Xanten "Walter Bräu" - das Bier für die Heimat

Xanten · Walter Hüsges braut bei sich daheim in Büderich sein eigenes Bier. Dabei geht alles von Hand. Die Brauart ist typisch niederrheinisch. Für die Produkte der Branchen-Riesen hat er nicht viel übrig. "Das ist doch alles Massenware", sagt er.

 Walter Hüsges führt in seiner Brauerei mittlerweile sieben eigene Biersorten. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Walter Hüsges führt in seiner Brauerei mittlerweile sieben eigene Biersorten. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Foto: Stoffel, Arnulf (ast)

Walter Hüsges versucht, das entsprechende Etikett auf die frisch abgefüllte Flasche "Weseler Brückenschlag" zu kleben. Es funktioniert nicht richtig, das ärgert den Braumeister. "Das muss ich sofort beanstanden, das geht so nicht." Die Liebe zum Detail zeichnet diesen Mann aus, die Liebe zum Bier. "Das Beste am Wein ist das Bier danach", ist so ein Spruch von ihm. Hüsges weiß alles über das Lieblingsgetränk der Deutschen, kann jede Frage beantworten und diskutiert außerdem auch leidenschaftlich gerne über die Marken-Produkte der Branchen-Riesen. "Diese Biere schmecken doch heutzutage alle gleich. Das ist Massenware, da macht das Herstellen keinen Spaß mehr." Ihm selbst macht das Thema Brauen aber auch mit 64 Jahren noch Spaß. Kein Wunder. Schließlich hat er seine Brauerei bei sich zu Hause.

Hüsges begann im Alter von 14 Jahren eine Lehre zum Brauer und Mälzer. Anschließend studierte er in Berlin und machte sein Diplom zum Braumeister. In den folgenden Jahren arbeitete er bei großen Brauereifirmen in ganz Deutschland. So richtig heimisch ist der Niederrheiner, der in Willich bei Krefeld geboren wurde, aber erst wieder in Büderich geworden. Hier machte er sich vor acht Jahren selbstständig und braut seitdem zu Hause sein eigenes Bier - quasi in seinem Wohnzimmer. "Ich hatte zuvor schon so eine Art Hobby-Anlage. Daraus ist dann schnell mehr geworden", sagt Hüsges. Im Jahr 2013 schrieb der Büdericher Braumeister zum ersten Mal schwarze Zahlen. Mittlerweile beschäftigt er einen festen Mitarbeiter und verkauft das "Walter Bräu" im regionalen Einzelhandel.

Xanten: "Walter Bräu" - das Bier für die Heimat
Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Hüsges hat zwar auch Abnehmer in Bochum oder Wegberg. Doch er erwähnt es gerne und nicht nur einmal, dass er sein Bier vor allem für die Menschen vor Ort braut. "Bier braucht Heimat", ist noch so ein Merksatz von ihm. "Es ist doch verrückt, wenn Bier von München nach Hamburg oder umgekehrt transportiert wird. Im Urlaub trinkt man ja auch nicht etwas, das man von zu Hause mitgebracht hat, sondern das, was zu den Spezialitäten vor Ort gehört. So ist auch unser Bier für Leute, die hier wohnen", so Hüsges.

Er führt mittlerweile sieben eigene Biersorten in Büderich. Und da ist für jeden Geschmack etwas dabei. "Weseler Brückenschlag" und "Walters Landbier" sind helle Biere. Die dunklen Sorten, die ähnlich wie Altbier schmecken, heißen "Walters Rotbier" und "Walters Klosterbier". Dazu kommen noch "Walters Weizenbier", das "Hildegard-Bier", ein Dinkelbier mit 70 Prozent Dinkel-Anteil, sowie ein Starkbier, das je nach Saison entweder "Maibock" oder "Winterbock" heißt. Alle Biere bei "Walter Bräu" sind obergärig und nicht untergärig. Das heißt in der Laiensprache, dass die Hefe am Ende der Gärung oben sitzt. "Das ist die traditionelle Brauart am Niederrhein", erklärt Hüsges.

Das Besondere an der hauseigenen Brauerei in Büderich ist, dass alle Biere von Hand hergestellt werden. Das läuft dann ungefähr so ab: Zunächst entsteht aus Wasser und Malz eine Maische, die anschließend verschiedene Temperaturstufen durchläuft. Dabei wird die Stärke des Korns in Zucker umgewandelt. Dieser Vorgang dauert ungefähr drei Stunden.

"Ich schmeiße die Maschine meistens um fünf Uhr morgens an. Dann haue ich mich noch einmal drei Stunden aufs Ohr", sagt Walter Hüsges. Danach werden Festes und Flüssiges in der Maische voneinander getrennt, übrig bleibt der sogenannte Treber. Dieser muss daraufhin etwa anderthalb Stunden kochen. Unter Zugabe von Hopfen entsteht schließlich das, was der Fachmann "Bierwürze" nennt. Dieser Vorgang dauert rund acht Stunden.

Das Ganze kommt dann in den Gärbottich. Nun fehlt nur noch die Hefe, die den Zucker in Alkohol und Kohlensäure umwandelt. Zehn bis zwölf Tage später ist das Bier fertig und genießbar. Mithilfe der "Drei-Ventil-Multiflaschenabfüllanlage"- ein Wortungetüm - kommt es unter Druckausgleich schließlich in die Flaschen. "Diesen Apparat gibt es so nur einmal auf der Welt", sagt Walter Hüsges. Ein Freund hat ihn für ihn hergestellt.

Die verschiedenen Flaschen-Etiketten, die - wie eingangs schon beschrieben - von Hand auf die Flaschen geklebt werden, kommen von Jens Müller, einem Designer aus Wesel. "Wir haben schon eine Menge Arbeit. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich tue", sagt der Braumeister, und diese Zufriedenheit ist ihm vom Gesicht abzulesen.

Auf die letzte Frage des Tages hat Walter Hüsges übrigens eine besonders schnelle und eindeutige Antwort parat. "Am liebsten trinke ich mein eigenes Bier. Denn diese Marken-Produkte..." Die Liebe zum Detail, die findet der Büdericher dort einfach nicht. Die findet er bei seinem Heimat-Bier - und viele andere auch.

(RP)
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