Xanten Ultraschall verhindert Blaualgen-Vermehrung

Xanten · Unterwasser-Sender sollen für bessere Wasserqualität in den Xantener Seen sorgen. FZX beteiligt sich an einem wissenschaftlichen Projekt.

 Hartmut Wassmann (stehend) prüft, wie weit sich der Ultraschall im Wasser fortpflanzt. Udo Kosmac misst mit der "Algae Torch" den Chlorophyllgehalt des Seewassers.

Hartmut Wassmann (stehend) prüft, wie weit sich der Ultraschall im Wasser fortpflanzt. Udo Kosmac misst mit der "Algae Torch" den Chlorophyllgehalt des Seewassers.

Foto: olaf ostermann

Das Geräusch hört sich an wie das Zirpen einer überdimensionalen Grille. Über vier unterhalb der Wasserlinie installierte Sender durchdringt es die Xantener Seen. Es soll verhindern, dass Blaualgen (Cyanobakterien) sich massenhaft vermehren. Wegen einer Blaualgen-Belastung musste der Schwimmwettbewerb beim Nibelungen-Triathlon im vergangenen Jahr abgesagt werden. Aus dem gleichen Grund hatte das Freizeitzentrum Xanten das Strandbad und die Wasserskianlage an der Südsee vorübergehend gesperrt. Das soll nicht noch einmal passieren.

Auf der Suche nach einer "Blaualgen-Bremse" wurde das FZX beim Ingenieurbüro Wassmann in Neuenburg bei Berlin fündig. Es forscht an einer Methode der Gewässersanierung per Schall. "Die Sender strahlen Geräuschmuster in niederfrequentem Ultraschall aus", erläuterte gestern der Limnologe (Gewässerkundler) Hartmut Wassmann. Ein Teil der Muster - das erwähnte Zirpen - sei auch für das menschliche Ohr vernehmbar. Am Hiltruper See bei Münster belegt Wassmann seit 2011 , dass er keinen Hokuspokus betreibt. "Wir konnten dort die Blaualgen-Konzentration um 90 Prozent senken."

Wie genau die Methode funktioniert, ist allerdings noch unbekannt, sagte Udo Kosmac, Biologe in Diensten der Lineg, den das FZX als Berater hinzugezogen hat. Offenbar lasse der Schall in oder an den Blaualgen befindliche Gasblasen (Schwimmkörper) platzen. Genauere Erkenntnisse soll ein wissenschaftliches Projekt des Büros Wassmann liefern. Es wird vom Bundesministerium für Forschung und Bildung unterstützt. Das FZX zahlt 30 000 Euro jährlich, die in die Untersuchungen fließen. "Die Sender selbst sind nicht so teuer", unterstrich Wassmann. Auch der Stromverbrauch der Geräte sei minimal. Die Ultraschall-Sender werden per Zeitschaltuhr gesteuert. Um niemanden zu beunruhigen, bleiben sie während der Betriebszeiten im Strandbad stumm.

Auch der Einsatz von Chemikalien gegen die Blaualgen-Vermehrung wäre grundsätzlich möglich. Angesichts der Größe der Xantener Seen (die Wasserfläche beträgt 250 Hektar) würden dafür aber Millionenbeträge fällig. Nicht nur aus Kostengründen will das FZX auf den Einsatz von Chemikalien verzichten. "Die Xantener Seen liegen am Rand eines Trinkwasser-Schutzgebiets", sagte FZX-Geschäftsführer Han-Werner Schröder. Er betonte, dass Blaualgen in Naturgewässern völlig normal seien. Erst ihre massenhafte Vermehrung mache sie zu einem Problem. "Sie stellen optisch und vom Geruch her eine Belästigung dar.

In hohen Konzentrationen können sie auch giftig sein." Es habe Hinweise darauf gegeben, dass die Blaualgen-Population in den Xantener Seen erneut auf dem Vormarsch sei. Ein rechtzeitiges Einschreiten sei geboten, sagte Udo Kosmac. "Es bringt nichts, zu warten, bis die Blaualgen da sind."

(RP)
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