Xanten Von den Anfängen des Krankenhauses

Xanten · Zuerst war die Kapelle, dann kam das St.-Josef-Krankenhaus: So ist es in einer kürzlich erschienenen Broschüre nachzulesen, die Krankenhausseelsorger Ludger Thier in einer monatelangen Recherchearbeit verfasst hat.

 Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Derksen (li.) und Alfred Melters vom Förderverein stellen das Heft vor.

Krankenhaus-Geschäftsführer Michael Derksen (li.) und Alfred Melters vom Förderverein stellen das Heft vor.

Foto: Ostermann

Mit 280 Angestellten ist das St.-Josef-Krankenhaus Xantens größter Arbeitgeber. Gut 6000 stationär aufgenommene Patenten werden dort jährlich von etwas mehr als 30 Ärzten betreut. Vor 66 Jahren wurde der Grundstein gelegt - dort, wo sich heute der Altar der Kapelle befindet. Anders als in den meisten Fällen hierzulande gab es diese zuerst. Erst im Anschluss wurden der Untersuchungsräume, Patientenzimmer und Operationssäle gebaut. Krankenhausseelsorger Ludger Thier hat in einer lesenswerten Broschüre die Anfänge und die heutige Ausstattung der Kapelle zusammengefasst. Geschäftsführer Michael Derksen und Alfred Melters vom Förderverein haben das Heft vorgestellt.

Wer zunächst die Danksagung auf der drittletzten Seite des reich bebilderten Werks betrachtet, bekommt eine Ahnung von der, so Derksen, vermutlich monatelangen Recherchearbeit des Paters. Der Franziskaner wirkt seit 2010 als Seelsorger in dem Haus in der Hees. Das waldreiche Stück Land am Rande Xantens hat in der Neuzeit eine nicht gerade rühmliche Vergangenheit. Bis zu 1000 Arbeiter stellten dort während des sogenannten Dritten Reichs wie am Fließband Minen mit bis zu 700 Tonnen Sprengkraft her. Die Luftwaffe setzte sie im Seekrieg ein.

1942 kam es zu einer großen Explosion, bei der 43 Menschen starben. Später, jedoch bevor die Anlagen bei Bomberangriffen der Alliierten völlig zerstört wurden, war die Fabrikation nach Thüringen verlegt worden.

Nach dem Krieg waren es zwei Schwestern, die dort große Aufbauarbeit leisteten. Sie gehörten der von der seliggesprochenen Regina Protmann im Jahr 1583 im Dom von Bamberg gegründeten Ordensgemeinschaft der Heiligen Katharina von Alexandrien an und waren gegen Kriegsende vor den anrückenden russischen Soldaten vom Ermland bis nach Xanten geflohen. Dort war das seit 1855 von den "Töchtern vom Heiligen Kreuz" geführte Hospital mit seinem 1866 auf dem Gelände der heutigen Marienschule stehende Gebäude, das ebenfalls völlig ausgebombt worden war. Kranke und Verletzte wurden nur behelfsmäßig in der Lehrerinnenbildungsanstalt, dem heutigen Rathaus, versorgt. Es sollen zwei weibliche Sanitätsoffiziere der Engländer gewesen sein, die den Bau eines Krankenhauses in der Hees anregten, berichtet Pater Ludger.

Das letzte MunA-Gebäude diente den zwei Katharinenschwestern zunächst als Behelfskapelle, bevor Propst Friedrich Köster am 19. März 1952, dem Fest des Heiligen Josef dort, wo heute der Altar steht, den Grundstein für das neue Krankenhaus legte. Gebaut wurde erst die Kapelle, in der noch im Oktober desselben Jahres die erste Messe gefeiert wurde. Das Krankenhaus auf der Hees wurde erst vier Jahre später eröffnet.

Die deutschen Ordensschwestern haben in der Kapelle Spuren hinterlassen. Von den fünf Reliefs an der Brüstung der Empore tragen zwei die Wappen der Bistümer Münster und Ermland, zwei weitere mit den Attributen der Heiligen Katharina von Alexandrien sowie mit solchen auch der Seligen Regina Protmann und schließlich das Wappen des Heiligen Stuhls. Tabernakel, Ambo und Kerzenleuchter wurden Anfang der 70er Jahre aufeinander abgestimmt. Der hölzerne Kreuzweg stammt vom gebürtigen Oberschlesier Joseph Krautwald und die Skulptur der Gottesmutter Maria mit dem die (Teufel-)Schlange zerstörenden Jesuskind weist Ähnlichkeit mit dem heute im Surmondt-Ludwig-Museum in Aachen zu findenden Grupello-Darstellung aus dem 18. Jahrhundert auf, erklärt Pater Ludger. Bis hin zum leuchtenden Kreuz und der Marmorkugel auf dem Dach der Kapelle sowie dem markanten Glockenstuhl beschreibt er mit umfangreichem Wissen und klarer Sprache Geschichte und Interieur des Gotteshauses.

Eine lesenswerte Broschüre mit vielen Farbfotos des RP-Fotografen Olaf Ostermann, die neben den sonntäglichen Besuchern der 9-Uhr-Messe auch die Hees-Wanderer, die in der Kapelle eine Rast einlegen, eine schöne Informationsquelle sein wird.

(hk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort