Xanten Vom Bürgermeister zum Altenpfleger

Xanten · Thomas Görtz machte einen Tag lang ein Praktikum in der Caritas-Sozialstation an der Karthaus in Xanten. Sein Fazit: Die Pflegekräfte sind mit Herzblut bei der Sache.

 "Tatort" Caritas-Sozialstation an der Karthaus in Xanten. Bürgermeister Görtz begleitete die Altenpflegerin Felizitas Riese einen Tag lang auf ihrer Frühschicht durch einige umliegende Orte bei insgesamt 14 Pflegeterminen.

"Tatort" Caritas-Sozialstation an der Karthaus in Xanten. Bürgermeister Görtz begleitete die Altenpflegerin Felizitas Riese einen Tag lang auf ihrer Frühschicht durch einige umliegende Orte bei insgesamt 14 Pflegeterminen.

Foto: arfi

Der Tag in der Caritas-Sozialstation Xanten begann früh für Bürgermeister Thomas Görtz. Um 5.30 Uhr war Arbeitsbeginn. 14 ambulant betreute Kunden galt es zu besuchen. Nicht der gewöhnliche Arbeitsalltag des Bürgermeisters, aber ein für ihn wichtiger, wie er betonte. Einen Tag lang machte Görtz ein Praktikum in der Sozialstation. Er begleitete die Altenpflegerin Felizitas Riese bei ihrer Arbeit, besuchte die von ihr daheim gepflegten Senioren und machte sich ein Bild von dem Beruf. Sein Fazit: "Die Arbeit ist attraktiver, als man denkt."

Bis zum Mittag verbrachte Görtz eine ganz normale Schicht mit der seit 30 Jahren tätigen Altenpflegerin. Gemeinsam besuchten sie 14 Senioren, die von Riese täglich versorgt werden. "Es war richtig, eine ganze Schicht mitzuerleben, anstatt nur ein oder zwei Stunden. Man hat so die ganze Bandbreite der Versorgungsleistungen wie auch die Verschiedenartigkeit der Kunden erfahren", bemerkte Görtz. Manche Senioren brauchten lediglich eine Diabetes-Spritze, andere bedurften grundlegender Pflege. "Einige lebten in gut situierten Verhältnissen, mancher jedoch auch in seinem eigenen Chaos", bemerkte der Bürgermeister. "Aber auch das ist in Ordnung. Jeder hat das Recht, genau so zu leben, wie es ihm beliebt", betonte Görtz.

Während die gelernte Fachkraft die Grund- und Behandlungspflege der Kunden vornahm, nutzte der Bürgermeister die Gelegenheit für ein Gespräch. Selten ging es dabei um Politik. Meist erzählten die Leute von ihren Familien, von Krankheiten und ganz alltäglichen Dingen, so Görtz. "Man merkte bei vielen, dass sie dankbar dafür sind, dass jemand da ist und sich mit ihnen unterhält. Man baute auch eine gewisse Vertrautheit auf", sagte der Bürgermeister. Entsprechend bewundernswert findet er, dass sich Riese trotz der vielen Arbeit immer Zeit für ihre Kunden nahm. "Man hatte nie das Gefühl, dass sie mit der Stechuhr unterwegs sei, sondern wirklich mit Herzblut bei der Sache ist", betonte er.

Für Riese eine Selbstverständlichkeit. "Ich bin einfach gerne Altenpflegerin. Es macht mir Spaß mit Menschen zu arbeiten", erklärte sie. Außerdem sei der Beruf abwechslungsreich und interessant. Man erlebe jeden Tag etwas anderes und könne sehr selbstständig arbeiten, ergänzte die Altenpflegerin.

Auch Görtz empfand den Tag in der Sozialstation als durchweg positiv. "Man nimmt sich und seine Arbeit oft so wichtig, dabei ist die Altenpflege tatsächlich bedeutsam", sagte er. Vor allem als Mensch sei das Praktikum für ihn eine wichtige Erfahrung gewesen, so Görtz. Die Arbeit hätte ihn geerdet. Die Gespräche mit den Senioren hätten ihm mal wieder vor Augen geführt, dass man sich selbst oft nur über Nichtigkeiten den Kopf zerbreche. "Aber ich habe auch gelernt, dass die Arbeit deutlich attraktiver ist als ihr Ruf", betonte Görtz. "Im Vergleich zu manch anderen Berufen ist die Altenpflege eine sehr faire und ordentliche Arbeit - auch finanziell", resümierte der Bürgermeister.

(beaw)
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