Xanten Töpfern mit knorrigem Schwemmholz

Xanten · Peter Covaci sucht am Rhein oft stundenlang nach der perfekten Grundlage für seine Kunst. "Es ist mein tief empfundener Bezug zu den Vorgängen in der Natur, der mich dazu bewegt hat, für die Gestaltung meiner Objekte auf natürliche Werkstoffe zurückzugreifen", sagt er.

 Peter Covaci in seinem Atelier: Der gebürtige Rumäne hat das Töpferhandwerk in der Keramikfachschule Rheinbach bei Bonn gelernt.

Peter Covaci in seinem Atelier: Der gebürtige Rumäne hat das Töpferhandwerk in der Keramikfachschule Rheinbach bei Bonn gelernt.

Foto: Armin Fischer

Manchmal legt die Natur einem ihre Kunstwerke zu Füßen, man muss sie nur erkennen. Einer, der das beherrscht, ist der Xantener Töpfer Peter Covaci. Stundenlang läuft er durch Wiesen und Felder oder kilometerweit am Rheinufer entlang, immer auf der Suche nach der perfekten Grundlage für seine Keramiken. "Es ist mein tief empfundener Bezug zu den Vorgängen in der Natur, der mich dazu bewegt hat, für die Gestaltung meiner Objekte auf natürliche Werkstoffe wie Schwemmholz, Keramik und Metall zurückzugreifen", sagt der gebürtige Rumäne.

Vor allem knorriges Schwemmholz hat es ihm angetan, seine archaischen Formen möchte Covaci kunstvoll unterstreichen. "Jedes Stück hat seinen eigenen Ausdruck, seinen ganz speziellen Charakter. Manchmal ist es ein monatelanger Prozess, bis man erkennt, was es ausdrückt", erzählt der Lüttinger. Dann geht er in seine Werkstatt und sucht die dazu passende Keramik, die er anschließend zu einem Kunstwerk mit dem Holz vereint. Umgekehrt eine Keramik zu einem Stück Holz töpfern macht er auf gar keinen Fall. "Dann würde ein Zwang dahinter stehen. Die Harmonie muss stimmen, ich muss einfach warten, bis das richtige Holz kommt", sagt der 55-jährige. Dafür liegen in den Regalen gegenüber den Brennöfen unzählige fertige Tongesichter, Fische oder filigran gestaltete Blumenvasen bereit, jedes für sich ein kleines Meisterwerk. Und das kommt nicht von ungefähr.

Denn Peter Covaci hat das Töpferhandwerk nicht etwa in einem Volkshochschulkurs gelernt, sondern eine dreijährige Ausbildung in der Keramikfachschule Rheinbach bei Bonn durchlaufen. Nach weiteren zwei Jahren hat er die Meisterprüfung abgelegt. Angefangen hat er 1983 mit dem Töpfern von Gebrauchsgeschirr. Irgendwann hat ihn das nicht mehr zufriedengestellt, und er begann damit, sich an der Symbiose zwischen Mensch und Natur zu orientieren.

Fische und Vögel modelliert er am liebsten, aber am meisten Freude bereitet ihm etwas anderes. "Es ist diese Neugierde, wenn ich den Ofen öffne. Farben verändern sich, Keramik schrumpft um zwölf Prozent. Man weiß nie, was aus dem Ofen kommt", berichtet der gelernte Möbelschreiner und Bautechniker. Und darauf muss er auch noch lange warten: Zwölf Stunden dauert alleine der Brennvorgang bei 1280 Grad, danach muss die Steinzeug-Keramik bei geschlossener Ofentür eineinhalb Tage abkühlen.

Dass sich die Warterei durchaus lohnt, erfährt der Töpfermeister bei seiner regelmäßigen Teilnahme an Keramikmärkten in ganz Deutschland. Längst verschickt er seine Werke von Cuxhaven bis in den Allgäu, in seiner Lüttinger Werkstatt am Hagelkreuzweg bekommt er regelmäßig Besuch von Stammkunden aus Köln. Daneben fertigt Covaci Keramiken auch nach den ganz speziellen Wünschen der Kunden. Wem die Fahrt nach Lüttingen zu aufwändig ist, der kann dem kreativen Töpfer auch per E-Mail ein Bild mit seinen Vorstellungen schicken.

"Immer stark nachgefragt sind Geburten- und Hochzeitsteller mit den passenden Bildern und Daten", weiß Covaci, der sich manchmal auch auf ungewöhnliche Weise inspirieren lässt. Zum Beispiel von Steinen am Rheinufer. Dabei hat er eine seltsame Entdeckung gemacht: "Die Farbgebung der Steine am Rhein ist in Lüttingen eine andere als in Obermörmter", sagt er. Die greift er in seiner Werkstatt auf. Neun bis zehn Arbeitsgänge sind notwendig, damit aus einem Tonklumpen ein täuschend echt gemaserter Stein wird.

(erko)
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