Serie Rheinische Post Und Volksbank Niederrhein Präsentieren Handwerk 4.0 Steinmetz: Künstler, Techniker, Chemiker

Xanten · Marcus van Huet und Reiner Weber führen den Betrieb van Huet und Weber in dritter Generation. In dem Beruf ist handwerkliches Geschick gefragt. Computer und Maschinen helfen, den Stein millimetergenau zu bearbeiten.

 Die Inhaber des Steinmetz-Betriebs van Huet & Weber, Marcus van Huet, (re.) und Reiner Weber an der CNC-Steinfräse.

Die Inhaber des Steinmetz-Betriebs van Huet & Weber, Marcus van Huet, (re.) und Reiner Weber an der CNC-Steinfräse.

Foto: Armin Fischer

sonsbeck Die Metallbranche kennt das Arbeiten mit der CNC-Fräse schon "bestimmt 50 Jahre", weiß Marcus van Huet (48), Steinmetz und Steinbildhauer-Meister, genau wie Reiner Weber (53). In der dritten Generation führen die beiden den Steinmetzbetrieb van Huet & Weber, in dem auch längst das Zeitalter der Digitalisierung angebrochen ist. "Früher wurde der Stein gemeißelt, heute mit Diamantwerkzeugen gefräst", sagt Reiner Weber, während er den Knopf drückt und damit quasi dem Vakuumheber den Befehl gibt, die 250 Kilogramm schwere Steinplatte ("die hebt bis 500 Kilogramm") mit Unterdruck anzusaugen und in die fünf mal fünf Meter große CNC-Fräsmaschine T 818 zu legen, wo sie in verschiedenen Arbeitsgängen bearbeitet und schlussendlich mit einer Polierwalze weiter bearbeitet wird. Entweder zu einer Küchenplatte (van Huet & Weber fertigen für diverse Küchenstudios Küchenplatten aus Naturstein, Quarzkomposit und mittlerweile auch Keramik an).

Oder zu einem Grabstein, auf dem auch die Buchstaben nicht mehr wie früher erst von Hand gezeichnet und dann eingemeißelt werden: Das läuft jetzt vollautomatisch. Mit einem speziellen Programm wird die Inschrift gestaltet, zum Plotter transportiert, der die Buchstaben aus einer Folie ausschneidet. Dann wird die Folie mit den ausgeschnittenen Buchstaben auf den Stein geklebt, das Ganze wird wahlweise tiefgestrahlt (sandgestrahlt) oder aber traditionell von Hand eingemeißelt. Hier ist wieder handwerkliches Können gefragt. Computer und Maschinen helfen den Steinmetzen, den Stein nicht nur millimetergenau, sondern auch kostengünstiger zu bearbeiten. "Es ermöglicht uns auch eine gewissen Unabhängigkeit gegenüber der Produktion aus dem Ausland, und wir können dadurch auch die Lieferzeiten kurz halten", so Reiner Weber.

Vier Steinmetze arbeiten neben den beiden Chefs in dem Betrieb, außerdem ein Auszubildender im dritten Lehrjahr. Und wie in fast jedem Handwerksbetrieb mangelt es auch hier an Fachkräften. "Wir bilden Steinmetze aus, es finden sich immer weniger junge Menschen, die unseren interessanten und abwechslungsreichen Beruf erlernen wollen", sagt Marcus van Huet. Die Väter der beiden, von denen sie 2000 den Betrieb übernommen haben, haben noch zwischen zehn und 12 Mitarbeiter beschäftigt. "Früher stand an jeder Maschine ein Mann, heute bedient ein Mann vier Maschinen", erzählt Georg Weber, der seinem Sohn geraten hatte, nach dem Abi doch erstmal "einen vernünftigen Beruf" zu lernen, obwohl Reiner Weber eigentlich Kunst und Design studieren wollte und wie Marcus van Huet seine Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Freiburg im Breisgau abgelegt hat. Was ihn besänftigt hat: Der Beruf eines Steinmetzes ist absolut kreativ. "Er ist Künstler, Techniker und Chemiker in einer Person".

Stimmt, bestätigt Seniorchef Georg Weber. Das Friedhofshochkreuz in Hamb kommt von van Huet & Weber, Natursteinstelen mit den in Bronze gegossenen Wahrzeichen, die auf dem Ossenberger Dorfplatz stehen, die Kirchturmspitze von St. Josef in Kamp-Lintfort, das Sakramentshäuschen in Stadtlohn, das Kriegerdenkmal in Friedrichsfeld. Und auch die Altaranlage, die in der St. Michael-Kirche in Düsseldorf steht, ist in dem Steinmetz-Betrieb aus dem Örtchen Sonsbeck angefertigt worden.

Ach ja: Die Großväter von Marcus van Huet und Reiner Weber, die sich auf einer Werkkunstschule in Krefeld kennengelernt und nach dem Zweiten Weltkrieg bei Alfen gearbeitet haben, einem ehemaligen großen Betonsteinwerk in Sonsbeck, haben sich 1948 selbstständig gemacht. "Opa Weber hatte einen Meisterbrief, Opa van Huet eine größere Garage und ein Stück Land". Und dann sind die beiden angefangen. Mit Stufen aus Betonwerkstein.

(jas)
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