Sonsbeck "Verdammt lang tot" am Niederrhein

Sonsbeck · Krimibuchautor Erwin Kohl ist mit seinem neuen Niederrhein-Krimi auf Lesetour. Er lud auf den Labbecker Campingplatz Kerstgenshof, dem Lebensort seiner Hauptperson Lukas Born, ein.

 Erwin Kohl las in Labbeck.

Erwin Kohl las in Labbeck.

Foto: Ostermann

Das Clubhaus auf dem Labbecker Campingplatz Kerstgenshof füllte sich mit Krimifans. Für Erwin Kohl, Autor des Niederrhein-Krimis "Verdammt lang tot", ist dieser Campingplatz ein besonderer Ort. "Ich war noch nie so nah an meiner Hauptfigur dran", erzählt er. Genau 72 Schritte vom Clubhaus entfernt lebt nämlich seine gebrochene Hauptfigur, der gefeuerte Kommissar Lukas Born mit Vierbeiner Manolo.

 Viele Besucher erkannten sich wieder.

Viele Besucher erkannten sich wieder.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Der mittellose Born versucht, sein Leben neu zu organisieren. Dabei stößt er, wie sollte es anders kommen, auf einen Toten. Wolle, Ex-Profi-Schwimmer und ehemaliger Olympiateilnehmer, wird tot aus dem Wasser gezogen. "Selbstmord", so das Ermittlungsergebnis der Polizei. Aber nicht nur für Born, sondern auch für Stefan, Bruder des Toten, offenbart sich ein Netz an Unstimmigkeiten. Wolle war als Schwimm-Profi und Leistungsträger ein Rädchen im DDR-Staatsgetriebe.

Erwin Kohl versteht es, Spannung aufzubauen. Dazu liefert er seinem Publikum kleine Einblicke in die Welt des Krimibuchautoren, in die Welt der Recherche. Kohls Recherchen führten in die ehemalige DDR, über die "blauen Bohnen" zur Dopingszene des Leistungssportes. Er hat sich für sein elftes Buch über Foren mit DDR-Dopingopfer ausgetauscht.

"Sie jagen heute ihre ehemaligen Peiniger. Die haben aber nach der Wende neue Identitäten bekommen", sagt Kohl über seine Ergebnisse. "Man kriegt Gänsehaut, wenn man weiß, wer heute auf verantwortungsvollen Posten sitzt." Oftmals wird der Autor aus Ginderich bei seinen Lesungen nach dem Realitätsbezug mancher seiner handelnden Personen gefragt. "Sie sind keine Fiktion. Diese Personen gibt es wirklich",versichert der Autor..

Schon seit längerem schlummerte in ihm die Idee, einen seiner Krimis auf einem Campingplatz stattfinden zu lassen. Seit Jugendtagen weiß er, wie das Camperleben funktioniert.

Seine Hauptfigur, den passionierten wie tragischen Helden Lukas Born, auf dem Campingplatz in Labbeck wohnen zu lassen, hat ihn gereizt. Entsprechend intensiv war seine Recherche vor Ort. Gespräche mit dem Ehepaar Ingenlath, den Inhabern des Platzes, seien "vorsichtig euphorisch" verlaufen, wie Kohl humorvoll anmerkt.

Mit Birgit und Leo Ingenlath verständigte er sich auf den Platznamen "Happy Eiland". Die kleinen Marotten von Campern kommen zur Sprache, mancher Gast im Clubhaus erkennt nicht nur Örtlichkeiten, sondern auch die Vorbilder aus der Wirklichkeit wieder.

Humorvolle Fragen des Publikums zum Schluss wie "Beobachten Sie uns eigentlich", machen klar: Kohl hat mit seinem Kommissar Born und der Beschreibung seiner Figuren, wie etwa den Uedemer Bauern Oppermann, eine Punktlandung hingelegt. "Für mich ein schönes Gefühl, zu wissen, dass ich richtig liege", sagt Kohl, der auch mit Situationskomik überzeugt.

In den Einschüben erläutert Kohl die verschiedenen Lebensphase von Lukas Born, aber auch, warum er seinem "Kriminalen" eine derartige Präsenz gibt. "Lukas Born braucht Profil und besondere Tiefe. Denn seine Person soll noch vier bis fünf Krimis weiter tragen."

Erstmals schreibt Kohl in der Ich-Perspektive, im Präsens, sorgt damit für Tempo. Eine Herausforderung, wie er meint, auch deshalb, weil Born ein traumatisierter Ermittler ist. Doch damit "Born nicht den Blues durch die Kapitel schleppt", so Kohl, gelingt die psychotherapeutische Verarbeitung.

Bei einer seiner Ermittlungen hatte Born Gewalt angewandt, um das Leben eines entführten Bankierssohn zu retten. Born verliert durch diesen Übergriff seinen Job. Die Parallele zum Fall Jakob von Metzler ist gewollt. So viel verrät Kohl, der bereits am nächsten Krimi schreibt: Born ist wieder richtig gut drauf und widmet sich in seinem nächsten Fall "Hops gegangen" von Labbeck aus dem dubiosen Medikamentenhandel im Internet. Aktuell schreibt Kohl an den letzten Seiten. Der Krimi erscheint im Februar 2017.

Im Juli liest Kohl nochmals auf dem Kerstgenshof aus "Verdammt lang tot".

(sabi)
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