sie ist langsam", weiß auch Bongartz, "Mal gucken, wie es mit ihr weitergeht." Ihm ist vor allem wichtig, dass das Pferd es gut hat.

Im Fußball war Bongartz Profi, er hat fast 300 Bundesliga-Spiele absolviert. Doch den Pferderennsport betreibt er als Amateur. "Und für Amateure sind Veranstaltungen wie die in Sonsbeck wichtig", betont er, "so was brauchen wir, denn so eine Stimmung, so viel begeisterte Leute gibt es nicht auf einer großen Bahn wie beispielsweise in Gelsenkirchen". Amateurrennen wie dieses würden vielleicht nicht genug fördert, fügt er hinzu. Er sei so froh, dass der Himmel aufgeklart hat, erläutert er, "denn als der Hagel runterkam, hätte ich heulen können". Und seine Püppie landete dann auch noch auf einem ehrenvollen vierten Platz.

(RP)
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