Xanten Tourismus bleibt in Wardt umstritten

Xanten · Präsentation der Befragungsergebnisse für interaktives Dorfentwicklungskonzept der Hochschule Rhein-Waal.

 Blick über den Hafen Wardt Richtung Dorf: Dass die Seen viele Gäste anziehen, gefällt keineswegs allen Wardtern, zeigt die Umfrage. Viele haben mit dem Tourismus negative Erfahrungen gemacht.

Blick über den Hafen Wardt Richtung Dorf: Dass die Seen viele Gäste anziehen, gefällt keineswegs allen Wardtern, zeigt die Umfrage. Viele haben mit dem Tourismus negative Erfahrungen gemacht.

Foto: stoffel

"Was lange währt, wird hoffentlich endlich gut", wünschte sich Xantens Bürgermeister Thomas Görtz in Anspielung auf die neunmonatige Wartezeit der Wardter Bürger bis zur Präsentation der Befragungsergebnisse des interaktiven Dorfentwicklungskonzeptes der Hochschule Rhein-Waal. "Wir haben 357 Fragebögen zurückbekommen, so viele wie in keinem anderen Dorf. Die mussten unsere Studenten alle mit der Hand eingeben, daher die lange Wartezeit", entschuldigte sich Birgit Mosler.

Die Projektkoordinatorin gab zunächst einen Überblick der gesellschaftlichen Strukturen in dem 1980 Einwohner zählenden Dorf. Demnach befinden sich 40 Prozent der Bevölkerung bereits im Ruhestand gegenüber 31 Prozent Angestellten. Nur rund 60 der befragten Bürger gaben an, selbstständig zu sein. Als größten Mangel nannten 74 Prozent der Bevölkerung die unzureichende Nahversorgung. "Das ist ein unglaublich hoher Wert im Vergleich zu allen anderen Dörfern", erklärte Mosler.

Als weiteren Mangel nannten die Wardter neben fehlendem bezahlbaren Wohnraum und sozialen Treffpunkten die schlechte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr. Fast schon notgedrungen bewegen sie sich zu 89 Prozent der Leute mit dem Auto und zu 52 Prozent mit dem Fahrrad.

Zum Dorfentwicklungskonzept der Fachhochschule gehört auch, dass die Bevölkerung Leitbilder für die Zukunft entwickelt. "Damit hat man sich hier schwergetan. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Wünsche nach einer besseren Nahversorgung und einer Begegnungsstätte für gemeinsame Aktivitäten am häufigsten genannt wurden", berichtet Birgit Mosler.

Um ein Plus an Lebensqualität zu erreichen, gelte es jetzt, zielgerichtete Projekte anzusetzen. "Das funktioniert nur, wenn Sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen", mahnte die Expertin die Wardter.

Ein Wermutstropfen in der Fragebogenaktion war die sehr verhaltene Teilnahme der jüngeren Bevölkerung. "Dabei müssen wir gerade für die Jugend etwas machen, das ist unsere Zukunft. Können Sie uns nicht helfen", lautete die Bitte einer Wardterin. "Wir haben etwas angestoßen, jetzt geht es an die konkreten Projekte und dafür müssen die Jugendlichen ihren Hintern hoch kriegen und sich selbst einbringen. Anders geht es nicht", lautete die unmissverständliche Ansage der Projektkoordinatorin.

Beim Thema Tourismus spaltet sich die Meinung. Während die einen den Fremdenverkehr ins dörfliche Leben einbinden oder sich zumindest damit arrangieren möchten, gibt eine leichte Mehrheit an, mit dem Tourismus negative Erfahrungen gemacht zu haben. Möglicherweise kann der Vorschlag eines Bewohners im Fragebogen als Kompromiss dienen: "Wenn wir schon damit leben müssen, wollen wir auch etwas davon haben. Zum Beispiel über eine Kurtaxe für Wardter Projekte." Das Interaktive Dorfentwicklungskonzept läuft bis zum Ende des Jahres. Wenn die Wardter ihre Zukunft darüber hinaus selbst in die Hand nehmen möchten, können sie sich dem im kommenden Jahr beginnenden InterReg-Projekt "Starke Dörfer" anschließen. Die Teilnahme ist weiterhin kostenlos, allerdings ist persönlicher Einsatz eine Grundbedingung. Birgit Mosler: "Wir schließen mit den Bürgern einen Kooperationsvertrag ab. Darin verpflichten sie sich zur Mitarbeit. Wir koordinieren und unterstützen sie dabei wie bisher."

(erko)
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