Xanten Stammgäste verabschieden sich von ihrer Lieblingssauna

Xanten · Lange haben sie für den Erhalt der Sauna-Landschaft in Wardt gekämpft, dafür fast 2000 Unterschriften von Gästen und Bürgern gesammelt. Doch die Mühe war vergebens. Am 31. März schloss die Sauna "Finnwell" des Freizeitzentrums Xanten (FZX) endgültig ihre Türen.

 Mit einem letzten gemeinsamen Saunagang und einer "Trauerfeier" bei Gerd Mattissen nahmen 18 Stammgäste Abschied von Finnwell. Herren mit Saunatuch (v. l.): Bernhard Glowka, Gerd Mattissen und Rüdiger Wlotzka.

Mit einem letzten gemeinsamen Saunagang und einer "Trauerfeier" bei Gerd Mattissen nahmen 18 Stammgäste Abschied von Finnwell. Herren mit Saunatuch (v. l.): Bernhard Glowka, Gerd Mattissen und Rüdiger Wlotzka.

Foto: ostermann

Mit einem letzten gemeinsamen Saunagang und einer anschließenden "Trauerfeier" bei Gerd Mattissen aus Wardt nahmen 18 Stammgäste Abschied von ihrer Wellness-Oase.

"Wir wollten nach dem letzten Aufguss nicht einfach so auseinandergehen. Nach 30 Jahren gemeinsamen Schwitzens haben sich schließlich zahlreiche Freundschaften und enge Bindungen ergeben", erzählte Gerd Mattissen, der zu der Abschiedsfeier einlud. "Hier wollten wir noch einmal unsere Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit austauschen und von einem Wellness-Gesundbrunnen Abschied nehmen, der in seiner Art weit und breit seinesgleichen sucht", ergänzte er.

Erinnerungen und Anekdoten gab es einige zu erzählen. Thomas Schiela aus Xanten wird, wie er schmunzelnd erwähnte, etwa nie vergessen, wie eine Dame mit ihren Gummi-Schlappen in die Sauna kam. "Jeder wusste, dass sich die Dinger mächtig aufheizen. Die meisten waren mit ihrem Saunagang sogar schon fertig, aber keiner wollte das Schauspiel verpassen, wenn die Frau wieder in die Schlappen schlüpft", berichtete er. "Als es soweit war, hat sie sehr angestrengt versucht, cool zu bleiben", ergänzte er lachend. Die Xantenerin Rita Rennert traf nach vielen Jahren sogar eine weggezogene Schulfreundin zufällig in der Sauna wieder. "Das war ein tolles Erlebnis. Wir haben stundenlang geredet", sagte sie.

Andere Freundschaften entstanden gerade durch die Sauna. Nicht nur unter Xantenern. Manche Stammgäste kamen aus Kleve, Moers, Emmerich und Duisburg. Auch Bernhard und Brigitte Koziol nahmen seit über zwölf Jahren jede Woche die Fahrt aus Weeze auf sich, um in der "Finnwell" zu saunieren. "Wir hatten eine so angenehme Gemeinschaft. Man hat sich sonntags immer darauf gefreut, die anderen zu sehen. Und jetzt zerbricht das alles einfach", beklagte das Paar. "Es ist ein großes Trauerspiel. Man verliert wirklich Freunde", bestätigte auch Sabine Barth aus Kleve, die seit 30 Jahren die Sauna besuchte.

Verständnis für die Abschaffung des einzigen Wellnessangebotes in Xanten konnten die Gäste nicht aufbringen. "Keiner kann begreifen, dass es keine Möglichkeit geben soll, dieses Kleinod an Kultur zu erhalten", so Mattissen. Groll hegen die Sauna-Freunde jedoch nicht. Nur tiefe Trauer, wie sie betonten.

(beaw)
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