Xanten TuS Xanten holt Flüchtlinge an den Ball

Xanten · Integration durch Sport: Asylbewerber sind im Verein willkommen. Badminton und Handball im Angebot.

 Sportfreunde unter sich: Gerd Wirtz, Ibrahima Drame, Petrit Rema, Renato Guce, Masum Munski, Sathees Kumar-Prashatan, Stepan Cavazovic, Willi Brands, Betreuer und Jugendobmann, Heribert Kerkmann (von links).

Sportfreunde unter sich: Gerd Wirtz, Ibrahima Drame, Petrit Rema, Renato Guce, Masum Munski, Sathees Kumar-Prashatan, Stepan Cavazovic, Willi Brands, Betreuer und Jugendobmann, Heribert Kerkmann (von links).

Foto: Armin Fischer

In Guinea sind soziale Unruhen keine Seltenheit. Die Arbeitslosenquote ist hoch. Der Ebola-Virus hat tausende Menschen getötet. Polizeiwillkür gehört zum Alltag in dem westafrikanischen Land. Ibrahima Drame hatte es gewagt, öffentlich für sauberes Trinkwasser zu demonstrieren. Er landete im Gefängnis und bekam täglich Stockschläge. Wieder in Freiheit sah Drame nur einen Ausweg: die Flucht aus seinem Heimatland. Der 25-Jährige kam im Sommer 2014 über Belgien nach Xanten. Im Sportverein fand er Anschluss und Menschen, die ihm helfen, sich im fremden Land zurechtzufinden. Drame spielt Fußball beim TuS Xanten und gehört dem Kader der ersten Mannschaft an.

"Ich habe sogar Freunde gefunden und einige deutsche Worte gelernt", sagt er mit einem Lächeln auf Französisch. Heribert Kerkmann, Vorstandsmitglied der Fußball-Abteilung, übersetzt für ihn. Auch abseits des Platzes treffen sie sich, wenn Behördengänge anstehen oder wenn Alltagsprobleme gelöst werden müssen. Sie verstehen sich gut, trainieren sogar gemeinsam eine F-Jugend. Drame ist nicht der einzige Flüchtling aus dem Übergangswohnheim Kürvenkamp, dem der TuS die Möglichkeit gibt, im Verein vors runde Leder zu treten.

Petrit Rema (20) aus dem Kosovo, Renato Guce (29) aus Albanien, Masum Munshi (17) aus Bangladesch, Prasharthan Sathees Kumar (20) aus Sri Lanka und Stepan Cavazovic (21) aus Serbien sind im Fürstenberg-Stadion willkommen und schauen regelmäßig beim Training vorbei. Drei andere Flüchtlinge spielen Badminton und zwei weitere Handball beim TuS. "Sie sind alle sehr hilfsbereit und eine Bereicherung fürs Vereinsleben", weiß Heinrich Gundlach, der Vorsitzende des Clubs. Seit Anfang der 1990er Jahre können Asylsuchende beim TuS Sport treiben. 2014 ehrte die Bundesregierung den Domstadt-Verein für seine Integrationsarbeit.

Ibrahima Drame und die anderen sind sehr dankbar, dass ihnen der TuS die Möglichkeit gibt, dem oft grauen Alltag der Kürvenkamp-Unterkunft für einige Stunden zu entfliehen. Auf dem Platz spielt es keine Rolle, dass sie gar nichts oder nur wenig verstehen. Ihre Zukunftsängste sind dann ganz weit weg. "Ibra ist sehr offen. Wir verständigen uns halt auf dem Platz mit Händen und Füßen", sagt Gerd Wirtz, der Trainer der A-Liga-Mannschaft. Drame lief sogar schon einige Male bei Punktspielen im TuS-Trikot auf. Ihn musste Geschäftsführer Karl-Heinz Beeck nicht lange bitten, als er helfende Hände für den Bau der TuS-Grillhütte suchte. "Ibra hat kräftig mit angepackt."

Ob Gundlach, Kerkmann oder Jugendkoordinator Willi Brands - sie versuchen so gut wie möglich, den Flüchtlingen unter die Arme zu greifen. Sie besorgen Sportbekleidung, auch schon mal Fahrräder, damit die Flüchtlinge pünktlich zum Training kommen, oder hören sich um, wenn jemand eine Arbeitsstelle sucht. "Die Jungs haben schon so viel in ihrem jungen Leben durchgemacht und merken, dass sie im Verein akzeptiert werden", sagt Kerkmann, während er Ibrahima Drame anerkennend zunickt.

(RP)
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